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Geologisches Gutachten Reschenbahn Webseite
Geologisches Gutachten Reschenbahn Webseite
Das vorliegende geologische Gutachten zum Bau der Reschenbahn wurde vom
Oberstaatsbahnrat Ing. Max Singer in den Jahren 1906 bis 1918 erstellt und umfasst
die Teilstrecke von Landeck bis Nauders.
Auf Grundlage dieses Gutachtens, welches 1918 um eine Variante von Tösens bis
Nauders ergänzt wurde, begannen im April 1918 die Bauarbeiten für die
Reschenbahn. Es wurden umfangreiche Baupläne erstellt, die Linienführung
festgelegt, Grundstücke enteignet und die Zustimmung aller Gemeinden
eingeholt. Zwischen Landeck und Tösens wurden weite Teile der Bahnlinie bereits
errichtet. Eisenbahntunnels, Bahngebäude, Brücken und Bahndämme wurden
gebaut, die teilweise noch heute existieren.
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges und der anschließenden Zerreißung Tirols ─ die
auch die Linienführung der Reschenbahn betraf ─ wurden alle Bauarbeiten
eingestellt. Am Ende des 2. Weltkrieges wurden nochmals kleinere Bauarbeiten
durchgeführt, die mit Kriegsende jedoch ebenfalls eingestellt wurden. Danach
geriet das Projekt der Reschenbahn größtenteils in Vergessenheit.
Am 18. September 2015 hat sich der Süd-Tiroler Landtag einstimmig für den Bau
der Reschenbahn ausgesprochen. Seither gibt es umfangreiche politische
Initiativen für den Bau der Reschenbahn, an der auch der Kanton Graubünden
interessiert ist, da sich durch die Anbindung an die Unterengadinerbahn auch eine
direkte Verbindung in die Schweiz ermöglichen ließe.
Da ein umfassendes geologischen Gutachten für die Reschenbahn von Ing. Max
Singer bereits erstellt wurde ― welches jedoch in Vergessenheit geraten ist ― hat
der Gefertigte dieses Gutachten im österreichischen Staatsarchiv ausgehoben
und die 134 in Kurrent handgeschriebenen Seiten transkribiert. Dabei wurden auch
die detailgetreuen Skizzen und Pläne übernommen. Allfällige Abweichungen von
der heutigen Rechtschreibung sind dem Originaltext geschuldet.
Ob seiner detaillierten Untersuchungen und Schlussfolgerungen, die sogar die
Lokalisierung allfälliger Baumaterialien in den einzelnen Bauabschnitten beinhaltet
und damit von einer geradezu modernen Nachhaltigkeit zeugt, ist dieses
Gutachten geeignet, als Grundlage für die nunmehr beschlossenen Studien einer
möglichen Trassenführung zu dienen und soll der öffentlichen Hand somit Zeit und
Geld sparen.
Das vorliegende geologische Gutachten für den Bau der Reschenbahn wird den
politischen Verantwortungsträgern des Landes, den betroffenen Gemeinden sowie
allen Interessierten kostenlos zur Verfügung gestellt.
Kapitel. Seite.
Geologisches Gutachten
für den
Bau der Eisenbahnlinie Landeck ― Mals.
I. und II. Das Inntal von Landeck bis zur Pontlatzer Brücke.
(Kristalline Zone)
A. Geologische Verhältnisse.
Von Bruggen bis unterhalb Zams ist das Sanna- beziehungsweise Inntal
beckenartig erweitert. Nördlich von Zams tritt der Inn aus den kristallinen Schiefern
in das Kalkgebirge über und das Tal verengt sich wieder auf seine normale Breite.
Die Einschnürungsstelle ist durch einen auffälligen Rücken von triadischem
Kalkfelsen gekennzeichnet, dem Rest einer alten Barre im alten Talrelief, oberhalb
welcher der Inngletscher das Landecker-Becken ausgekalkt hat.
Nach dem Abschmelzen der Gletscher ergossen sich die beiden Flüsse Rosanna u.
Inn ungefähr in ihrer heutigen Richtung in das bei Zams noch geschlossene Becken
und füllten es durch Ablagerung ihrer Geschiebe allmählich auf.
Die weitaus stärkeren Beiträge kamen aus dem Inntal, so dass sich vor dessen
Austritt aus dem Felsgebirge eine mächtige Terrasse in Form eines sehr flachen
Mündungsdelta's aufbaute. Nach der schließlichen Durchsägung des Fellsbarre
von Zams durch den Wasserfall des Inn, musste sich das Bett in den aufgelandeten
Massen rasch vertiefen, wobei es durch den Fluss gegen die linke Talseite gedrängt
wurde. So entstanden die Terrassen zu beiden Seiten des Inn, auf welchen die
Ortsteile Angedair und Perfuchs liegen. Zwischen der Oberfläche des alten
Inndeltas und dem gegenwärtigen Flussbett wurde durch seitliche Wanderungen
desselben zwei Unterstreifen ausgewaschen.
Tiefe unter die Flußsohle hinabreichen, oder ob im ungünstigsten Fall der erwähnte
Schliergrund die Herstellung eines Pfahlrostes erforderlich macht, läßt sich mit voller
Sicherheit nur für bestimmte Übersetzungspunkte und durch Sondierungen
feststellen.
A. Geologische Verhältnisse.
a.) Gesteinszonen:
Die Grundzüge der Tektonik der kristallinen Zonen zwischen Landeck und der
Pontlatzer-Brücke wurden im „Technisch-geologischen Bericht“ Nro. 2 erörtert.
Die technisch wichtigen Einzelheiten des Schichtbaues und der
Gesteinsbeschaffenheit bedürfen jedoch noch einer eingehenden Darstellung.
Die Spezialkarte der geologischen Reichsanstalt zerlegt das genannte Gebiet in
drei, beziehungsweise vier Gesteinszonen, welche Einteilung auch Professor Blaas
in seinem „geologischen Führer durch Tirol“ beibehält. Die nördlichste Zone besteht
aus quarz- und glimmerreichen Phylliten (Quarzphyllit) vom Habitus jener Gesteine,
die der Ingenieur schlechthin als festen Glimmerschiefer bezeichnet. – Ihr folgt eine
mittlere Zone von Muskovitglimmerschiefer, und eine südliche von Gneisphyllit, aus
welcher in der Karte 1:75.000 noch ein Zug fester Flasergneise ausgeschieden ist.
Die Begehungen des Bahngebietes zeigten, dass eine scharfe Abgrenzung der
Gesteinsarten nach lokalen Beobachtungen undurchführbar ist, da zwischen
denselben ganz allmähliche Übergänge, aber auch übergreifende
Wiederholungen der Gesteinsausbildung bestehen. Nach den jüngsten
Forschungsergebnissen über kristalline Schiefer steht diese Beobachtungstatsache
im vollen Einklang mit dem Gesetz der Gesteinsmetamorphose, die vom
Gebirgsrand gegen das Innere von Quarzphyllit zum Gneisphyllit allmählich
fortschreitet.
Zur leichteren Bezeichnung der einzelnen Felsarten wurde die Abgrenzung der
Karte 1:75.000, die aus großen Gesichtspunkten erfolgt ist, in die Karte 1:25.000
übernommen, nur ist der Zug der festen Flasergneise in Übereinstimmung mit E.
Sueß und Professor Blaas, als nicht vorhanden weggelassen.
Die Gesteine der nördlichen und der mittleren Zone bestehen im wesentlichen aus
Glimmer und Quarz. Bei den sogenannten Quarzphylliten sind die Bestandteile
häufig derart getrennt, daß der Quarz härtere Lagergänge und Knauern bildet,
der feinschuppige (serizitische) Glimmer aber die Lagerflächen in feingefüllten,
glänzenden, zusammenhängenden Häuten überzieht.
Beim Muskovitglimmerschiefer sind Quarz und weißer Glimmer ziemlich
gleichmäßig als Korn und Blättchen gemengt.
Die Gneisphyllite der dritten Zone bilden sich aus letzterem Gestein durch das
hinzutreten kleiner Feldspathkristalle, wodurch der im Namen aus gedrückte
Übergang zum Gleis entsteht. Die drei Mineralkomponenten erscheinen jedoch nur
in ganz kleinen Kriställchen, und hiedurch unterscheidet sich der Gneisphyllit
nachteilig vom deutlich bis grob kristallinen und als Baustein geschätzten
Flasergneis.
―4―
Der Schichtbau ist für die ganze Zone von Landeck bis zur Pontlatzer-Brücke durch
ziemlich gleichmäßig 80° Ost streichende, steil gestellte, vorwiegend gegen Süden
fallende Faltenzüge charakterisiert.
Wie die Skizze Nr. 2 zeigt, tritt bei dieser Faltung stellenweise auch steiles Nord-
Fallen auf und wo durch Bauten ein weniger eng gepresster Faltenbug
durchschnitten wird, sieht man auch flacheres Süd- und Nord-Fallen. Diese
Hauptform der Schichtung, welche den allgemeinen Streichen der ostalpinen
Faltung entspricht, gibt einen beiläufigen Überblick über die Gestaltung der
Böschungsverhältnisse. Felsböschungen erscheinen fast ausschließlich am rechten
Ufer, an welchem die Bänke vorwiegend steil bergauswärts fallen. Sofern bloß
Schichtung und nicht auch ausgeprägte Ablösungsklüfte in Betracht kommen,
ergeben sich die ungünstigsten Böschungsverhältnisse dort wo die Bahnachse zum
Streichen parallel läuft, die günstigsten wo sie dasselbe senkrecht durchschneidet.
Dement sprec hend finden sich die s teilsten natürlichen Felsw ände,
beziehungsweise Anschnittsböschungen der Reichsstraße nächst Landeck, wo Tal-
und Streichrichtung noch einen Winkel von 60° einschließen, so dass in kernigen
Felspartien die allerdings sehr bedenkliche Anlage von Halbgallerien möglich war.
– Dann wechselt die Neigung von Felsgehänge und Böschung mit dem
Schnittwinkel, der im Ganzen rasch abnimmt. Gegenüber der „Stapfener–Plaike“
läuft die Straße fast im Streichen der Felsbänke, und die Ausführung der
Steilböschungen bei der Tieferlegung der Reichsstraße war nur in Folge besonders
guter Beschaffenheit des Felsens möglich. Nichtdestoweniger erfolgte während
des Baus eine plötzliche Absetzung von mehreren hundert Kubikmetern, und auch
künftig dürften noch größere Räumungen notwendig werden.
Unterhalb der Pontlatzer–Brücke durchschneidet der Inn die Schichten wieder
nahezu rechtwinklig, das Tal zeigt infolgedessen neuerdings hohe, steile Felswände
―5―
Neben der Hauptlagerung nach O.W. bis W.N.W. streichenden Falten, zeigt das
Felsgebirge eine Stauchung im Streichen die von flacher, offener Wellung bis zu
engen vollkommen überschlagenen Falten schwankt.
Sie verrät den Einfluss eines sekundären Ost- West- Schubes auf das durch einen
Nord- südlichen Hauptschub bereits gefaltete Gebirge. Die Wirkung der beiden
Schübe hat sich verschieden geäußert: In dem vollkommen eingespannten
inneren Teil der kristallinen Scholle, dem Gneisphyllit, kam es zu einer bruchlosen
Kreuzfaltung nach beiden Schubrichtungen, aber unter ausgesprochenem
vorherrschen des Ost- West- Streichens. Die mittlere Zone zeigt bereits weit
vorgeschrittene Aufklüftungs-Erscheinungen und Faltenzerreißungen, wobei jedoch
der einzelne Gesteinsblock noch sein festes Gefüge behielt. Die ungünstigste
Einwirkung erfolgte auf die Randzone gegen das Sannatal: Hier war offenbar zur
Zeit des Ost- West- Schubes bereits die Möglichkeit leichten Ausweichens kleinerer
Gebirgsglieder gegeben, und es trat eine Doppelwirkung ein. Die genügend
eingespannten zusammenhängenden Partien des Quarzphyllites erfuhren eine
bruchloser Kreuzfaltung. Jene Gebirgsteile, die aber nach der Höhe ausweichen
konnten, wurden zwischen den festen Rizzen unter völliger Zertrümmerung
vollkommen umgefaltet, so dass ihr heutiges N– S– Streichen sprunghaft vom O.W.
Streichen der festgebliebenen Felsmassen abweicht. Das in die N.S. Richtung
umgefaltete Gestein ist bis ins kleinste Element zerdrückt, gewährt dem Wasser
ungehindert Eingang und liegt wie eine fremde Schuttmasse in den Falten der starr
gebliebenen, rizzenartig aus dem heutigen Oberflächenrelief aufragenden
―6―
Sobald der linke Lehnenfuß durch die Einnagung des Flusses angegriffen wird,
erfolgt ein Nachbrechen oder langsames Nachschieben der gelockerten oder
schon losen Massen, und hiedurch wird der Fluß genötigt, das zwar starre aber
todte rechte Ufer rascher anzugreifen, als das lebendige linke. So erklärt sich auch
die größere Steilheit des rechten Ufers, das mit Rücksicht auf das
Bergauswärtsfallen der Schichten unter normalen Verhältnissen flacher sein müßte,
als das linke. Die linke Lehn war für ein früheres Stadium der Innsohle bereits zur
Ruhe gekommen, das heißt sie war durch Bergstürze, Schlipfe und Rutschungen
entsprechend ihrem Gefüge geböscht worden. Die gegenwärtige rasche
Eintiefung an einigen Stellen des Inn und im Thialgraben löst aber neuerliche
erhebliche Lehnenbewegungen aus. Von diesem Gesichtspunkte ist die
Rutschlehne mit betoniertem Uferschutz unmittelbar oberhalb Landeck und die
Stapfener-Plaike zu betrachten. Ein unvorsichtiges Anschneiden benachbarter
Lehnenteile könnte ähnliche Erscheinungen zu Folge haben. Ganz besondere
Lehnenbewegungen vollziehen sich im oberen Thialgraben, in welchem sich ein
ungeheurer Muhrengang vorbereitet. Von der Mündung in den Inn bis gegen die
Kote 1.600 gleiten die zermürbten Schiefer beider Ufer längs der festeren Felskerne
―7―
in das Bachbett ab. Die Erscheinung wird durch den Quellenreichtum dieser
Region begünstigt. Oberhalb der Thialmühle, ca. 250m vom linken Innufer entfernt,
bildet der feste Felsgrund eine enge Klamm, welche sich beim Abgang der
durchwegs bestärkten Schuttmassen verklausen und notwendig zu einem
plötzlichen Muhrbruch führen muß. Daß in den letzten Jahrzehnten kein größerer
Muhrgang erfolgte, hat seine Ursache blos darin, daß das Inbewegungsetzen der
Schieferhänge augenscheinlich jungen Datums ist, und daß bei dem kleinen
Niederschlagsgebiet zum Losreißen und Auswerfen der Schuttmassen ein
besonders starker Wolkenbruch verbunden mit Schneeschmelze notwendig ist.
Vom „Neuen Zoll“ flußaufwärts ist die linke Talseite ziemlich vollkommen stabilisiert.
