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22 Polytrauma - Voelckel - Trimmel
22 Polytrauma - Voelckel - Trimmel
POLYTRAUMA - ALGORITHMUS
Wolfgang G. Voelckel, Helmut Trimmel
Hintergrund
Unter einem Algorithmus versteht man allgemein eine genau definierte Handlungsvorschrift zur
Lösung eines Problems oder einer bestimmten Art von Problemen in endlich vielen Schritten. Ein
Standard ist eine vergleichsweise einheitliche, weithin anerkannte und meist auch angewandte (oder
zumindest angestrebte) Art und Weise, etwas herzustellen oder durchzuführen, die sich gegenüber
einer anderen Art und Weise durchgesetzt hat. Eine Übertragung dieser Begrifflichkeiten in die
Medizin ist von dem Problem biologischer Systeme begleitet, die eine konstante Reproduzierbarkeit
oder Vergleichbarkeit nur bedingt zulassen. Somit wird es leicht verständlich, dass für die Behandlung
des relativ uniformen Krankheitsbildes „Kammerflimmern“ bereits seit mehr als 40 Jahren Standards
und Algorithmen definiert sind.
Anders verhält es sich beim Mono- und Polytrauma. Die Auswirkung des Traumas auf den
Organismus ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Ebenso wenig ist ein Trauma
standardisierbar bzw. in der gleichen Schwere reproduzierbar. So kann beispielsweise ein Sturz aus 3
m Höhe in einem Fall tödlich enden oder von schweren Verletzungen gefolgt sein; in einem anderen
Fall bleibt der Patient jedoch un- oder nur leicht verletzt.
Es ist das Verdienst von Shoemaker, der erstmals 1988 zunächst retrospektiv 260 Fälle von stumpfen
Traumen analysierte, Fehler und typische Problemkreise der Behandlung aufzeigte und einen
Entscheidungsbaum für das Traumamanagement entwickelte. In einer nachfolgenden prospektiven
Anwendung dieser Entscheidungshilfen war es möglich die Traumamortalität um den Faktor 10 zu
reduzieren.
Prinzipiell muss für das Trauma die gleiche Sorgfalt und Schulung gefordert werden wie dies im
Rahmen der CPR schon lange der Fall ist. Im deutschsprachigen Raum kann derzeit auf die
Richtlinien bzw. Algorithmen des Arbeitskreises für Notfallmedizin und Rettungswesen verwiesen
werden.
Erfassen der
Diagnostischer Block
Unfallsituation
Atemwegskontrolle
HWS Immbilisation
Sauerstoff 12 l/min
Großlumiger Zugang
Check Up
417
Notarztkurs Wiener Neustadt
Verdachtsdiagnose A
Polytrauma
A
Diagnostischer Guedeltubus ja
Atemwege frei?
Block Nicht Überstrecken !
ja Nein
Nein
Koniotomie
ja
B Atemstörung ? Maskenbeatmung
nein
Sauerstoff
10-12 l/min
Oxygenierung
Frühintubation
418
Notarztkurs Wiener Neustadt
Frühintubation
• Zusatzverletzungen
• syst. RR < 90 mmHg nach 2.000 ml Infusion
• instabiler Thorax, instabile Beckenfrakturen
• Fraktur von > 2 Röhrenknochen
ja
B Atemstörung ? Maskenbeatmung
nein
Sauerstoff
10-12 l/min
Spannungs- ja Dekompression
pneumothorax ? im 2.-3. ICR MCL
419
Notarztkurs Wiener Neustadt
ja
B Atemstörung ? Maskenbeatmung
nein
Sauerstoff
10-12 l/min
Spannungs- ja Dekompression
pneumothorax ? im 2.-3. ICR MCL
nein
Reanimation
C Zentraler Puls ?
bei Trauma
ja
ja
Spritzende Blutung ? Kompression
nein
Infusionstherapie
Vasopressor
Differenziertes Kreislaufmanagement
Kernfrage
Nein Kontrollierbare Blutung ? Ja
Fortschreitender Blutverlust
Blutung steht
Persistierende
Hypovolämie
Schädel-Hirn- Ohne SHT
Trauma
420
Notarztkurs Wiener Neustadt
nein
Check Up
Vitalparameter, Verletzungsmuster
Lagerung, Frakturimmobilisierung
Wundversorgung
421
Notarztkurs Wiener Neustadt
422