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Die Europäische Norm EN ISO 10075-2:2000 hat den Status einer Deutschen Norm.
Nationales Vorwort
Diese Norm wurde von der Arbeitsgruppe 2 Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung des
Technischen Komitees ISO/TC 159 Ergonomie, Unterkomitee 1 Ergonomische Leitsätze erarbeitet. Die Sekretariats-
führung liegt bei Deutschland.
Bei der formellen Abstimmung zur Übernahme der ISO 10075-2:1996 als Europäische Norm stimmten fünfzehn der
achtzehn CEN-Mitgliedsländer mit Ja, drei Länder (Dänemark, Deutschland, Schweiz) enthielten sich der Stimme.
Damit wurde das vorliegende Dokument entsprechend der CEN/CENELEC-Geschäftsordnung als Europäische Norm
angenommen. Gemäß der CEN/CENELEC-Geschäftsordnung ist Deutschland verpflichtet, dieser Europäischen Norm
ohne jede Änderung den Status einer nationalen Norm zu geben.
Deutschland hat sich bei der formellen Abstimmung über den Europäischen Norm-Entwurf der Stimme enthalten, da
zwischen den Sozialpartnern als wesentliche an der Normung im Bereich der Ergonomie interessierten Kreisen kein
Konsens erzielt werden konnte.
Fortsetzung 9 Seiten EN
ICS 13.180
Deutsche Fassung
Ergonomic principles related to mental workload Principes ergonomiques relatifs à la charge de travail
Part 2: Design principles (ISO 10075-2:1996) mental Partie 2: Principes de conception
(ISO 10075-2:1996)
CEN
EUROPÄISCHES KOMITEE FÜR NORMUNG
European Committee for Standardization
Comité Européen de Normalisation
© 2000 CEN Alle Rechte der Verwertung, gleich in welcher Form und in welchem Verfahren,
sind weltweit den nationalen Mitgliedern von CEN vorbehalten. Ref.-Nr. EN ISO 10075-2:2000 D
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EN ISO 10075-2:2000
Inhalt
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Vorwort
Der Text der Internationalen Norm ISO 10075-2:1996 vom Technischen Komitee ISO/TC 159 Ergonomics der Inter-
national Organization for Standardization (ISO) wurde als Europäische Norm durch das Technische Komitee CEN/TC 122
Ergonomie übernommen, dessen Sekretariat vom DIN gehalten wird.
Diese Europäische Norm muß den Status einer nationalen Norm erhalten, entweder durch Veröffentlichung eines iden-
tischen Textes oder durch Anerkennung bis 2000-09, und etwaige entgegenstehende nationale Normen müssen bis
2000-09 zurückgezogen werden.
Entsprechend der CEN/CENELEC-Geschäftsordnung sind die nationalen Normungsinstitute der folgenden Länder gehal-
ten, diese Europäische Norm zu übernehmen:
Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande,
Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich.
Anerkennungsnotiz
Der Text der Internationalen Norm ISO 10075-2:1996 wurde von CEN als Europäische Norm ohne irgendeine Abänderung
genehmigt.
ANMERKUNG: Die normativen Verweisungen auf Internationale Normen sind im Anhang ZA (normativ) aufgeführt.
Die Europäische Norm EN ISO 10075 besteht unter dem Haupttitel Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Ar-
beitsbelastung aus folgenden Teilen:
Teil 1: Allgemeines und Begriffe
Teil 2: Gestaltungsgrundsätze
Teil 3: Messung und Erfassung der psychischen Arbeitsbelastung
Anhang A dieses Teils der ISO 10075 dient lediglich zur Information.
Einleitung
Dieser Teil der ISO 10075 stellt eine Erweiterung der ISO 6385 dar und enthält Grundsätze für die Gestaltung von
Arbeitssystemen unter besonderer Berücksichtigung der psychischen Arbeitsbelastung und -beanspruchung, wie sie in
ISO 10075 definiert sind.