Die rechte hingegen zeigt eine bedenkliche Aufklüftung der Felsmassen, die hier
eine unruhige Lagerung an nehmen. Der Fuß der Lehne oberhalb des „Neuen
Zolles“ sieht aus wie mit losen Blöcken bespickt. Die Blöcke gehören aber meist
zum anstehenden Fels und die sonderbare Oberflächenerscheinung ist eine Folge
der schon erwähnten Lockerung des Gebirgsgefüges durch den Ost- West- Schub.
Steigt man an der Lehne aufwärts zum Steilabbruch des „Gachen Blick“, so findet
man immer kräftigere Spalten und Klüfte, bis sie in der Nähe des Gipfels weit
aufklafften und schliefbar werden. Der ganze schuttfreie Teil des Berges befindet
sich im Zustand völliger Auflösung und kann beim geringsten Anstoß
niederbrechen. Daß alle Vorbedingungen eines großen Bergsturzes vorhanden
sind, läßt sich zweifellos feststellen. Wann derselbe eintritt vermag niemand
vorauszubestimmen. Das Ereignis kann ebensogut während des Baues, wie nach
hundert Jahren eintreten. Die Erfahrung vom „Langentobel“ verweist die Trasse auf
das bei der vorhandenen Talbreite ziemlich sichere linke Ufer.
Von der „Gachen Blick“-Runse gegen die Pontlatzer-Brücke ist der Hang auf eine
längere Strecke vom Schutt der älteren Berg- und Felsstürze bedeckt. Wo der
blanke Fels wieder in der Straßenböschung erscheint, ist er nicht mehr zerklüftet
und bildet steile, standhafte Wände.
Die drei engsten Stellen des Talabschnittes liegen bei Schloß Landeck, bei der
Stapfener-Plaike (unterhalb des „Neuen Zolles“) und bei der Pontlatzer-Brücke. Sie
bezeichnen die Reste alter Barren im Taltrog des Inngletschers, oberhalb welcher
der Felsgrund auf beträchtliche Tiefe ausgekalkt ist.
a.) In der Enge bei Schloß Landeck ist der feste Fels des rechten Ufers nur auf eine
kurze Strecke, an schon oberflächlich kenntlichen Stellen erreichbar. Vielfach
setzen die Wände aber steil in die Tiefe. Der morsche Fels des linken Ufers liegt
zwischen der oberen Straßenbrücke und dem betonierten Uferschutz, ziemlich
nahe der Oberfläche, hat aber von da ab durch die Muhrgeschiebe des
Thialgrabens und die gegen Süden anschließenden Bergschlipfe und- Stürze eine
beträchtliche Überlagerung.
b.) Die steilen Wände am rechten Ufer gegenüber der Stapfener-Plaike dürften
wohl eine schmale Abrasionsstufe „b“ besitzen, die eigentliche Felssohle liegt aber
wahrscheinlich 10–20m unter Niederwasser.
c.) Bei der Pontlatzer-Brücke durchbricht der Inn den harten Gneisphyllit senkrecht
zum Streichen, und die günstigen Böschungsverhältnisse bedingen an und für sich
schon ein enges steilwandiges Flußbett. Die Felssohle liegt aber nur an der engsten
Stelle nahe dem Niederwasser.
―8―
Beim Bau der neuen Straßenbrücke geriet man nicht nur mit dem ersichtlich
ungünstig gelegenen linken, sondern auch mit dem unmittelbar an den Fels
geschmiegten rechten Widerlager in durchweichten Schlier, und war zur
Ausführung nicht veranschlagter Pfahlroste gezwungen. Zwischen den Stellen a.)
und b.) ist der Felsgrund am linken Ufer praktisch überhaupt nicht mehr erreichbar,
am rechten aber stets nur in unmittelbarer Nähe blanker Felsrippen oder Wände
(Vergl. Auch die Skizze Nr. 6).
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Beim Stadel (Nummer 704 der topographischen Karte) besteht das Ufer aus
blankem Gneisphyllit. An der Lehne trägt derselbe kleinere Auflagen von
lehmigem, sandig, schotterigen Material, das infolge von Durchnässung zur
Absitzung neigt. Der Fels verschwindet bei einer Holzriese unter eine gegen den Inn
zu steil geböschte, auf der Sandbank (der Karte) aufreihende Schotterterrasse.
Der Kopf nördlich Runs, an welchem dieselbe abschließt, ist Fels, die beckenartig
zurücktretende Runserau eine wahrscheinlich diluviale Auffüllung. Sie endet am
Nordrand der steilen Felsschroffen, welche bis nahe zur Pontlatzer-Brücke
unmittelbar vom Inn bespült werden, und dann aber dem Schuttfuß rasch
bergaufwärts ziehen. Der Felsuntergrund der Innsohle liegt daher mit Ausnahme
verhältnismäßig kurzer, schon oberflächlich kenntlicher Strecken in einer Tiefe, auf
welche bei Entwurf und Veranschlagung der Kunstbauten nicht mehr gerechnet
werden kann.
Von Landeck aufwärts begegnen wir zunächst bei Straßen-km: 152. 870/750 eine
zwischen Felsrippen eingelagerte größere Masse von gebundenem kantigem
Schutt mit eingelagerten runden Schottern und Blöcken aus dem Inn,
wahrscheinlich Reste eines vorgeschichtlichen Muhrbruches aus dem Thialgraben.
Es folgt bei Straßen-km: 152.4 50/90 eine Senke in den Steilwänden mit einer
kräftigen Decke von festgelagertem Schutt aus dem anstehenden Gebirge, den
Resten einer vom Inn durchfressenen Quetschzone (Vergl. S. 6).
Am Südende der steilen Felsböschungen der Reichsstraße schiebt sich eine
mächtige Trümmermasse kegelartig gegen das Innbett vor. (Straßen-km: 152.2 bis
151.8)
In der Beilage Nr. 2 zum Technisch-geologischen Bericht Nro. 2 ist sie als klassische
Zone eingezeichnet. Zwischen den ober der Straße befindlichen Gebäuden, der
„Jagglshütte“, und dem Inn zeigen die Anschlüsse anscheinend anstehenden,
wenn auch morschen Fels. Die eingehende Detailuntersuchung vom 31. Oktober
1906 erbrachte die Gewissheit, dass die ganze kegelartige Zone ein ungeheurer
Bergschlipf ist, in welchem große Felspartien trotz des Heruntergleitens und der
Zertrümmerung nur wenig aus der ursprünglichen Streif Richtung abgelenkt
wurden, daher den Eindruck von anstehendem Fels erwirken.
Infolge reichlicher Wasserführung (vergl. Seite 23) der oberen und gegen Landeck
gekehrten Kegelseite, dürfte der Quarzphyllit untertags vielfach stark zersetzt sein.
Auch die gegen Süden anschließende Moränenzone erscheint in der erwähnten
Beilage Nro. 2.
Sie besteht aus vorwiegend kleinstückigem Schotter und Schutt in fester bis harter,
lehmiger Bettung.
Diluvialen Ursprungs sind auch die großen, zum Teil lehmig gebackenen
Schottermassen bei der Holzbrücke in Straßen-km: 151.1 und die mit älteren
Sturzblöcken untermischten und von jüngeren überdeckte Ablagerung unter den
Schroffen beim Wirtshaus „Gigle“.
Am linken Ufer des Pitzbaches liegt gleichfalls eine mächtige, sandig-schotterige
Masse diluvialen Alters, die nach oben mit einem flachen Wiesenboden
abschließt. Sie steht durch kleine Schotterreste in Verbindung mit dem
ausgeprägten Grundmoränenrücken am rechten Ufer des Mühlbaches. Auch
dessen linkes Ufer und die Hauptlehne bis über „Altenzoll“ trägt kleinere diluviale
Terrassen.
Der Mühlbach ist zugleich der einzige Wasserlauf am rechten Innufer, der einen
nennenswerten Schwemmkegel aus abgespültem Moränenmaterial aufgeschüttet
hat.
Die letzte große Schuttmasse vor der Pontlatzer-Brücke liegt unter dem „Gachen-
Blick“ (Straßen-km: 145). Sie baut sich — vielleicht schon über Bergstürze aus der
Diluvialzeit — aus jüngeren abgestürzten Blöcken des normalen und des durch
Serpentin-Injektion grün gefärbten Gneisphylites auf, und läßt jederzeit
beträchtliche neuerliche Felsstürze erwarten.
Die linke Talseite ist — wie schon die flachere Neigung und dichte Wald- und
Wiesendecke anzeigt — reicher an Schuttmassen als die rechte. Die
Unterscheidung zwischen anstehendem Fels und losen aufgelagerten Massen ist
― 11 ―
aber insbesondere bis zum „Gromlachhaus“ nur auf Grund genauer Untersuchung
möglich.
Das Südende der besiedelten Landecker Terrasse schließt nächst der oberen
Brücke an die Hauptlehne an, welche aus dem zerdrückten durch den Ost-West-
Schub umgefalteten und reichlich wasserführenden Fels besteht. Die
Anlagerungsgrenze ist durch die Bautätigkeit verwischt, doch liegt der ganze
bogenförmige Bruchrand des großen Schlipfes über dem betonierten Uferschutz
schon in der zerrütteten Felszone, die sichtbar bis zum linken Ufer des Thialgrabens
zieht, aber infolge ihres Wasserreichtums noch kleinere ausgerutschte Massen mit
dem charakteristischen Schlipfprofil aufweist.
Nur die bereits abgeglittene Masse ist im geologischem Sinne als Schutt zu
betrachten. Bautechnisch ist der zerdrückte Fels hier allerdings nur um ein geringes
besser.
Beide Ufer des Thialgrabens weisen an der Mündung terrassenartige Reste eines
Muhrkegels auf, welcher den Inn gestaut hatte und dann wieder fast gänzlich
abgetragen wurde.
Vom rechten Ufer des Thialgrabens bis zu jener Runse der topographischen Karte,
die von der Kote + 1126 ausgeht, zieht sich eine vorwiegend aus großen Blöcken
bestehende Schuttzone, aus welcher etwa 60m über dem Galmiger-Weg der
anstehende Fels aufragt.
Ihre Entstehung ist zum Teil auf Bergschlipfe, überwiegend aber auf freie Bergstürze
zurückzuführen. Von Nord– gegen Süd nimmt die Festigkeit der Blöcke im
allgemeinen zu, der Wasserreichtum ab, so daß auch das Innere dieser
Trümmermassen gegen Süden weniger zersetzt sein dürfte. Der Fuß gegen den Inn
― 12 ―
besteht durchwegs aus großen, festgelagerten Blöcken, die auf einfache Weise in
künstlichem Verband gebracht werden könnten.
Von der obgenannten Runse bis zu der dem „Kellerle“ benachbarten ist der
Haupthang ziemlich schuttfrei. Am Ausgang der vier Runsen liegen kleine
Aufschwemmungen, die auf der „Gromlach-Terasse“ aufruhen. Die letztere
besteht aus lehmigen Schottern, zeigt infolge des scharfen Angriffs durch den Inn
die E rsc h einung d es so g enan nt en „ Gr uch nf eis “ kan n ab er kein e
Bauschwierigkeiten verursachen.
Vom „Gromlachhaus“ bis zu dem gegen Nordwest vorgeschobenen Gehöft auf
dem „Urgener-Kegel“ folgt eine Region großer, fester Sturzblöcke, zum Teil von
bedeutenden Abmessungen. Der Verband der Masse ist ein so inniger, daß das
angefressene Innufer Böschungen aufweist, die infolge ihrer Steilheit nach
Schichtenplan oder Querprofil für Fels gehalten werden könnten.
Die überaus breiten Anlandungen des alten „Urgbach“-Kegels bestehen aus
gebundenen groben Muhrschottern, die bei der Ortschaft „Urgen“ sogar
hochwandige, steile Böschungen gegen den Inn bilden.
Die linke schattenseitige Lehne ist schon in Folge ihre ausgedehnten, durchlässigen
Schuttdecke und der vorwiegenden Bewaldung wesentlich wasserreicher als die
rechte.
Die Zone der umgefalteten und zerquetschten Quarzphyllite vom Grat zwischen
Sanna und Inntal bis zur Runse P. Nro. 751, ist naturgemäß das quellenreichste
Gebiet. Größere Wassermengen sind am linken Ufer des Thialgrabens bereits
gefaßt, liefern aber ein sehr häufig durch erdige Bestandteile und
Glimmerblättchen getrübtes Wasser, ein Mißstand, an welchem nach Ansicht der
Landecker die bekannte Unruhe des Geländes Schuld trägt.
In der Höhe 1400 – 1500, dann bei 1300m wären Wasserfassungen von 5 – 7,
beziehungsweise 2 Sekundenliter auf anscheinend noch ruhigem Gelände
durchführbar. Immerhin würde es sich empfehlen, vorher zu untersuchen, ob die
Trübung in den bestehenden Leitungen auf mangelhafte Erfassung oder
tatsächlich auf Geländebewegungen zurückzuführen ist.
Am Fuß der Lehne von der oberen Landecker Brücke bis zur Runse 751 entspringen
zahlreiche kleine Wasseradern, die vor der Ausführung von Erdbauten unschädlich
abzuleiten wären.
Der Quellenreichtum dieses ganzen Gebietes kommt dem „Thialbach“ zugute,
über welchen auch schon das Wichtigste in früheren Abschnitten enthalten ist.
Wiederholend mag nochmals auf die eminente Muhrgefahr infolge der
ausgedehnten Schuttbewegungen, des Holzreichtums der rutschenden Lehnen
und der zur Verklausung wie geschaffenen Felsklamm nächst der Mündung
hingewiesen werden. Kleine Muhregänge können in dem geschlossenen Bett
unschädlich abgehen, und blos eine vorübergehende Stauung des Inn bewirken.
Der „Urgbach“ hat sich im Anschluß an sein Felsbett ein schon von der Kegelspitze
an gegen Ausbruch gesichertes Bett in seine früheren Auflandungen eingefressen.
Bei Ausführung einer genügenden Lichtweite besteht keine Gefahr für den
Bahnbestand. (Vergl. Skizze Nro. 9)
Ein gleiches gilt für den benachbarten „Mezan“- oder „Zan-Bach“. Von da ab bis
zur „Pontlatzer-Brücke“ besitzt auch das linke Ufer keinen ausgebildeten Wasserlauf
mehr, sondern blos Runsen von Charakter kleiner periodischer Wildbäche. An
Quellgebieten, aus welchen Wasser für Bahnzwecke entnommen werden könnte,
kommen nur der südliche obere Teil der „Stapfener-Plaike“ und die Lichtung mit
den drei Quellenzeichnungen „Q“, nördlich des Punktes 1501, der topografischen
Karte in Betracht.
Die linke Lehne des Inntales gibt sich dem kundigen Auge des Bauingenieurs sofort
als „schlecht“, als unruhig zu erkennen. Worin die Gefahr liegt, welche Folgen ein
bestimmter Bauvorgang nach sich ziehen kann, läßt sich nur nach dem
geologischen Aufbau des Geländes beurteilen. Für die Trassenführung von der
Station Landeck bis gegen Straßen-km: 152.0 kommen drei scharf
― 15 ―
1.) Die dem Felsgebirge vorgelagerte Schutt-Terrasse des alten Inndeltas (Seite
1 bis Seite 3 dieses Gutachtens), in welcher keine geologischen
Schwierigkeiten bestehen, die technisch durchaus gutartig ist, und deren
Untergrund im schlimmsten Falle pilotierte Fundamente für die Innbrücke
erheischt.
2.) Das anstehende, aber durch Umfaltung völlig zermürbte Felsgerüste der
linken Talseite, das durch die rasche Eintiefung des Inn zum Teil in unfertiger,
weil noch zu steiler Böschung steht, von eindringenden Wässern durchsetzt
wird, und sich durch Abgleiten der zermorschten Massen auf den festen
Felskernen entlastet. Die größte Gefahr solcher Bergschlipfe besteht
zwischen den südlichsten Häusern von Landeck – Perfuchs und dem
Thialgraben. Der Zeitpunkt und der Umfang einer solchen Felsbewegung ist
unberechenbar, da der Verband der Quetschmassen mit den harten
Kernen nicht feststellbar ist. (Über die Ursachen vergl. Seite 5 bis Seite 7)
Das technische Verhalten dieser Massen ist schon durch ihre Herkunftbezeichnung
gekennzeichnet, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß die Wasserführung
zwischen der oberen Brücke und dem Thialgraben am größten ist, südlich
desselben abnimmt und auch an Gefährlichkeit verliert, weil das Materiale in
gleicher Richtung immer gröber und blockreicher wird (Bergsturz). Wie sich lose,
allfällig durchweichte Massen glimmerreicher Gesteine bei der Ausführung von
Baugruben oder Einschnitten verhalten, ist bekannt. Gerade die am Südende der
Enge kegelartig vorquellenden Blockmassen (Seite 10 und 10/12) bieten trotz ihres
― 16 ―
bedenklichen Aussehens keine Gefahren. Der Beweis hiefür liegt in dem steilen
Profil, das der Inn in die ursprünglich in Verbindung gestandenen Blockmassen
eingefressen hat.
Jeder Eintiefung „e“ entspricht aber ein zunächst schlipfartiges, dann allmähliches
Nachbrechen des gelockerten Ufers. (In der Schutt-Terasse unterhalb der
nördlichen Strassenbrücke ist dieser Prozeß, der auch für Schuttufer gilt, infolge der
horizontalen Wanderung des Flußbettes und oberflächlicher Erhärtung des
Materiales zum Stillstand gekommen und hat unfertige Böschungen hinterlassen)
Nimmt man also das Gefahrenmoment von Abbrüchen des felsigen aber
zerdrückten Lehnmaterials „2“ in Kauf und sucht dasselbe allenfalls durch
Entwässerungsstollen und Entlastungsböschungen zu mindern, so wäre der Bau
einer offenen Linie am linken Ufer unter folgenden Bedingungen durchführbar.
1.) Ausreichende Höhe und Lichtweite bei der Übersetzung des Thialgrabens;
wobei die Konstruktions-Unterkante mindestens 5m über der bestehenden
Wegbrücke liegen; die Lichtweite ca. 25m betragen müsste.
Die Linie ist also in der Hauptsache auf zu stützenden, das Gelände blos
belastenden Kunstbauten zu führen, die entweder zur Vermeidung eines
durchlaufenden Längsschlitzes viaduktartig mit breiten Pfeilern und unter dem
Gelände liegenden Sparbogen, oder in kurzen, sorgfältig an das Gelände
angemauerten Stücken („Ringen“) als geschlossene ¼ füßige Stützmauern,
ausgeführt werden können.
_______ . _______
_______ . _______
Die offene Linienführung am linken Innufer ist also rein bautechnisch betrachtet
möglich.
Die hohe Übersetzung des Thialgrabens würde aber entweder zum Überschreiten
der Höchststeigung von 15‰ zwingen, was betriebstechnisch unzulässig ist, oder zu
ganz besonderen baulichen Schwierigkeiten im Ortsbereich führen, welche im
Vereine mit den vielen Nebenanlagen die Baukosten außerordentlich erhöhen
würden.
Vom Erhaltungsstandpunkt sprechen sowohl die Gefahr katastrophaler
Bergschlipfe und Muhrgänge, wie das nicht aufhaltbare, stetige Talwärtsschieben
des Bahnkörpers gegen die Linienführung am linken Innufer.
Mit Rücksicht auf die geologischen Verhältnisse dieses Ufers muß auch von der
Anlage von Tunnels abgeraten werden.
Es ergibt sich somit die Notwendigkeit, die Möglichkeit einer Trassenführung am
rechten Ufer zu untersuchen.
_______ . _______
Über den von seiten der k.k. Eisenbahn-Baudirektion bereits in Erwägung gezogen
ca. 2 km langen Tunnel von der Station Landeck bis oberhalb des Jaggelshütten-
― 19 ―
Die dritte Möglichkeit der Einfahrt in das Inntal wäre die Trassenführung links der
Arlbergbahn unter Unterquerung der Reichsstrasse, wobei die Linie auf dem
rechten Innufer bleiben würde. Geologische Schwierigkeiten bestünden hiebei
nicht.
Die technische Durchführbarkeit dieser Lösung kann mangels aller Behelfe nicht
überprüft werden. Augenscheinlich größere Kosten würde die Stadtbahn-Strecke
knapp unter den Häusern am rechten Ufer des Inn verursachen. Diesem
Mehrerfordernis und der mutmaßlich wegen Erschütterung der Dependance des
Hotel Post zu zahlenden Entschädigung stünde die Ersparnis zweier Innbrücken
gegenüber. Am Felsufer des Inn ist die offene Führung dadurch erschwert, daß
keine Einengung des Flusses stattfinden darf und daß größere Felssprengungen
den Verkehr auf der Reichsstraße und die ohnehin schon bedenklichen
Halbgallerien gefährden würden. Hingegen bestehen für die Ausführung eines
Lehnentunnels mit genügender Fleischstärke ziemlich günstige Verhältnisse. – Um
die Tunnellänge nicht übermäßig zu vergrößern, wäre die Bahn offen um die
Schuttmasse Straßenkm: 151.8 – 152.2 zu führen.
Dies bedingt zumindest die Freihaltung und Befestigung des bestehenden
Innprofiles, die leicht durchführbare Ableitung der den Schutt durchnässenden
Quellwässer (Vergl. S. 13), und den Einbau verstärkter, bis auf Strassenhöhe
reichender Futtermauern.
Da die Schuttmasse aus teilweise hausgroßen, abgesessenen Felstrümmern
besteht, ist keine eigentliche Rutschung zu befürchten. Das langsame Verschieben
findet jedoch auch hier statt, wodurch zum Beispiel die den scheinbaren Fels
verkleidende Futtermauer der Reichsstrasse zerschoben wurde.
― 20 ―
Mit der Klarstellung und Zergliederung der geologischen Schwierigkeiten und der
Formulierung der hievon unmittelbar abhängen Bau-Maßnahmen ist die
Grundlage für eine rein technisch-wirtschaftliche Entscheidung über die Frage der
Einfahrt in das Inntal gegeben.
b.) Stationsplätze:
Für die Anlage einer Betriebsstation zwischen Landeck und Prutz sind zwei
geeignete Plätze vorhanden: Am rechten Innufer an der Mündung des Pitzbaches
östlich von Fliess, am linken Ufer der Urgerau. Beide Flachböden sind
grobschotterige – blockige Auffüllungen oberhalb des alten Urgbachkegels und
tragen die jüngere Schwemmkegel des Pitz- beziehungsweise des Zap-Baches
(Vergl. Seite 12).
Die Urgerau bildet hinsichtlich der Höhenlage, des Grundwasserstandes und der
Einfahrt in den Tunnel zur Umgehung der Stapfener-Plaike die günstigeren
Verhältnisse.
Um die Linie gegen einen allfälligen Bergsturz vom „Gachen Blick“ wirksam zu
schützen, müßte die schmale Runser-Felsnase durchtunnelt und die Nivellette
soweit gehoben werden, daß eine Umfahrung der Runser-Au an der Hauptlehne
möglich wird.
Dies bedingt aber auch in der Fortsetzung einen Tunnel durch das Nordende der
linksufrigen Pontlatzer Schroffen.
3.) Baustoffe:
a.) Sand:
Trotzdem die Linie zwischen Landeck und der Pontlatzer-Brücke entlang des Inn
läuft, ist die Beschaffung reschen guten Mauersandes ziemlich umständlich.
Die gegenwärtigen Flußablagerungen enthalten viel feinen backenden Wellsand,
doch kommen auch Lagen reschen Mauersandes vor, dessen Gewinnung nur
durch die eingelagerten Mugel und Blöcke erschwert ist.
Versuchsweise Aufdeckungen in den breiten Beckenauffüllungen und den
niederen Vorterrassen der Lehne werden genügend ausbeutungswürdige Lager
ergeben.
Die diluvialen, über die heutigen Flußsohle liegenden Ablagerungen versprechen
nur zum Teil eine Ausbeute an Sand, da die lehmige Grundmoräne vorherrscht.
Aus den Schwemmkegeln der Seitenbäche dürfte sich infolge des vorherrschend
glimmerreichen und bei dem kurzen Talweg groben Materiales nur wenig
geeigneter Sand gewinnen lassen.
b.) Schotter:
Der Bedarf an Bahnschotter für die Umgebung von Landeck läßt sich – falls von der
Zufuhr mittelst Schotterzügen abgesehen wird – aus der alten Deltaterrasse durch
Schlägeln des vorwiegend gröberen Schuttes decken.
Der Inn enthält wenig für Bahnschotter geeignete Lagen, die gleichfalls in den
Anfüllungen der Talweitungen und in den Niederterrassen zu suchen sind.
Hingegen liefern die glazialen Ablagerungen gute Grubenschotter, insbesondere
am linken Ufer des Pitzbaches.
Gegen die Herstellung von Schlägelschotter aus gesundem Quarzphyllit,
Glimmerschiefer und Gneisphyllit ist nichts einzuwenden, doch besitzt der
Gneisphyllit von diesen Gesteinen die günstigsten Eigenschaften.
Eckiger, grober Schotter dürfte sich auch in den Schwemmkegeln der Seitenbäche
und Runsen finden.
Für Strassenherstellungen kommen neben den backenden Grubenschottern aus
den Diluviallagern nur Kalkschotter aus der Gegend von Zams, wo der Kalk auf das
rechte Innufer übergreift, in Betracht.
Kalk – und Dolomitschotter ließen sich aber auch in beliebigen Mengen von
beiden in Innufern zwischen der Pontlatzer-Brücke und der Entbruck erzeugen.
c.) Baustein:
Der Umstand, daß die Pfeiler des Inn-Viaduktes der Arlbergbahn aus Kalkstein
gemauert sind, läßt darauf schließen, daß die Ergiebigkeit der Landecker-
― 22 ―
Deltaterrassen eine geringe war. Da die Einschnitte der Arlbergbahn über dem
Straßenniveau und in beträchtlicher Radial-Entfernung von der eigentlichen
Talmündung liegen, werden die Aufschlüsse der Vinschgaubahn wesentlich
blockreicher sein.
Der anstehende Quarzphyllit der rechten Talseite ist für die Steingewinnung nicht
besonders geeignet, da die ebenen Schichten äußerst glatte, glimmerige
Lagerflächen besitzen, an welchen der Mörtel nicht haftet. Bei den ohne Bruch
verknittert gefalteten Bänken ist dieser Übelstand weniger fühlbar, insbesonders wo
reichlich Knauern und Gänge vom Quarz auftreten. Der Quarzphyllit läßt nur eine
ziemlich rohe Bearbeitung zu, doch ist die Herstellung kleinerer Quadern aus
ausgesuchten Stücken möglich. Für diese Zwecke dürfte sich auch das kleine
Vorkommen des harten Eruptionsgesteines nächst der Landecker-Kirche eignen.
Der Glimmerschiefer der mittleren Zone besitzt dieselben technischen
Eigenschaften, wie der Quarzphyllit.
Der Gneisphyllit ist im allgemeinen fester und besser zu bearbeiten, auch die
Mörtelanhaftung ist größer, doch eignet sich auch dieses Gestein nicht zur
Erzeugung größerer Quader, die wahrscheinlich aus erratischem Flasergneis oder
Granit des Kaunser-Tales zu beschaffen sein werden. Einschlägige Erhebungen
wurden nicht durchgeführt.
An der linken Talseite befinden sich zwei große Blocklager, die viel Bausteine liefern
können. Das eine liegt gegenüber Strassen-km: 151. 6/8 am Gallmiger-Weg, das
zweite befindet sich östlich des Gromlachhauses und dürfte auch
Hornblendeschiefer enthalten.
Mit Ausnahme der Zonen des gedrückten Gesteines wird sich an dem wenigen
Stellen, an welchen das linke Ufer blanken Fels zeigt, Bruchstein gewinnen lassen.
Am Ostende der Stapfener-Plaike führt der Hornblendeschiefer auffallenderweise
Einlagen von kristallinen Marmor, die sich bei genügender Ausdehnung vielleicht
zur Erzeugung von Bruchstein und Weißkalk verwerten ließen.
Der Gneisphyllit zwischen Runs und der Pontlatzer-Brücke eignet sich jedenfalls zur
Anlage von Steinbrüchen.
Leicht bearbeitbarer Kalkstein wäre an beiden Ufern zwischen der Pontlatzer-
Brücke und Entbruck vorhanden.
Im Ganzen ist daher lagerhafter Bruchstein und rauher Schichtenstein überall in
ausreichender Menge und mit geringen Verführungsweiten zu beschaffen.
In den vorangehenden Ausführungen sind alle die Trassenführung und den Bau
beeinflußenden wesentlichen geologischen Verhältnisse vollkommen klargelegt. Es
bedarf daher für diese Zwecke keine Sondierungen, und damit wird der erste,
wenn auch kleine wirtschaftliche Erfolg der geologischen Bodenuntersuchung
greifbar. Der volle Wert derselben kann sich erst während der Bauausführung und
insbesondere bei der Erhaltung der Linie geltend machen.
Für das Detailprojekt sind wohl noch Einzelnheiten festzustellen. Die meisten kann
der Gefertigte schon heute mit Sicherheit und ohne Schurfarbeiten beantworten.
Die übrigen lassen sich mit äußerst kleinem Kostenaufwand durch wirklich
planmäßig angeordnete Sondierungen unschwer feststellen.
Die Strecke Landeck — Pontlatzer-Brücke enthält für denjenigen, der sich die
vorstehenden Ausführungen zu eigen gemacht hat, keine Unbekannten mehr. Sie
― 23 ―
Geologische Trasse:
1.) Von Landeck links der Arlbergbahn und auf's rechte Innufer abschwenkend,
längs desselben zu den Schroffen von Schloß Landeck. Von hier falls möglich
offen – sonst im Lehnentunnel, aber stets unter ausreichender Hochführung
der Nivellette gegenüber und ober dem Thialgraben zu der offenen zu
umfahrenden Schuttmassen, Strassen-km: 152.2 – 151.8
(„Jaggelshütten“schlipf)
1a) Als Variante:
Die nur als Regiebau ausführbare offene Linienführung auf dem linken Ufer, mit
einem selbst bei Einhaltung der Forderungen S. 16 bis 17 bedeutendem Risiko für
Bau und Erhaltung.