Dieser Teil der ISO 10075 bezieht sich auf alle Arten tung von Arbeitssystemen anzusehen sind, nicht jedoch
menschlicher Arbeitstätigkeit (siehe ISO 10075), nicht nur als Ersatz für Versäumnisse bei der Systemgestaltung
auf solche, die man in einem engeren Sinne als kognitive und daraus resultierende suboptimale Gestaltungsergeb-
oder mentale Aufgaben beschreiben könnte, sondern nisse.
auch auf solche Aufgaben, die in erster Linie körperliche Die Berücksichtigung des Nutzers ist vom Beginn des Ge-
Arbeitsbelastungen beinhalten. staltungsprozesses an notwendig, wenn die Systemfunk-
Dieser Teil der ISO 10075 ist somit für alle diejenigen rele- tionen spezifiziert werden. Die Definition von Systemfunk-
vant, die an der Gestaltung und Nutzung von Arbeitssyste- tionen und Unterfunktionen, ebenso wie die Funktionstei-
men beteiligt sind, z. B. Konstrukteure in der System- und lung zwischen Operator und Maschine sowie zwischen
Betriebsmittelgestaltung, die Vertreter des Unternehmens verschiedenen Operatoren erfordert die Berücksichtigung
und der Beschäftigten. der Merkmale der betroffenen Personen.
Dieser Teil der ISO 10075 ist sowohl bei der Gestaltung Bei der Gestaltung von Arbeitssystemen sollte stets
neuer Arbeitssysteme anwendbar wie bei der Umgestal- bedacht werden, daß Arbeit aus einer Kombination von
tung bestehender, in denen wesentliche Veränderungen Aufgaben besteht, die mit bestimmten technischen
durchgeführt werden sollen. Arbeitsmitteln in einer bestimmten Arbeitsumgebung und
innerhalb einer bestimmten Organisationsstruktur aus-
geführt werden. Daher bietet jede dieser Komponenten
2 Normative Verweisungen Möglichkeiten, die Gestaltung des Arbeitssystems im Hin-
blick auf psychische Arbeitsbelastung zu beeinflussen.
Diese Europäische Norm enthält durch datierte oder un-
datierte Verweisungen Festlegungen aus anderen Publi- Gestaltungsgrundsätze können sich somit auf verschie-
kationen. Diese normativen Verweisungen sind an den je- dene Ebenen des Gestaltungsprozesses und der Gestal-
weiligen Stellen im Text zitiert, und die Publikationen sind tungslösungen beziehen:
nachstehend aufgeführt. Bei datierten Verweisungen a) zur Beeinflussung der Intensität der Arbeitsbelastun-
gehören spätere Änderungen oder Überarbeitungen die- gen:
ser Publikationen nur zu dieser Europäischen Norm, falls auf der Aufgaben- und/oder Tätigkeitsebene,
sie durch Änderung oder Überarbeitung eingearbeitet auf der Ebene der technischen Ausrüstung,
sind. Bei undatierten Verweisungen gilt die letzte Ausgabe
der in Bezug genommenen Publikation. auf der Ebene der Arbeitsumgebung,
ISO 6385:1981 auf der organisatorischen Ebene, und
Prinzipien der Ergonomie in der Auslegung von b) zur Beeinflussung der Dauer der Exposition der
Arbeitssystemen Arbeitsbelastung:
ISO 10075:1991 *) auf der Ebene der zeitlichen Organisation der Arbeit.
Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Tabelle A.1 in Anhang A zeigt eine Matrix der Ebenen des
Arbeitsbelastung Allgemeines und Begriffe Gestaltungsprozesses und deren Beziehungen zu den
Folgen psychischer Beanspruchung, zusammen mit Bei-
spielen anwendbarer Gestaltungslösungen.
3 Begriffe Personelle Faktoren, wie Fähigkeiten, Leistungvermögen,
Für diesen Teil der ISO 10075 gelten die Definitionen der Motivation auf der Basis inter- und intraindividueller Un-
ISO 6385 und der ISO 10075. terschiede beeinflussen die resultierende Arbeitsbean-