2.) Vom Ostende der Schuttmassen die geologisch indifferente Talstrecke bis zur
Stapfener-Plaike. Am rechten Ufer, mit Ausnahme des ersten Kilometers, mit
großem Aufwand an Mörtelmauerwerk und bedeutenden Felssprengungen,
am linken Ufer vorwiegend als Erdarbeit verbunden mit Flußbauten.
4.) Von da ab bis zum Sturzbereich des „Gachen Blick“ wieder eine geologisch
indifferente Talstrecke. Das linke Ufer ist technisch vorzuziehen.
6.) Von da ab eine geologisch indifferente Talenge, in welcher die Wahl der
Talseite von der Linienführung flußaufwärts der Pontlatzer-Brücke abhängt.
_______ . _______
Die Störungslinien dürften sich infolge der unbedeutenden Eingriffe des Bahnbaues
in das Felsgebirge technisch kaum bemerkbar machen. Die größte ist der
ausgewitterte Nordrand der Hauptüberschiebung, welcher von „Ober-Asters“ zum
„Außergufler“ läuft. Eine zweite Dislokationslinie ist durch die Prutzer- und Obladiser-
Mineralquellen gekennzeichnet.
_______ . _______
2.) An die obgenannte Grenzrunse schließt die Zone der großen Kalkblöcke;
anstehender Kalkfels wird nicht berührt.
4.) Gegen Süden hebt sich ein Schroffen hellgrauer fester und dunkler, thoniger,
zugleich mehrblättriger Bündner-Schiefer über die Depression oder Phyllite.
Das mürbe Gestein ist stark gestört und neigt zu Ablösungen. Infolge der
geringen Wandhöhe kann keine erhebliche Gefahr für die Bahnanlage
entstehen.
Von da ab wird in Bahnhöhe an der rechten Lehne der Prutzer-Talweitung
kein Fels mehr angetroffen.
Am linken Ufer:
1.) In der ganzen Strecke von der Pontlatzer-Brücke bis zu den nördlichsten
Häusern von „Entbruck“ ist das Anfahren von Felsen ausgeschlossen.
― 26 ―
2.) Von diesen Häusern, (zwischen welchen der Weg zu den „Astershöfen“
durchführt) gegen das „Quarzitriff“ steht grauer, meist fester Kalkstein an.
Eine große Scholle desselben wird als Steinbruch abgebaut.
3.) Der Kalk wird vom Quarzitkomplex unterteuft, welcher sowohl bunte,
dünnblättrige Schiefer, als standfesten, gebankten Quarzit umfaßt. Er reicht,
mit Ausnahme des „Riffes“ zumeist von Moräne bedeckt, bis zum
„Wolfsbach“.
4.) Vom „Wolfsbach“ bis zum Felsrücken + 1038 besteht der Hang aus grauen,
bald kalkreichen, bald quarzreichen petrographisch mannigfaltigen
Bündner-Schiefern. Eine kleine Strecke weit sind ihnen unbedeutende Reste
diluvialer Konglomerate und Sandsteine angelagert.
Die vom Inn bespülte Nase ist von äußerst ungünstigen Ablösungsklüften (str. 30°
West, f 70° Ost) durchzogen, welche zur Bildung überhängender, sturzgefährlicher
Wandpartien führten.
Die Lehnen, welche den Boden der Prutzer-Talweitung umrahmen, sind mit
Ausnahme der im vorigen Abschnitt genannten Steilflächen von Schutt bedeckt.
Unter den linksufrigen Schroffen des Gneisphyllites liegt festgebackenes Blockwerk,
die sanfter geneigten Hänge der lepontinischen Gesteine sind fast durchgängig
von lehmiger, harter Grundmoräne überzogen. Der alte Inngletscher hat hier ein
tiefes Becken ausgeschliffen, das vor dem Durchbruch der Gewässer längs des
heutigen Inntales als Gletschersee mit feinem Schlier, Sand und Schotter aufgefüllt
wurde. Gegenwärtig tauchen die geneigten Felslehnen mit ihrem Überzug von
G r u n d m o r ä n e e r s t o b er h a l b d e r f l a c h e n , a b e r w e i t a u s g ed e h n t en
Aufschwemmungen des „Faggenbaches“ empor. Der eigentliche Felsgrund liegt
in ungewöhnlich großer Tiefe, auf welche bei Bauanlagen keine Rücksicht mehr
genommen werden kann.
Eine feste Ziffer läßt sich bei den Eigenheiten der Gletscher-Eroysion nicht
angeben.
Bei der Pontlatzer-Brücke mag der Fels gegen 20m unter der Flußsohle liegen. Im
Prutzer-Becken dürfte dieser Wert auf mehr als das doppelte ansteigen, am
Übergange in das normale Inntal bei der Felsnase + 1038 im halben Abstand der
Hauptlehnen wieder auf 15—20m sinken. Unmittelbar an der vom Inn
angegriffenen Wand der Nase liegt die Abrasionsstufe beträchtlich höher, kann
aber noch immer 6–8m Überlagerung besitzen.
Für die Zwecke des Bahnbaues dürften diese unbestimmten Angaben genügen.
Genaueres läßt sich nicht angeben, da blos die negativen Erfahrungen von
ausgeführten Bahnbauten, bei welchen der Felsboden nicht gefunden wurde
vorliegen.
Erst die positiven Ergebnisse einer systematischen Abbohrung eines Beckens
würden es ermöglichen bei künftigen Voraussagen ohne neuerliche Bohrungen
verläßliche Werte zu ermitteln.
― 27 ―
Entsprechend der tiefen Lage des Felsgrundes spielen die Auffüllungen in der
Prutzer-Talweitung eine wesentlich größere Rolle als im Engtal gegen Landeck.
Sie ermöglichen es die Trasse fast durchwegs auf Schwemmland zu führen und sie
hiedurch von dem komplizierten Bau des Felsgebirges unabhängig zu machen.
Von der Pontlatzer-Brücke bis zur Verbindungslinie der „Asters-Höfe“ mit Punkt +
1053 südöstlich des „Untergufer“ liegen die Auffüllungen des Beckens noch frei.
Dann werden sie am rechten Ufer von den weitausgedehnten Überguß-
Schüttungen des „Faggenbaches“ bedeckt, die einen flachen Kegel bilden, auf
welchem Prutz liegt.
Am linken Ufer greift der in der Hauptmasse noch diluviale Schwemmkegel des
vom „Frommes“ herabfließenden Baches in die Beckenauffüllungen ein.
Zwischen der Prutzer-Brücke und der Felsnase + 1038 liegt eine flache, nur aus
Ablagerungen des Inn bestehende Au, auf welcher der „Wolfbach“ seinen meist
sandigen Detritus absetzt.
Unter den Schroffen des Gneisphyllites baut der „Erzbach“ einen kleinen
― 28 ―
Schwemmkegel in den Inn, der „Guferbach“ und kleinere Runsen setzen ihre
Geschiebe auf dem ebenen, grundwassergetränken Vorland der
Beckenauffüllung ab.
Die schon im Abschnitt erwähnten, teilweise hausgroßen Blöcke der Kalkregion
sind zu den Schuttmassen zu zählen. Sie rühren wahrscheinlich von einem bereits
zur Diluvialzeit erfolgten Bergsturze her und liegen auf blockreicher, auch kristalline
Gestein führender, lehmiger Grundmoräne, die letztere bildete eine schmale
Terrasse, über welche ein Holzweg läuft und bringt als wasserundurchlässige
Unterlage das in der Kalkregion gesammelte Wasser in starken Quellen zum Austritt.
Soweit diese Zone unmittelbar vom Inn bespült wird, sind alle lehmigen und
feineren Bestandteile ausgewaschen, und die zurückgebliebenen großen Blöcke
bilden einen natürlichen kräftigen Uferschutz.
In der gleichfalls schon erwähnten, anschließenden Region der bunten Phyllite sind
nur unzureichende Aufschlüsse vorhanden, die blos eine starke Zertrümmerung des
Gesteins erkennen lassen, aber keine Abgrenzung von Schutt und Anstehendem
ermöglichen. Die Blockgröße ist auch hier mitunter eine sehr bedeutende, die
Gesteinbeschaffenheit kann aber bei der ziemlich starken Wasserführung trotzdem
Anlaß zu Rutschungen geben. Ein Anschneiden dieses Lehnenteiles ist möglichst zu
vermeiden.
Der Bündnerschiefer-Schroffen unterhalb des Bildstockes 960 der topografischen
Karte bezeichnet das Nordende einer Reihe von kultivierten Diluvialterrassen,
welche sich über den „Faggenbach“ bis zum Südrand der Putzer-Weiterung
erstrecken.
Die der Felslehne unmittelbar aufliegenden Teile sind meist gerundeter
Glazialschutt, sowohl als lehmige harte Grundmoräne, wie in sandreicher, völliger
Ausbildung auftretend. Darüber liegt kleinstückiger, lehmig gebundener Schutt aus
Bündner-Schiefer, so in den scharfrandigen, aus dem gestreckten Haupthang
vortretenden und einfüßig abgefressenen Resten eines Schwemmkegels unter den
„Fallpauser-Runsen“ und in den Terrassen oberhalb der Reichsstraße bei Punkt 871.
Das Anschneiden dieser trockenen Schuttmassen und die Verwendung des
gelösten Bodens für Dammschüttungen ist durchaus unbedenklich.
Hingegen kann ihre Fortsetzung unter den Talboden in grundwasserführenden
Baugruben den Eindruck einer nicht tragfähigen Schmiermasse machen.
Der Schwemmkegel des „Faggenbaches“ bedeckt mehr als zwei Drittel der Sohle
der Putzer-Talweitung. Da blos die tiefsten 3 Kilometer des Kaunser-Tales im
Bündner-Schiefer liegen, die anschließenden 22 Kilometer bis zur Gepatsch-Alpe
und die Gletscherregion durchwegs quarzreichen kristallinen Gesteinen
angehören, so erscheinen die weicheren Schiefer nur als untergeordneter, wenig
gerundeter Gemengeteil in den vollkommen rundgeschliffenen, harten, dabei
reichlich mit Sand untermischten Geschieben. Der „Faggenbach“ hat jedenfalls
viel Grundmoränen-Material ausgewaschen und im Kegel abgesetzt, seine
Auflandungen dürften daher wenigstens in einzelnen Lagen durch mäßigen
Lehmgehalt gebunden sein. Dabei wird die Stückgröße der in Schwemmkegel
aufgehäuften Massen ziemlich großen Schwankungen unterworfen sein, da die
einzelnen Muhrgänge ihren Ausgangspunkt an verschiedenen Stellen des Tales
haben und auch schon an der früheren Lagerstätte ungleich aufbereitetes
Moränenmateriale mitbringen.
― 29 ―
_______ . _______
B. Bautechnische Verhältnisse.
Die Trassenführung in der Prutzer-Talweitung ist insolange eine vollkommen freie, als
sie keine Tunnelbauten oder großen Einschnitte bedingt, da die Linie fast
durchwegs als Talbahn in Schutt und Schotter sicher über die tektonischen
Komplikationen des Felsgebirges geführt werden kann. Geologische Fixpunkte sind
daher nicht vorhanden, doch bestehen örtliche, leicht vermeidbare
Schwierigkeiten, welche im Folgenden zum Teil wiederholend, aufgezählt werden.
Grubenmauern vorzusehen.
Im Falle die Linie zur Vermeidung der schienengleichen Kreuzung westlich der
Reichsstrasse geführt würde, darf das Quarzitriff mit der Sauerbrunn Grotte nicht
durchtunnelt werden. Selbst größere Felssprengungen können zum Ausbleiben der
bereits sehr schwachen Quelle führen, wie es sich bei der Erweiterung der
Brunnengrotte gezeigt hat.
Trotzdem der Säuerling keinen besonderen Wert hat, würden bei einer
Beeinträchtigung der Quelle jedenfalls sehr bedeutende
Entschädigungsansprüche erhoben werden.
Im übrigen könnte die Linie ohne Gefahr an der Lehne geführt werden, wenn auf
die Abfuhr der Schwitzwässer aus dem Schutt und die Eigenheiten der
Grundmoräne im Bauentwurf Rücksicht genommen wird.
Die Lehne längs der „Wolfsbach“-Au würde infolge der Stationsanlage schwerlich
angeschnitten werden. Auf Felsböschung in den äußerlich erhärteten Schottern
und Sanden wäre hiebei nicht zu rechnen.
Die offene Umfahrung des Felsrückens +1038 würde wegen Steinschlaggefahr
zumindest ausgiebige Beräumungen erfordern. Eine Durchtunnelung wäre bei
ausreichender Fleischstärke gegen den Inn vorzuziehen.
Trotz der geringen Überlagerung wären etwa zwei Drittel des Tunnels mit leichtem,
der Rest mit schwerem Druckprofil auszumauern.
_______ . _______
Entsprechend der großen Talbreite und dem geringen, gleichmäßigen Gefälle ist
die Anlage der Längsbauten innerhalb des Putzer-Beckens weniger heikel, als im
Engtal gegen Landeck.
Die natürlichen Veränderungen des Flußbettes gehen hier hauptsächlich vom
„Faggenbach“ aus, dessen Geschiebeablagerung gegenüber der Mündung
einen stärkeren Angriff des linken Ufers bewirkt.
Auf die Eintiefung der Flußrinne infolge des Umbaues der alten Jochbrücken wurde
schon mehrfach hingewiesen. Es würde sich empfehlen, in der Zeit bis zur
Bauausführung zu beobachten, ob dieser Vorgang bereits abgeschlossen, oder
noch im Fortschreiten ist, um die Fundierungstiefe der Uferschutzbauten danach
richten zu können.
Entlang des Felsrückens + 1038 besitzt der Inn infolge der Einengung des Flußbettes
selbstredend eine verstärkte Erosionskraft.
3.) Baustoffe:
a.) Sand:
Die diluvialen Ablagerungen dürften mit Ausnahme der spärlichen Reste an der
Lehne der „Wolfsbach-Au“ hauptsächlich wegen des großen Gehaltes an Lehm
― 33 ―
b.) Schotter:
c.) Baustein:
In der Nähe der Pontlatzer-Brücke liefert der Gneisphyllit reichlich guten Bruchstein
und ausnahmsweise kleinere Quadern. Die steilgestellten, fast senkrecht zur freien
Fläche in den Berg streichenden Bänke des rechten Ufers sind infolge dieser Lage
schwer in Steinbrüchen abzubauen. Viel günstiger stellt sich die Gewinnung aus
den losen Blockmassen des linken Ufers.
Weiter gegen Süden bietet die Kalkregion reiche Ausbeute an Bruchstein, vielleicht
auch an Quadern. Am rechten Ufer reichen die losen Kalkblöcke in
unerschöpflichen Mengen bis zum Inn herab.
Die im Schiefer steckenden Kalkschollen des linken Ufers liegen zwischen den von
„Asterhöfen“ und dem „Frommes“ kommenden Bächen in der Höhe 940—1100 m;
oberhalb der Häuser von „Entbruck“ liegt der Kalk ganz nahe der Strasse, der Fuß
der steinbruchmäßig aufgeschlossenen Scholle hat die Höhe 905 m.
Die Quarzite können südlich des Sauerbrunnriffes aus der lockreichen Decke der
Senke gewonnen werden. Zur Mauerung sind nur feste, fast ausschließlich aus
Quarz bestehende Stücke zu verwenden, da die schiefrigen Stücke einerseits zu
geringe Festigkeit besitzen, anderseits reich an Mineralien der Talkgruppe sind,
welche fettig-glatte Lagerflächen bilden und die Mörtelanhaftung verhindern.
Die Bündner-Schiefer enthalten keinen Baustein.
Größere Quadern müßten, falls der Triaskalk sich als unzulänglich erweist, aus den
kristallinen Gesteinen oder erratischen Blöcken des Kaunsertales beschaffen
werden.
A. Geologische Verhältnisse.
Die fast geradlinig gegen NO gerichtete Strecke des Inntales zwischen Ried und
Finstermünz liegt durchaus im Gebiet der mit dem Sammelnamen „Bündner-
Schiefer“ belegten Gesteine, die vom Nordrand des geologischen Fensters bei der
Pontlatzer-Brücke bis zum Valeriegraben bei Nauders zutage treten.
Die Schwierigkeiten der geologischen Gliederung dieses Komplexes kennzeichnet
Professor Paulke in den „Geologischen Beobachtungen“ im Antirhätikon Freiburg i.
B. 1904, mit den Worten: „über der Wald- und Wiesenregion zeigt das
Schiefergebiet ein Bild öder Einförmigkeit, so daß den Geologen beim ersten
durchwandern fast ein Grauen befällt, vor der Aufgabe in dieser Schieferöde
Ordnung zu suchen.
Mühsame und sorgfältige Beobachtungen im engeren Bahngebiete führten
trotzdem zu einer für den technischen Zweck genügenden Einsicht in den Bau des
Felsgebirges.
Die nördlichste und am verwinkelsten gebaute Zone der Putzer-Talweitung ist
schon im Abschnitt III beschrieben. Sie enthält mit Ausnahme einer Nebenfalte
durchwegs nach Norden fallende, mitunter steil gestellte Gesteine. Etwa 300 m
südlich von Gfrans bezeichnet eine 80° NO streichende Linie die Umkehr des
Fallens, das von da ab mit Ausnahme kleinerer Sekundärfalten stets nach Süden
gerichtet ist. Diese Linie ist also die Axe des Hauptgewölbes der Bündner-Schiefer,
welches jedoch durchaus nicht nach dem einfachen Normalschema gebaut ist.
Nördlich der Gewölbeaxe sind Streckung und Faltenbögen durchaus nach West
geneigt; südlich derselben weisen sie konstant nach Ost. Dabei tritt mehrfach ein
Wechsel der Gesteinbeschaffenheit ein, bis von der Linie Hinter-Rauth-
Patscheibach gegen Süden die ziemlich gleichmäßigen grünsteinführenden Kalk;
Kalkthon- und Kalksandsteinschiefer herrschen werden. Auch das Streichen erfährt
wiederholt Änderungen. In der Prutzer-Talweitung ist es vorwiegend nach NO
gerichtet. Vom Südrand derselben bis zur Axe des Hauptgewölbes beherrscht
diese Richtung auch das linke Innufer. Am rechten hingegen streichen die Schiefer
mehr O.N.O. auch OW. und in den höheren Gehängeteilen sogar mitunter W.N.W.
Südlich der Gewölbeaxe herrscht bis zur Linie Hinter-Raut-Patscheibach nahezu
konstantes Streichen nach 80° O (magnetisch O.W.) und von da ab gegen den
Valeriebach überwiegt das Streichen in NO und O.N.O. Nahe den Gipfeln der
Schieferberge ist das Streichen überwiegend gegen N.N.O und auch N.S.
gerichtet.
Diese Richtungsgrößen zeigen an, daß der vom Inn durchschnittene Komplex der
Bündner-Schiefer entweder schon aus vor der Faltung diskordant gelagerten
Schichtreihen hervorging oder, was wahrscheinlicher ist, aus einer Reihe
übereinander geschobener Gebirgsschollen zusammengestaucht wurde.
― 36 ―
Insbesondere scheinen die Kalk- und Dolomitschollen, die Quarzite und Talk-
Quarzitschiefer (Bunte Bündner-Schiefer) eine besondere (triadische) Decke zu
bilden. Die einzelnen Decken besitzen stark wechselnde Mächtigkeit und sind
durch Brüche zerstückt. Auch die Axse des Hauptgewölbes ist keine reine
Faltenaxse, sondern entspricht einer Dislokationsfläche, längs deren der südliche
Flügel der Antiklinale gehoben ist.
_______ . _______
― 37 ―
Die ausgedehnten Schutt- und Schottermaßen, welche das Felsgerüst vor allem an
der rechten Talseite überziehen, sind meist direkt oder indirekt glazialen Ursprungs.
Sie bestehen aus zusammenhängenden Decken vorwiegend lehmiger
Grundmoräne auf ursprünglicher Lagerstätte oder aus sekundären Anhäufungen
in den riesigen Muhrkegeln.
Die außerordentlich steile Böschung gegen die Kirchen-Ruine zeigt, daß auch der
obere Teil des Kegels vollkommen fest gebunden ist. Die hohen Böschungen
gegen den Inn besitzen den gleichen Charakter.
Die Südflanke des Grenzrückens der Putzer-Talweitung (topogr. Karte + 1038) trägt
schwächere Decken von Grundmoräne und Hangschutt und in den tieferen Teilen
sind dem Felshang diluviale Konglomerate und schräg geschichtete Schotter und
Sande vorgelagert.
Längs des Weges vom Vereinigungspunkt + 1038 nach Ried finden sich mehrere
Meter starke Decken von kleinstückigem gebundenen Hangschutt und
andererseits von lehmiger Grundmoräne.
Der Schwemmkegel des Urgenebenerbaches ist flußab der Schwemmbach-
Mündung von dem durch die jüngsten Muhrgänge gegen das linke Ufer
getriebenen Inn stark abgefressen und zeigt das steile Parabelprofil ähnlich der
Skizze Nro. 17.
Das Kegelmateriale ist ziemlich feinstückig und gut gebunden (abgeschwemmt
Grundmoräne).
Oberhalb der Innbrücke für den Weg Ried — Fiss folgen wieder einige
Konglomeratschirme und dünne Decken von feinem Hangschutt, die gegen den
Fraunserbach stärker werden.
D e r Fraunserbach selbst hat einen Kegel aufgeschüttet, dessen südliches Ende
nach den zahlreichen Urgesteinsmugeln zu schließen eine Auswaschung aus der
glazialen Basis des Christinerkegels ist.
Flußaufwärts ist der Lehne eine schmale Terasse mit großen Granitblöcken (in der
topografischen Karte erkennbar) vorgelagert, welche ebenfalls zum
Kegeluntergrund gehören dürfte.
― 42 ―
Ungefähr 100 m südlich des Punktes + 895 in der topografischen Karte ist auch
noch die Grundmoräne erhalten, die einige hübsche Erdpyramiden bildet.
Die anschließende Strecke ist vielfach felsig, trägt aber stellenweise Auflagen von
fest gebundenem Plattelschutt der Bündnerschiefer mit einzelnen eingebetteten
Sturzblöcken, die gegen den Stadel 904 der topografischen Karte immer
mächtiger werden und örtlich das folgende Profil aufweisen.
Der Schwemmkegel das Argebaches ist ziemlich jung und nur in seinem
rechtsufrigen Teil vom Inn erheblich angefressen. Das Materiale ist ziemlich fein und
gut gebunden.
Für sämtliche Schwemmkegel gilt die Bemerkung, daß die Ablagerungen in der
Richtung der Talmündung (des Ausschusses) am gröbsten, gegen die Kegelränder
am feinsten und sandreichsten sind.
In der Talstrecke zwischen Ried und Tösens werden Einengungen des Innbettes
durch die Schwemmkegel gebildet, längs deren stets vergrößertes Gefälle und
verstärkte Eintiefung herrscht, während oberhalb derselben Anlandungen
abgesetzt werden. Sämtliche Seitenbäche der rechten Talsenke insbesondere der
aktive Muhrgang des Schwemmbaches, drängen den Inn gegen das linke Ufer.
1.) Der gefährlichste Muhrgang dieses Talabschnittes kommt aus den knapp vor
― 43 ―
dem Verlassen der Hauptlehne vereinigten Gerinnen des Fendler- und des
Schwemmbaches. Die Einzugsgebiete der beiden Bäche sind ungefähr gleich
groß und reichen bis an den im Gneis liegenden Hauptkamm zwischen Inn und
Kaunsertal. Durch die Einsattlung des Rückens, der beide Bäche trennt, führt
zwischen + 1535 und + 1621 ein kräftiger Werksgraben aus dem Schwemmbach zu
der Säge am linken Hang des Fendlerbaches. Das Einzugsgebiet des letzteren ist
gut verwachsen, größere Schuttmengen können nur aus den Gneiskämmen
oberhalb der Baumgrenze in den Bach gelangen. Hingegen ist fast das ganze
Gerinne des Schwemmbaches (eigentlich „Gschwentbach“) im Glazialschotter
eingeschnitten, die im unteren Bachlauf verhältnismäßig geringe Mächtigkeit
besitzen, im Oberlaufe jedoch zu ungeheueren Lagern anschwellen.
Bis zur Höhe 1200–1300 m ist das Bett des Schwemmbaches (ebenso wie jenes des
Fendelsbaches) fast durchgängig in den weichen Schieferfels eingenagt und von
1050–1200 m klammartig verengt. Die Zufuhr von Glazialschotter erfolgt nur von
den steilgeböschten Anrißflächen der Ufer (Plaiken), die in der topografischen
Karte kennbar sind. Im Oberlauf des Baches liegt aber das ganze Profil
ausschließlich der Sohle im Glazialschutt. Hier setzt auch die noch unvollendete
Verbauung ein, die aus drei Hauptsperren in Mörtelmauerwerk an der Vereinigung
der drei Bachäste (topografische Karte 1600–1620) und aus zahlreichen kleineren
Sperren aus Rundholz besteht.
Zur Stabilisierung der unfertigen, nicht haltbaren Böschungen (Plaiken) sind
einzelne steile Böschungsstufen mittels Rundholzwehrungen und die geneigten
Flächen durch Anpflanzungen befestigt. Das hochstämmige Holz ist auf dem linken
Ufer (Gemeinde Ried) vollständig, auf dem rechten (Gemeinde Fendels) blos
teilweise abgestockt, so daß die rechtsufrigen Bruchränder noch vielfach
überlastet sind.
Die Verbauungsarbeiten wurden vor einigen Jahren nach Erschöpfung der
bewilligten Geldmittel in unvollendetem Zustand eingestellt.
Nach den Angaben des Gemeindevorstehers Handle von Ried hat sich der
Zustand des Anbruchsgebietes trotzdem infolge Stabilisierung der Böschungen und
― 44 ―
2. Der Christinerbach entwässert ein großes Kar, in welchem ähnlich wie beim
Schwemmbach ausgedehnte Lager vom Grundmoräne angebrochen sind. Die
Verteilung der Gefälle und die gut ausgebildete Bachrinne sind für die
gleichmäßige Abfuhr der Geschiebe wesentlich günstiger als beim
Schwemmbach.
Ein seitliches Ausbrechen eines Muhrganges ist unmöglich, da das tiefe Gerinne
geschlossen bis zum Inn führt. Eine Begehung des Einzugsgebietes hat nicht
stattgefunden, da nach dem Ergebnis der Besichtigung von Saurücken aus bei
dem unversehrten Bestande des 1832 erbauten blos zirca 9 m weiten
Strassendurchlasses und bei der leichten Übersetzbarkeit des Baches hiezu kein
Anlaß vorlag.
Nach Angabe des Gemeindevorstehers Handle in Ried befindet sich im oberen
Graben (nächst der Stalanzer Alpe) eine sehr kräftige, gute und kalkfreie Quelle.
Nach der Karte 1:75000 der geologischen Reichsanstalt läge dieselbe an der
Überschiebungsgrenze, wo der Bündner Schiefer unter den Gneis einschließt. Diese
Linie ist überhaupt der einzige Streifen, an welchem günstige Bedingungen für die
Quellbildung bestehen.
4.) Der Urgler- oder Tösnertalbach entwässert ein sehr großes zumeist aber gut
verwachsenes Einzugsgebiet. Das tief in den Kegel eingesenkte Bachprofil vermag
überdies selbst beträchtliche Muhrgänge unschädlich in den Inn abzuführen.
Die Quelle am linken Ufer des Platzbaches (topographische Karte za. 1440 m) ist
eine sehr schwache Ader aus dem Glazialschotter. Der Seitenbach, welcher zum
Punkt + 1728 in den Pfundser Tschey Wiesen zieht, entspringt aus kräftigen
Rasenquellen.
― 46 ―
Am linken Ufer hat der Talabschnitt Ried — Tösens blos zwei nennenswerte Bäche
aufzuweisen, die eine große morphologische Ähnlichkeit zeigen, den Beutelbach
und Argebach. Beide besitzen einen verhältnismäßig langen Oberlauf mit kleinen
An b ruc hs f läc he n im G lazi als ch o tt er und eine n s t eilen , k lam mar t ig
eingeschnittenen Abfall über das linksufrige Gehänge des Inntales, auf dessen
Sohle ein Schwemmkegel aufsitzt. Die Entfernung vom Ausgang der Klamm bis zum
Inn ist so gering, daß der Schwemmkegel bei entsprechender Regulierung des
Gerinnes in der Höhe gefahrlos übersetzt werden kann.
Die in der topografischen Karte eingetragene Quelle am Wege von Ried nach Fiss
ist sehr schwach und entspringt oberflächlich aus der Schuttdecke.
Die einzige erhebliche Schwierigkeit für eine rechtsufrige Trasse liegt in der bereits
sicheren Querung des vereinigten Fendler- und Schwemmbaches. Zwischen Prutz
und Tösens ließe sich die Linie sonst billig längs des rechten Inn-Ufers führen im
Bereich des Muhrganges müßte sie aber auf einen langen offenen Viadukt von
entsprechender Lichthöhe liegen. Abgesehen davon, daß dieses kostspielige
Bauwerk bald eingemuhrt wäre, würde die hohe Lage der Nivellette zum
Aufsuchen des Hanges der Hauptlehne, beziehungsweise der ihr vorgelagerten
Schuttmassen (Diluvialmassen und alten Schwemmkegel) zwingen.
Sobald die Linie aber an der Lehne geführt wird, zwingt schon die Form des
Schwemmkegels und der Leitmauern des Gerinnes zur Unterfahrung des
Muhrganges. Die örtliche Geländeform drängt also zu derselben Lösung wie der
Zustand des Einzugsgebietes.
Da der Kegel im mittleren Teil vorwiegend aus gröberem, lehmig backenden
Schutt- und einzelnen großen Blöcken aufgebaut ist, bereitet die Unterfahrung
keine technischen Schwierigkeiten. Die aus feinerem, Sand- und schotterreichen
Materiale bestehenden seitlichen Kegelflanken sind für die Ausführung offener
oder gedeckter Einschnitte günstig.
Die Umfahrung der vom Inn mit steiler Böschung abgefressenen alten
Schwemmkegel des Christiner- und des Breithaslach-Baches kann nach den bei
der Vinschgaubahn unter ähnlichen Verhältnissen gemachten Erfahrungen keine
Schwierigkeiten bereiten.
Für eine Trassenführung am linken Inn-Ufer beginnen die Schwierigkeiten schon bei
der im III. Abschnitt mehrfach erwähnten Felsnase mit Punkt + 1038 am Südrand
der Prutzer-Talweitung.
Die Südseite dieser Nase, in der topografischen Karte als Schuttfeld (Plaike)
gezeichnet, ist vollkommen aufgeklüftet und brüchig und besitzt überdies zum
Abgleiten geneigte alte Schotterdecken.
― 47 ―
Skizze Nummer 21
Das skizzierte Profil Nro. 21 geht flußaufwärts in das Profil Nro. 18 auf Seite 41 über.
Die Trasse müsste also vom Ausgang des im Abschnitt III besprochenen Tunnels
möglichst weit in den Inn gerückt werden. Die hiezu notwendigen
Uferschutzbauten wären sehr tief zu fundieren, um sie gegen die von der Fendler-
Muhre ausgehenden Veränderungen des Flußbettes widerstandsfähig zu machen.
Durch die Vorstöße der Fendler-Muhre wurde der Inn gegen das linke Ufer
geworfen und hat einen erheblichen Teil des Urgenebnerbach-Kegels
abgetragen, so daß gegenüber der topografischen Karte schon sehr
beträchtliche Veränderungen bestehen. Die Umfahrung dieses Kegelst würde
immer wieder solchen Angriffen ausgesetzt sein, müßte daher sehr tief fundierte
Schutzbauten und wegen der Aufstauung des Inn eine entsprechende Höhenlage
erhalten.
Die zirca 800 m lange Uferstrecke flußaufwärts der Ried-Fisser-Brücke würde
gleichfalls ziemlich kostspielige Herstellungen erfordern.
Das für den Bau und insbesondere für die Erhaltung ungünstigste Stück der linken
Talseite liegt zwischen dem Punkten + 895 und 904 der topografischen Detailkarte.
Das Vorhandensein von Decken glazialen Ursprunges, sowie von jüngerem
gebundenen Hangschutt wurde bereits auf Seite 46 besprochen.
Außer den auf den Lehnenfuß wirkenden Angriffen des Inn übt hier die geringe
Gliederung der linken Lehne einen nachteiligen Einfluß. Die Abwässerung des alten
Gletscherbodens von Serfaus erfolgt in zahlreichen kleinen Runsen, welche die
Schuttdecken durchschneiden und abschwemmen, so daß sich die ganze fast
kahle Lehne im Zustand des Abtragens befindet. Der Bau würde durch die Anlage
von Stütz- und Futtermauern, insbesondere aber der vielen Durchlässe, die
Erhaltung durch die unaufhörlichen Räumungsarbeiten sehr verteuert werden.
― 48 ―
Den im Vorstehenden gemachten Angaben über den Verlauf des Felsgrundes und
die Erosionsverhältnisse ist nichts wesentliches hinzuzufügen.
Es kann nur neuerdings auf die Tendenz des Flußes die Gefällsverhältnisse zwischen
den Engstellen und den Talweiterungen auszugleichen und die Abhängigkeit der
Fundierungstiefe vom Längenprofil der Sohle hingewiesen werden.
Die Engstellen werden im Talabschnitt Ried ― Tösens durch die Schwemmkegel
gebildet. Für den Einbau von Querschwellen zur Sohlensicherung scheint
vorderhand keine Notwendigkeit zu bestehen.
3.) Baustoffe:
a.) Baustein:
b.) Schotter:
Bei der Schwierigkeit der Steinbeschaffung kommen für die Herstellung von
Schlägelschotter nur die aus den Einschnitten in alten Schwemmkegeln
ausgelesenen kleineren Mugel und Blöcke in Betracht.
Gute Grubenschotter sind in den alten gebundenen Schwemmkegeln nicht zu
erwarten, können sich aber immerhin zufällig in Nestern, vorwiegend in den
Randzonen, finden. Auch die Diluvialterassen eignen sich infolge der häufigen
Lehmbettung nur stellenweise zur Gewinnung von Grubenschotter. Als beste
Versuchsstrecke kann der fahrbare Weg vom Kapuzinerkloster in Ried nach Gfrans,
etwa bis zur Höhe 1050 empfohlen werden.
Viel billiger und in beliebiger Menge sind Rundschotter aus der Fendler-Muhre und
aus den Auffüllungsböden und Schotterbänken des Inn zu beschaffen.
Kalkschotter für Strassenherstellungen wären aus den schon mehrfach erwähnten
Kalkschollen in bunten Bündnerschiefer zu beziehen.
Für besondere Zwecke z.B. feinere Betonarbeiten ist fester unvollkommen
gerundeter Schotter mit vorgeschriebenen Abmessungen in Tschuppbach
erhältlich, wo er im Frühjahre mittelst Sortierrechen aus der vom Bach
abgeschwemmten Grundmoräne ausgesiebt wird.
c.) Sand:
Prutz liegt auf der gleichen Lote wegen der besseren Verbindung mit Ladis, Prutz
und dem Kaunsertal, am linken Ufer des Faggenbaches. Diese Trasse erlaubt auch
eine Verlegung der Station auf das rechte Bachufer, wo sie jedoch viel
Schüttungsmateriale erfordert.
Nach schienenfreier Übersetzung der Reichsstrasse wird die Schwemmbach-Muhre
unterfahren. Die Einzeichnung in der Karte erfolgte hier nur nach den Häusern, da
die Straße gegen die Spitze des Schwemmkegels umgelegt ist. Die Station Ried
käme dann in die zu entwässernden Wiesen westlich der Kirche, allenfalls gegen
die Lehne gerückt, zu liegen. Die Reichsstrassenübersetzung dürfte sich
schienenfrei durchführen lassen. Die Linie führt sodann über die Terrassen unterhalb
der Reichsstrasse, übersetzt den Christinerbach im Ablagerungsgebiet allfälliger
Muhren mit möglichst großer Lichtweite und Höhe und umzieht den Kegel an den
Böschungen bis sie den Auffüllungsboden bei Steinbrücke erreicht.
Von hier aus überfährt sie am besten die Reichsstrasse und ersteigt die Hochfläche
zwischen der Tösener-Kirche und der Hauptlehne, wodurch für die Stationsanlage,
die Umfahrung des Urglerbachkegels und für die Trassenführung gegen Pfunds
vorteilhafte Verhältnisse erzielt werden.
Die Trasse hat folgende besondere Vorteile:
Durchwegs Hochwasser sichere Lage und fast vollständige Vermeidung von
Uferschutzbauten. Günstigste Übersetzung des Faggenbaches und der
Reichsstrasse. Betriebssichere Lage im Gebiet der Schwemmbach-Muhre.
Verkehrstechnisch vorteilhafte Lage der Stationen: Ried, Prutz und Tösens.
2.) Bei mäßiger Verlängerung des Runserauer-Tunnels läßt sich die Linie ohne
Schwierigkeiten auch am linken Inn-Ufer bis in die Wolfsbach-Au ob Entbruck
führen, in welcher die Station knapp Platz findet. Nach Durchtunnellung des
Rückens mit + 1038 würde die Trasse vom Schwemmland des Inn auf den
gegenüber der Karte stark ab gefressenen Kegel des Urgenebnerbaches
gelangen, sodann den Inn übersetzen und in die längs des Innufers beim
Nonnenkloster anzulegende Station Ried münden.
Die weitere Fortsetzung folgt den Niederterassen längs des Innufers und vereinigt
sich in der durch die Übersetzung des Christinerbaches bedingten Höhe mit der
Haupttrasse.
― 51 ―
Auf die ungünstigen Punkte dieser Strecke des linken Ufers wurde an zuständiger
Stelle mehrfach hingewiesen.
Von einer weiter ausgedehnten Trassenführung am linken Innufer muß vom
geologischen, wie vom technischen Standpunkt entschieden abgeraten werden.
1.) Talaufwärts von Pfunds muß die Bahnlinie unbedingt auf dem rechten
(österreichischen) Inn-Ufer liegen.
Für das Trassenstück Ried — Tösens kommt nach den Ausführungen im Abschnitt IV
gleichfalls nur das rechte Ufer in Betracht.
Die Fortsetzung bis Pfunds ließe sich auch auf dem linken Ufer herstellen, wenn die
Höhenlage der Station Pfunds eine nicht zu kostspielige Übersetzung des Inntales
ermöglicht, was bei der Trasse von Jänner 1907 der Fall ist. Anlaß hiezu könnten die
nicht unbeträchtlichen Bauschwierigkeiten geben, welche für die Trasse am
rechten Talhang zwischen Bahn km 24,560—24,685, km: 26,320—26,400 und km
27,600—28,100 bestehen.
Das Felsgerüst des Talabschnittes Tösens — Pfunds wird von dem gneisähnlichen
Bündner Schiefer (Kalkglimmerschiefer) aufgebaut.
Das Gestein ist kräftig gefaltet und gestreckt, so daß die Schichtflächen steil nach
Süden fallenden Wellblechtafeln gleichen, deren ursprüngliche Ebene nochmals in
oft unglaubliche Falten (vergleiche Skizze Nummer 22) gelegt wurde.
― 54 ―
2.) Die Gliederung der beiden Talwände ist sehr verschieden. Die linke Talseite
weist eine Reihe von Bächen mit starker Wasserführung und großem Einzugsgebiet
auf, die bei jedem Wolkenbruch zu Muhrgängen werden.
Auch die karartigen Halbkessel, wie zwischen Lafairsch und Stuben entsenden
reichlich Sturzschutt und kleine Muhren.
Die Steingefahr wäre für eine Talbahn wegen des ausreichenden Abstandes von
den Wänden eine geringe.
Die Sicherung gegen Vermuhrung würde jedoch beträchtliche Kosten erfordern,
da die Linie längs des Inn vorwiegend im Damm geführt werden und zahlreiche
offene Durchlässe erhalten müßte.
Überdies dürfte die geregelte Ableitung, vielleicht auch die vollständige
Verbauung, einzelner Wasserläufe notwendig werden. Schlägt man die Kosten der
zweifachen Inn-Übersetzung hinzu, so dürfte die Bausumme einer linksufrigen
Strecke nicht geringer, der Aufwand für Erhaltung aber größer werden, als bei der
rechtsufrigen Trasse.
3.) Die weiteren Ausführungen beschränken sich daher auf die technisch-
geologischen Verhältnisse der rechten Talwand.
Im Gegensatz zum linksufrigen Hang ist die rechte Talseite auffallend wenig
gegliedert. Es fehlen ihr alle größeren Wasserläufer, da der dem Bündner-Schiefer
angehörige Zug des Frudiger-Joches durch das Pfundser-Tscheytal von der
Hauptmasse des Gebirges, den Gneisbergen, vollständig ab getrennt ist. Der
Abhang gegen den Inn weißt aber eine große Zahl von Runsen und Wildbächen
auf, die bei dem schon besprochenen Schuttreichtum gleichfalls den Charakter
kleiner Muhrgänge tragen, worauf bei der Anlage der Durchlässe umso sorgfältiger
Rücksicht zu nehmen ist, als dieselben durchwegs im Absatzgebiet des Schotters
liegen, sich daher bei mangelhafter Ausbildung des Längen- und des
Durchflußprofiles bei jedem Regen verstopfen müßten.
Eine andere technische Schwierigkeit besteht an jenen Stellen, wo der Inn
entweder den Schuttfuß oder schon die nackte Felswand angreift. Das
Schottervorland, das in der topografischen Karte gezeichnet ist, wurde stellenweise
(insbesondere Bahn-km 25,9 — 26,3) vom Fluß wieder abgetragen, da ihn die
Muhrbäche der linken Talseite gegen das rechte Ufer drängen.
Diese natürliche Wanderung des Flußbettes wird durch die augenscheinlich nicht
lang bestehenden Buhnenbauten verstärkt. Falls durch den Kunstkörper der Bahn
eine Verengung des Innprofiles erzeugt wird wäre eine Kürzung der ungewöhnlich
― 55 ―
4.) Baustoffe:
km: 21,485. (Aufnahmsgebäude – Mitte der Station Tösens) bis km: 21,785.
Oberfläche der aus dem alten Urglerbach-Kegel ausgewaschenen Terasse.
Festgebundener grober Muhrschutt.
km: 22,240 — 22,400. Durch die Straße halbiertes Erguß-Gebiet des Urglerbaches.
― 56 ―
km: 23,230. Nach dem Meyreder'schen Schichtenplan läge der Südrand des
Urglerbach-Kegels schon in diesem Profil. Es ist möglich, daß hier eine der
Felsterassen auftaucht, welche in Fortsetzung des felsigen Haupthanges von dieser
Stelle gegen Ganden weiterstreichen. Nach den Hauptformen wäre der
Kegelrand erst im Querprofil Kilometer 23,265 zu erwarten.
km: 23,230 — 23,400. Vorwiegend blanke Rippen von scharf gefalteten und stark
aufgeklüfteten gneisähnlichem Bündner-Schiefer.
km: 23,762 — 23,820. Kleines Schuttlager unter der Steilwand, durchrissen von
einem Muhrbach.
km: 23,820 — 23,980. Schwemmkegel der Wildbäche südlich des Eggele 1041.
km: 23,980 — 24,560. Schuttzone hinabtauchend unter das Schwemmland des Inn,
auf welches die Linie streckenweise übergreift.
Type 7, sonst Type 5 reichlich veranschlagt. Die 60 m hohen (!) Felsböschungen des
Mayrder'schen Projektes wären durch eine, wenn notwendig gallerieartige
Verlängerung des Tunnels zu beseitigen.
km: 24,685 — 24,815. Schutthalde mit mehrfach entblößter Felsunterlage (im Bach
km: 24,746, bei km. 24,800).
km: 24,815 — 25,215. Bergschutt unter den Schroffen mit teilweise riesigen Blöcken,
hinabtauchend unter die sandreichen, schottrigen Auflandungen des Inn (Au).
km: 25,927 — 26.100. Bergschutt unter der Steilwand. Das in der topografischen
Karte gezeichnete Schottervorland ist weggeschwemmt.
In der Höhe des Flußsteiges enthält die Schutthalde eingelagerte Flußschotter, ein
Beweis, daß der Fluß erst durch die reichlich abstürzenden Felsstücke vom
Haupthang abgedrängt wurde.
km: 26,400 — 26,860. Bergschutt unter der Steilwand, hinabtauchend unter die
Flußauffüllungen. Im km: 26,535 ein schwächerer in km: 26,600 ein kräftiger
Murbach. Im km: 26,760 ist die Schuttzone stark verschmälert (siehe das
charakteristische Querprofil Beilage Nro. 4).
km: 27,600 — 27,700. Ist der Fuß des Rückens ziemlich ausgedehnt und
schuttbedeckt.
km: 27,700 — 27,840 (?). Meist blanke Wand des festen gneisähnlichen
Bündnerschiefers, an der Basis graue weichere Einlagerungen.
km: 27,840 (?) — 27,870 (?). Gilt das Profil der Skizze Nro 23.
km: 28,100 — 28,200. Rand des von einer frischen Muhre bedeckten
Schwemmkegels des Margreither-Baches.
Kilometer 28,720 läuft die Trasse über die Böschung der vorgenannten
Auswaschung auf den eigentlichen Kegel hinauf und gelangt von diesem
sandreichen Rand gegen das Bachgerinne in immer größeren Schutt.
_______ . _______
1.) Die häufige Verkennung des steilgeböschten Schuttes und die Annahme
halbfüßiger mit Bermen versehener Böschungen, die nur im Fels möglich wären,
zieht eine vollständige Störung der Massenverteilung nach sich.
3.) Im 3. Absatz des zugehörigen geologischen Gutachtens ist auf die unbedingte
Notwendigkeit günstiger Durchflußverhältnisse für die im Mündungsgebiet
gequerten, reichlich schuttführenden Wildbäche hingewiesen.
Das derzeitige Projekt mit seinen tief ins Terrain gedrückten Durchlässen und den
gekünstelten Gerinnen entspricht dieser Forderung in keiner Weise.
Ohne also auf rein technische Einzelheiten eingehen zu wollen, muß das derzeitige
Projekt der Strecke: Tösens — Pfunds mit Rücksicht auf die angeführten drei
Grundmängel dringend zur vollständigen Umarbeitung empfohlen werden.
Der Abschnitt IV dieses Gutachtens enthält eine kurze Angabe über die einzelnen
Zonen der Bündner-Schiefer, welchen auch der Talabschnitt von Pfunds bis
Landeck angehört. Von der Antiklinalaxe bei Gfrans reicht der hellgraue bis
weißliche, gneisähnliche Kalkglimmerschiefer innaufwärts bis zum Patscheibach,
bezw. den steilen Patscheiwänden. Das Gestein behält fast ohne Schwankung die
etwa 80° O (magnetisch O.W.) streifenden und nach Ost geneigten Faltenbüge
und die gefalteten Schichtflächen fallen auch in diesem Talstück vorwiegend steil
nach Süden. Desgleichen tritt wieder die nahezu Nord-Süd streichend Steilkluftt
auf, welche im Vereine mit den scharf ausgeprägten Faltenbügen die
„Architektur“ der Schroffen bestimmt.
Eine eigentümliche, technisch bedeutsame Erscheinung ist die reichliche Ablösung
ungeheurer Felsblöcke, welche zum Teil in abgestürzten Halden, zumeist aber ohne
wesentliche Ortsveränderung die tieferen Gehängeteile bedecken. Die besten
Aufschlüsse in diesen Blockassen liegen am linken Innufer, wo zwar dem Stuben
Strassen km: 124,2 ein sprunghafter Wechsel im Fallen der Streckung auf
tektonische Ursachen des Aulfosungsorganes hindeutet. Am rechten
(bahnseitigen) Hang, ist die Erscheinung infolge der Bewaldung weniger deutlich,
läßt sich aber bei sorgfältiger Beobachtung mit voller Bestimmtheit nachweisen. Da
die aus dem Lager gerückten Blöcke nicht selten die Größe eines Wächterhauses
erreichen, ist sorgfältig auf die Unterscheidung zwischen Blockmassen und wirklich
anstehendem Fels zu achten.
Die Skizze Nr. 24 zeigt an dem Beispiel eines Schroffens zwischen Klamm—Ries und
Brunn—Ries in der Draufsicht die Architektur dieser Felsrippen, in der vergrößerten
Ansicht der korrodierten fast N.S. streichenden Kluftfläche die Fältelung und das zur
Ablösung führende Aufklaffen der Schichten.
Im ganzen kommt eine Taltrasse zwischen Pfunds und der Kajetansbrücke mit dem
Anstehenden nur wenig in Berührung. Der Talboden zeigt noch mächtige
Auffüllungen (alte Flußterassen), in welche sich das Innbett eingräbt und auf
welchem sich der Gehängeschutt und die Schwemmkegel aufbauen.
Die Felsschroffen treten erst über der Höhe 1000 m aus diesem Schuttfuß hervor.
Die einzige flache, aus dem Hauptgang in das Tal vorspringende Felsplatte ist der
Kompatsch-Eck-Rücken am rechten Ufer des Patscheibaches (topografische Karte
1025).
Große Blocklager finden sich in der Höhe 1000 m am Südrand des Pfundser-
Schwemmkegels, dann beim Kreuz 968 der topogr Karte, von wo sie bis zum
Nordostrand des großen Eisgang-Kegels reichen (topogr. Karte + 998). Etwa 200—
400 m südlich des Kreuzes bilden sie an der Verschneidung der alten
Flußauffüllungen mit dem Haupthang den flachen Wandseeboden.
― 63 ―
Der Hang zwischen dem Pfundser und dem Patscheibach ist wenig gegliedert, gut
bewaldet und von kleineren Steilwänden durchzogen, an denen infolge von
Schwitzwässern und der schattseitigen Lage starke Eisbildungen entstehen.
Die in der topografischen Karte gezeichneten Runsen sind zumeist Holzriesen, so
zum Beispiel, das auf dem Wandseeboden mündende Klamm-Ries und die beiden
Brunn-Riesen, und blos der große Eisfall und der Patschei-Bach sind ausgebildete
Gräben.
Im Einzugsgebiet des großen Eisfalles, an dem von Pfunds auf die Kälbermais
führenden Weg, entspringt bei circa 1280 m die einzige kräftige Quelle dieses
Talabschnittes, die aber reichlich Kalktuff absetzt. Von der Höhe 1250 an fällt der
Eisfallbach im Felsbett über die hohe Steilwand ab, welche er im Winter kräftig
übereist. Im Frühjahr sollen hier schwere Eisschläge abgehen, wobei die Trümmer
angeblich bis an den Feldweg ( + 998) fliegen.
Oberhalb der Felswand liegt das Bachbett im Hangschutt und ist bei zirka 1300 m
von den gegen Norden anschließenden Plaikenrunsen (topogr. Karte kennbar) nur
durch einen schmalen Schuttdamm getrennt. Der Bach kann hier bei jedem
starken Gewitterregen ausbrechen und von den Wundflächen eine Muhre
losreißen. Zur Sicherung der Bahnanlage ist daher entweder die billige Verbauung
dieser Stelle oder eine entsprechende Hochführung der Nivellette und die
Einschaltung eines zirka 5 m weiten Durchlasses erforderlich.
― 64 ―
Zwischen dem großen Eisfall und dem Patscheibach liegt der als Holzriese benützte
kleine Eisfall, dessen Runsenförmiger, von wasserschwitzenden Tuffdecken
durchzogener Oberlauf am oberen Rand der vorerwähnten Steinwand endigt.
Der Patscheibach (Kataster Eirpatschei – Pfundser-Mundart Orpatscheibach) hat
ein ausgedehntes, sehr schüttreiches Einzugsgebiet und ist muhrgefährlich.
Bei offener Übersetzung sollte die Lichtweite nicht unter 10 m, die Lichthöhe nicht
unter 3 m betragen.
Der Schwemmkegel, in welchen der schon erwähnte Felsrücken des Kompatsch-
Eck hineinragt, besteht aus gebundenem vorwiegend feinem Schutt der grauen
Kalkthonphyllite mit etwa 10 % größerer Blöcke.
Am linken Ufer des Patscheibaches zieht sich der Fels vom Rand des
Schwemmkegels rasch in die Höhe, verschwindet in der Schneise der topogr. Karte
etwa bei 1040 unter dem Hangschutt und umgibt dann als steile hohe Wand das
breite blockbesäte Schuttland, auf welches die Straße beim Uferwechsel übertritt.
D i e Beschaffung der wichtigsten Baustoffe wird in der Strecke Pfunds —
Kajetansbrücke keine Schwierigkeiten bereiten.
Sand findet sich im Pfundser-Schwemmkegel und in den jüngeren Auffüllungen des
Innbettes. Auf Sandgewinnung aus den blockreichen Terassen und aus den
Schwemmkegeln der kleineren Seitenbäche kann nicht gerechnet werden.
Die örtlichen, durch Räumung des in der Höhe von 1000 m vom Pfundser-Kegel an
die Lehne übertretenden Bewässerungs-Grabens (Walles) entstandenen
Sandanreicherungen dürften kaum abbauwürdig sein.
D er Oberbauschotter ist wohl in der Hauptmasse durch Schlägeln zu erzeugen,
wozu sich der Ausbruch aus der Felsstrecke des Patschei-Tunnels eignen würde.
Auch sonst ist hiefür geeignetes Material aus den Schuttzonen leicht zu
beschaffen.
Grubenschotter können sich möglicherweise aus den dünnen Glazialdecken am
Nordrand des Pfundserkegels, aus diesem Kegel selbst, sowie aus den alten und
jüngeren Terassen der Talsole und aus dem Innbett gewinnen lassen. Eine
Untersuchung der Talsole hat mit Rücksicht auf die zur Zeit der Begehung noch in
hoher Lage projektierte Trasse nicht stattgefunden.
Der Bruchstein ist wohl am vorteilhaftesten aus den zahlreichen großen Felsblöcken
zu beschaffen, die fast in der ganzen Strecke von Pfunds bis zur Kajetansbrücke
am Lehnenfuß angehäuft sind. Die aus dem geneigten, bewaldeten Hang
vortretenden Schroffen (Fuß circa 1020 — 1040) sind übrigens ihrer Form nach für
di e A n la g e v o n S t e in b r ü c h en n ic ht u n g e ei g n e t , hi n g e g en i s t d i e
Gesteinsbeschaffenheit infolge stärkeren Thongehaltes und ausgesprochener
Griffelbildung stellenweise (z.B. am Südrand des Wandseebodens) ungünstig.
Kleinere Quadern, insbesondere rauhe Dohlendeckel bis höchstens 1,3 m Länge
dürften sich aus dem geneisähnlichen Bündnerschiefer herstellen lassen. Ob sich
derselbe auch für große Auflagsquadern u. dgl. eignet, kann bei der Eigenheit des
Materials ohne Versuch nicht angegeben werden.
der gneisähnliche Kalkglimmerschiefer zieht in etwa 1500 m Höhe auch auf das
linke Bach-Ufer und weiter gegen die Kälbermais. Er baut noch die prallen
Steilwände auf, unter welchen die riesigen Halden von Schutt und Blockwerk
liegen, auf denen die Reichsstraße aus der Kajetansbrücke in die Richtung des
Inntales einschwenkt.
Im km: 119,640, wo die Straße den Schutt verläßt und an die Felswand tritt,
schneidet sie blaugrauen enggefalteten Kalkschiefer mit zahlreichen weißen
Kalzitadern an. Die Grenze gegen den hellgrauen Kalkglimmerschiefer ist in
Bahnhöhe vom Sturzschutt der Patscheiwände verdeckt.
Der Gesteinswechsel drückt sich im großartiger Weise in der plötzlichen Verengung
des Inntales aus. Die ganze schluchtartige Strecke liegt in petrografisch wenig
wechselnden Schichten des Kalkphyllites, welcher in manchen Bänken durch
Vortreten des Kornes und Glimmerschüppchen mehr das Aussehen von
Kalksandsteinschiefer annimmt, in gequetschten Zonen aber Lagen von
dünnblättrigen Kalkthonschiefer aufweist. Typische Kalksandsteine und Sandsteine
mit deutlichem, ziemlich groben Korn finden sich erst an der Martinsbrucker-Lehne.
In der Strecke bis Hochfinstermünz liegen die besten Aufschlüsse naturgemäß an
der Kunststraße. Sie zeigen zunächst bis Straßen km 119,0 sehr kalkreiche, dichte bis
feinkörnige Kalkschiefer in stark gefalteten aber wenig zerklüfteten dünnen
Bänken, die 75–80° Ost streichen, wobei das Fallen unter 30 bis 60° nach Süden
gerichtet ist.
Von da ab werden die Schichtblätter häufig sehr dünn, die Zerklüftung und die
Kalzitführung ist stärker, der zunehmende Thon-Gehalt gibt dem Gestein eine
dunklere Färbung, doch bleibt es stand und wetterfest. Das Schichtstreichen
schwankt zwischen 45° und 60° Ost, das Fallen zwischen 35 und 50° Süd. Eine Reihe
von steilen Verschiebungs-Klüften, zum Teil mit lehmigen Zerreibsel erfüllt, zum Teil
fest verkittet, durchsetzt die Schiefer unter 70 bis 90° gegen das Streichen. Näher
zum Einräumerhaus und zum Hotel Hochfinstermünz wird der Kalkphyllit immer
dünnschichtiger und kurzklüftiger. Alle diese Erscheinungen weisen auf eine
Störungszone hin, die sich morphologisch in der Finstermüzer Talweitung ausprägt.
Im Kirschbach und in Aspengraben erscheinen schwarzgraue blättrige
Thonschiefer und im Bereich der obersten Quellgräben zeigt sich im Anstehenden
ein neues Element der Bündner Serie: Lagergänge von grünen Gesteinen mit teils
schiefriger teils massiger Textur die hier in 1750 m Höhe mit einer Mächtigkeit von 15
m ausbeißen.
Diese vorwiegend festen aus Diabas und verwandten Gesteinen entstandenen
Grünschiefer ziehen jedoch erst im nächsten Trassenabschnitt bis zur Bahnhöhe
herab.
Oberhalb der Felsschroffen, längs welcher die Straße den Aufstieg nach
Hochfinstermünz vollführt, folgt ein steilgeneigter, von kleineren Wänden
durchzogener und im allgemeinen dicht bewaldeter Hang, der bis zu den
Steilabstürzen des Rosskopf-Fluchtwandkammes hinaufreicht. Im Sommer 1906
wurde aus dem Kirschbach mit Hilfe einer in Rundholz ausgeführten Riese Holz auf
das Lehnenstück zwischen den Durchlässen für den Kirschbach und den
Aspengraben geliefert. Die eigentliche Schlägerung soll erst beginnen bis die
Verfrachtung durch den Bahnbau verbilligt ist, so daß noch rechtzeitig auf
ausreichende Erhaltung von Schutz- und Bannwäldern eingewirkt werden kann.
Trotz der gegenwärtigen günstigen Bestockung ist das Gebirge äußerst wasserarm.
Die ganze Lehne von der Kajetansbrücke bis Hochfinstermünz enthält nur wenige
und durchwegs schwache Quellen abgesehen von der in 1900 m Höhe liegenden
― 66 ―
dürftigen Quelle auf der Kälbermais, finden sich gute Trinkwasseradern, an der
Südseite des Rückens, + 1628 der topografischen Karte bei zirka 1550 m und
zwischen Kirschbach und Aspengraben bei zirka 1340 m. Bezeichnend für die
Quellenarmut des Gebietes ist die Zuhilfenahme des Kirschbachwassers für die
Wasserversorgung von Hochfinstermünz.
Auch die offenen Gerinne sind im Sommer äußerst wasserarm. In den Oberläufen,
wo die kahlen Felsen reichlich Schutt in das Bachbett entsenden, verschwindet
das Wasser oft vollständig unter demselben und verkittet ihn an Stellen, wo er
gegen das Fortschwemmen geschützt ist, gelegentlich der löchrigen Breccien.
Zwischen Straßenkilometer 119,6 und 118,2 folgt die Straße im Großen und Ganzen
dem oberen Rand der Schutthalden, welche die Steilwände begleiten, so daß
unterhalb der Straße fast durchwegs Schutt liegt, während nur einzelne
höherreichende Haldenteile oberhalb des Kunstkörpers bleiben. Vom
Straßenkilometer 118,2 bis Altfinstermünz reichen die Schroffen zumeist bis zum Inn.
Die ganze Strecke längs der Felswände ist steingefährlich. Auf dem Kegel des
Kleiselbaches liegen einige große Blöcke, die erst vor wenigen Jahren
herabgestürzt sind.
Baustoffe:
Von der Kajetansbrücke aufwärts muß der Sand von der Talsole zugeführt werden,
wird also teuer.
Als Gewinnungsstellen längst der Baustrecke kommen allenfalls die alten
Flußterassen bei den in der topografischen Karte gezeichneten Schotterbänken im
Inn (nördlich des Tschengelshofes) in Betracht. Nach den mit Dolomitsanden auf
der Linie Unterdrauburg—Wöllan gemachten günstigen Erfahrungen, empfiehlt
sich vom wirtschaftlichen Standpunkt der Versuch, aus thonfreien Gesteinszonen
erzeugten künstlichen Kalksand zur Mörtelbereitung zu verwenden.
Der Oberbauschotter kann durchwegs aus dem im Einschnitt gewonnenen Schutt
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und aus dem Tunnelausbruch erzeugt werden. Längs der Wildbäche, die aus den
Patscheiwänden über die Blockhalden führen, dürfte sich feineres Materiale, das
nur geringer Nacharbeit bedarf, vorfinden.
Bruchstein: Die Gesteinbeschaffenheit an und für sich würde an vielen Stellen die
Gewinnung von Bruchstein zulassen.
Die Geländeform ist aber derart ungünstig, daß die Anlage von Steinbrüchen
längs der Strasse auf die größten Schwierigkeiten stößt. Auf dem weniger steilen
Rücken, welcher von Hochfinstermünz zum Punkt + 1628 der topografischen Karte
zieht, ist die Gesteinsbeschaffenheit in den tieferen Lagen ungünstig und die für
Bruchstein verwendbare Zone beginnt erst bei 1570 m.
In der Hauptsache wird also der Steinbedarf aus dem Bergsturz unter den
Patscheiwänden zu decken sein, aus welchem eine beliebige Menge von
Bruchstein und kleineren Quadern erzeugt werden kann. Die Bergaufverführung
längst der Straße, bezw. mittelst Rollbahn wird selbstredend die Gestehungskosten
nach Maßgabe der Verführungsweite verteuern.
Die einer Auskleidung bedürftigen Tunnelringe können allenfalls ausbetoniert
werden.
Einzelnheiten über die Geländebeschaffenheit längs der Trasse vom Jänner um
1907 sind in der beiliegenden Geologischen Beschreibung des Trassenstückes
Pfunds — Hochfinstermünz enthalten.
Zur besseren Übersicht der in den Abschnitten VI und VII beschriebenen
geologischen Verhältnisse liegt eine Trassen-Skizze 1:25.000 bei, in welcher außer
den wichtigsten Wasserläufen, die Lage der dem Abschnitt VII angeschlossenen
geologischen Profile in die Gesteinszonen ersichtlich gemacht wurden.
km: 30,7 bis 31,3. Alte Flußterasse; gebundene Schotter, Mugel und Rundblöcke,
auch Sandlassen.
km: 31,3 bis 31,450. Schuttfuß des Haupthanges: aufruhend auf den alten vom Inn
angegriffenen Flußterassen (Oberkante 980m). Große Felsblöcke u. Schutt.
Schwemmkegel des großen Eisfalles: vorwiegend kleinstückiger, wenig gerundeter
Schutt von Kalk.
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km: 32,196 bis 32,300. Linkes Ufer bezw. Schwemmkegel des Patscheibaches:
Gebundener vorwiegend feiner Schutt der grauen Kalkthonphyllite mit zirka 10 %
größerer Blöcke.
km: 32,300 bis 33,483. Bergsturz von den Patscheiwänden: kantiger Kurzschutt, mit
teilweise hausgroßen Blöcken, längs der Wildbäche feinerer Muhrschotter.
km: 33,775. Kleiselbach. Felsbett im festen Kalkschiefer (Das in der Lotebene der
Trasse mögliche Vorhandensein von losem Schutt kann weder aus dem
Gedächtnis noch aus dem Schichtenplan mit Sicherheit beurteilt werden).
km: 33,767 — 33,964. Läuft die Axse längs der Halbgallerie der Straße. Die Bahnaxe
liegt vielleicht noch auf dem Fels der Gallerie-Wand, die steil unter die
Schutthalden hinabsetzt.
km: 33,964 — 34,700 bezw. weiter nach Skizze Nro. 25 Ausläufer der Schutthalden
unter der Steilwand . Der Schutt der Sturzhalde sitzt auf den alten Flußterassen
nächst Tschengels-Hof auf. Nach den Schichtenplan wird der Schutt an zwei
Stellen von schmalen Felsrippen durchragt. Bei km: 34,415 za 4,0 r.d.B. Bei km.
34.470 za 89 r.d.B. Der Eingang des Finstermünzer-Tunnels liegt noch im Schutt
(Vergleiche die Längenprofilsskizze).
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b.) Gesteinszonen:
* Nachträglich mit Rücksicht auf die Schuttstrecken an der Einfahrt geändert. Die
auf Grund dieser Ansätze vernachlässigte Mauerung für den Kitzmais-Tunnel
erfährt hiedurch keine Änderung.
Beim Stollenvortrieb von Landeck gegen Mals muß über die Hand gebohrt
werden, da das Gestein in gleicher Richtung einfällt. Die Schichtlage dürfte die
Lösung der Berge vielleicht weniger erschweren als die bis zur Verknitterung
gehende heftige Faltung und die aus der Zusammenstauchung des ganzen
Gebirges hervorgehende starke Gesteinsverspannung.
1 Beilage
(Trassen-Skizze)
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Geologisches Gutachten
über die Trassenführung zwischen Tösens und Nauders
erstattet von Oberstaatsbahnrat Ing. Max Singer.
Die k.u.k. Militär-Bauleitung in Landeck hat mich mit dem Diensttelegramm 603-29
vom 30./8.18 zur Beurteilung der im April 1918 aufgestellten neuen Trassenführung
zwischen Tösens und Nauders aufgefordert und mir am 3.9.1918 in Landeck die
nachstehend beantworteten fünf Fragen vorgelegt.
Auf Grund der Begehung der neuen Bahntrasse mit den Herrn Sektionsleitern Oblt.
Pilz, Hptm. G a u d e r n a k, u. F. von Kleiner komme ich zu folgenden Ergebnissen,
wobei ich hinsicht der allgemeinen geologischen Verhältnisse auf mein
ausführliches Gutachten von 1906/7 verweise ( V. Tösens-Pfunds BB0. 1747 von
1907, VI. Pfunds-Hochfinstermünz EBD. 809 von 1907 und VII. Finstermünz-Nauders.)
einzelnen
Frage 1: Ist der Ersatz von Tunnels der Teilstrecke Tösens ― Pfunds durch
Felseinschnitte zu empfehlen?
Hauptabsonderungsrichtungen ( 80° Ost und Nord-Süd ) und von dem Grad der
Aufklüftung ab. Beim Margreiter-Tunnel z.B. klafft an der Oberfläche die Nord-Süd-
Kluft, und im Greiter-Tunnel sind grössere Hohlräume zu erwarten. Blättrige und
tonige Schiefer treten besonders im Lafairs-Tunnel, im Wiesenfleck-Tunnel und im
Greiter-Tunnel auf.
Bei der Verfassung des Detailprojektes wird sich zeigen, ob die offene Strecke in
der zerrissenen Felslehne zwischen dem Birkacher und dem Margreiter-Tunnel nicht
teilweise in einen Tunnel umzuwandeln ist.
Infolge der Steilheit der Wände haben sich diluviale Ablagerungen nur im geringen
Ausmass erhalten. Der Pfundser-Tunnel durchfährt jedoch eine Rückfall-Kuppe von
Grundmoräne derart, dass im Querprofil km 29.119 (Zeichnung liegt bei der k.u.k.
Bausektion Pfunds) d i e äussere Tunnelneigung ungefähr die Oberfläche des
anstehenden Felsen erreicht.
Frage 3: Wie tief muss der Patschei-Tunnel gelegt werden, damit er verlässlich im
Felsen liegt?
Begründung: Auf Grund der Begehung wurde in drei Geländeschnitte, die bei der
k.u.k. Bausektion in Pfunds hinterlegt sind, der wahrscheinliche und der im
ungünstigsten Falle mögliche Verlauf der Felsoberfläche eingezeichnet.
Im ersteren Falle besitzt der Tunnel eine reichliche, im letzteren noch immer eine
genügende Fleischstärke. Wenn die im Patscheibach aufgeschlossenen
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Begründung: Die Trasse vom September 1918 durchschneidet die gegen Ost-Nord-
Ost streichenden und unter 20 bis 35° gegen Süd-Süd-Ost einfallenden
Kalksandsteinschiefer nahezu rechtwinkelig. Es sind standfeste Böschungen zu
erwarten, da das Gestein hier überdies kalkreicher, nicht so blättrig und trockener
ist als in dem nördlich davon durchstreichenden Schieferzug. In der Nähe des
derzeit geplanten Tunneleinganges werden vielleicht Verkleidungsmauern
erforderlich werden.
6. Bruchmulden im Brunnwald.
Die von Rückfallkupnen begleiteten auffallenden Mulden, die zwischen km 31 u.
km 32 unter spitzem Winkel gegen die Hauptrichtung des Hanges laufen, sind
verstürzte Anrisse in der Felslehne. Etwa 15° von der Nord-Südrichtung gegen Ost
abweichend, treten zahlreiche klaffende Querspalten auf. Die Ablösungsflächen
entsprechen daher ungefähr den bei Frage 1 beschriebenen zwei geologischen
Hauptrichtungen der Böschungsbildung (Vergl. auch Skizze No. 24 im Gutachten
1906/7 ).
übrigen Lehne ist die Bewegung infolge des Zurückweichens des Inn vom
Lehnenfuss zum Stillstand gekommen, die offenen Spalten sind verstürzt und
wurden von Pflanzenwuchs überkleidet.
Die Bahnlinie läuft schräg über die Kämme von scheinbar anstehendem, in
Wirklichkeit aber schon in Bewegung gewesenen Fels und über alte Bruchnischen,
an denen die Absitzung schon ziemlich weit vorgeschritten war. Die ganze von
schliefbaren Spalten und Hohlräumen durchzogene Lehne besteht aus einem
Blockwerk von ungehäueren Abmessungen und dürfte auch heute noch
geringfügige Bewegungen aufweisen.
Es ist als Vorteil zu betrachten, dass die Linie hier offen geführt wird, da ein Tunnel
unter ähnlichen Verhältnissen schwer in Stand zu halten ist, wie die mit der
Brunnwaldlehne vergleichbaren Erfahrungen mit dem Josefsberg-Tunnel bei Meran
lehren. Bei entsprechender Vorsicht bei den Abräumungs- und
Unterfangungsarbeiten besteht keine Gefahr, dass der Bergschlipf aus seinem
Dornröschenschlaf wieder erweckt werden könnte.
7. Eisfall-Tunnel:
Die Eisbildungen werden umso grösser, je feiner verteilt das Wasser über die
Felswand rieselt, da dann die ganze Abflussmenge gefriert und als Eismasse
hängen bleibt. Einem Abfluss von ein Liter pro Sekunde entspricht im Tag die
Eisbildung von etwa 1.1 mal 86.4 m³ = rd 95 m³ Eis.
Ober der Steilwand des grossen Eisfalls liegt eine von sogenanntem Rasentuff
erfüllte Quellmulde, deren dicke Moos-Polster das Wasser zum Teil unter Bildung
von Kalktuff verdunsten und den dabei abgekühlten Rest fein verteilt abfliessen
lassen. Sammelt man das Wasser durch Schlitze und bringt es in einer über die
Wand vorspringenden Schale mit grossem Gefäll zum Absturz, so wird die
Eisbildung auf die nicht erfassbaren Schwitzwässer beschränkt. Es wird daher
empfohlen, die Linie hier soweit als möglich offen zu führen, die Eisfallwässer mit
einer Aqueduktschale über die Bahn zu leiten und die Nase gegen den
Patscheibach im Tunnel zu durchfahren. Bei der Herstellung des Eisfallobjektes ist zu
beachten, dass die feste Kalkglimmerschieferwand von einem Überzug von wenig
tragfähigem Kalksinter überkleidet ist. Bei dieser Lösung könnte die im Gutachten
1906/7 beantragte Verbauung der oberhalb gelegenen Schuttrunsen
unterbleiben.
8. Kleiselbach-Übersetzung:
Bei der gegenwärtigen Trassenführung liegen der Ausgang des Patschei-Tunnels
und das rechte Widerlager der geplanten Bogenbrücke in einer festen Wand von
Kalksandsteinschiefer, das linke Widerlager und der Eingang in den Finstermünzer-
Tunnel jedoch im stark gelockerten Felshang. Verkürzt man die offene Strecke um
auch hier festen Fels zu gewinnen, so wird die Brücke durch allfällige Muhrbrüche
aus dem derzeit verklausten engen Felsschlitz des Kleiselbaches gefährdet.
Ich empfehle daher in Übereinstimmung mit Herrn Sektionsleiter F. v. Kleiner
entweder das Tieferlegen des Kleiselbachbettes oder die Unterfahrung der
Schlucht durch Bergeinwärtsrücken der Tunnelachsen. Falls erforderlich kann die
künstliche Lüftung der Tunnels durch ein schlotartiges Abzugrohr erzielt werden,
das in einem in die Felswand gesprengten Schlitz einbetoniert und entsprechend
hoch geführt wird.
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Der direkte Anstieg der Bahntrasse von Tösens nach Nauders ist in vorsichtiger, den
bedeutenden Bauschwierigkeiten Rechnung tragender Weise projektiert worden.
Durch die der Trassierung vorausgegangenen und Hand in Hand damit ins Einzelne
geführten geologischen Vorarbeiten sind alle Grundlagen für das kunstgerechte
Entwerfen und Ausführen der Bahnanlage rechtzeitg bekannt geworden: Dies gilt
sowohl für die Böschungsbildung wie für die grossen Kunstbauten und die
Tunnelherstellungen.
Nicht voraussehbare geologische Schwierigkeiten sind daher an keiner Stelle mehr
zu erwarten.
Vergleicht man die zu überwindenden Schwierigkeiten des direkten Anstieges mit
den ähnlichen der früher geplanten Entwicklung zwischen dem Stillen-Bachtal und
der Reichsgrenze bei Martinsbruck, so sind die dort zusammengedrängt
gewesenen Kunstbauten bei der neuen Trasse gewissermassen aufgerollt und
gegen Landeck verschoben worden.
Die betriebstechnischen Vorteile des direkten Anstieges, insbesondere die
wesentliche Kürzung gegenüber der alten Trasse, kommen daher ungeschmälert
durch die geologischen Verhältnisse voll zur Geltung.