spruchung. Daher müssen Personalauswahl und -ausbil-
dung, wie oben erwähnt, bei der Gestaltung von Arbeits-
4 Gestaltungsgrundsätze systemen in zweckdienlicher Weise berücksichtigt werden.
Die Gestaltung eines Arbeitssystems beginnt mit einer
4.1 Allgemeine Grundsätze Funktionsanalyse des Systems, gefolgt von der Funkti-
Zur Vermeidung beeinträchtigender Auswirkungen durch onsverteilung zwischen Operatoren und Maschinen und
die Gestaltung von Arbeitssystemen auf die Nutzer ist es der Aufgabenanalyse. Sie resultiert in der Aufgabenge-
notwendig, das Arbeitssystem an den Nutzer anzupassen. staltung und der Aufgabenzuweisung für den Operator. Es
Die Gestaltung oder Umgestaltung von Arbeitssystemen ist unerläßlich, daß Experten aus dem Bereich der Ergo-
erfordert von Anfang an eine umfassende Berücksichti- nomie von Anfang an in diesen Prozeß mit einbezogen
gung von Menschen, Technologie und organisatorischen werden, um diese Schritte mit Augenmerk auf die resultie-
Bedingungen sowie deren Wechselwirkungen. Das renden Anforderungen an den Operator, insbesondere im
bedeutet, daß Ergonomen so früh wie möglich in den Ge- Hinblick auf die psychische Arbeitsbelastung, durchführen
staltungsprozeß einbezogen werden sollten. Erfahrungen zu können. Durch ein solches Vorgehen werden die jewei-
und Kompetenzen von Nutzern bestehender Arbeits- ligen Anforderungen erkennbar, die auf jeder Ebene der
systeme sollten in den Gestaltungs- oder Umgestaltungs- Systemgestaltung zu berücksichtigen sind.
prozeß mit einbezogen werden, um eine optimale Gestal- Bei der Gestaltung von Arbeitssystemen sollte ferner be-
tungsqualität zu erreichen und zu verwirklichen. Dies läßt dacht werden, daß sich Umgebungsanforderungen,
sich durch den Einsatz partizipativer Methoden realisie- Systemansprüche, Herausforderungen sowie die Men-
ren, wodurch die Erwartungen der Nutzer hinsichtlich der schen selber durch die Entwicklung von Fertigkeiten,
Gestaltungsqualität in den Gestaltungsprozeß mit einbe- Fähigkeiten und Erwartungen im Laufe der Zeit verändern.
zogen werden können. Dies wird zu nutzerorientierten Das bedeutet, durch die Systemgestaltung für diese Ver-
Ergebnissen und zu größerer Akzeptanz der Nutzer änderungen Vorsorge zu tragen und so eine Anpassung
führen, und wird damit zur Effizienz des Arbeitssystems des Systems an diese Anforderungen zu ermöglichen.
als Ganzes beitragen. Dies kann z. B. durch eine dynamische Aufgabenzuwei-
Erfolgt die Gestaltung für ein völlig neuartiges System, sung erreicht werden, die es dem Operator ermöglicht,
sollte der Konstrukteur die Fähigkeiten, Fertigkeiten, Er- Aufgaben in Abhängigkeit von seinem gegenwärtigen
fahrungen und Erwartungen der in Aussicht genommenen
Nutzerpopulation in angemessener Weise berücksich-
tigen. Es sollte stets bedacht werden, daß Schulungsmaß- *) Nach Überarbeitung erhält diese Internationale Norm
nahmen als unterstützende Maßnahmen bei der Gestal- die Bezeichnung ISO 10075-1.
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EN ISO 10075-2:2000
lung der Information (für Anzeigen) oder Steuerungsdyna- 4.2.2.13 Mentale Modelle
mik (für Eingabevorrichtungen) auf ein angemessenes Inkonsistente, unvollständige oder fehlende mentale
Niveau reduziert werden. Repräsentationen des Prozesses oder der Systemfunktio-
nen verlangen vom Operator zusätzliche Anstrengungen,
4.2.2.10 Parallele vs. serielle Verarbeitung um das System steuern zu können. Systemgestaltung und
Serielle Verarbeitung ist der parallelen Verarbeitung auf- Systemauslegung sollten so erfolgen, daß es dem Opera-
grund der Anforderungen an die Verarbeitungskapazitäten tor möglich ist, die Prozesse zu verstehen, und zwar auf
im allgemeinen vorzuziehen. Andererseits ist es günstiger, einer Ebene, die für seine Funktion im Prozeß zweckdien-
Informationen parallel darzustellen, wenn Vergleiche lich ist. Informationen sollten derart zur Verfügung und
zwischen verschiedenen Informationsquellen durch- dargestellt werden, daß sie Wechselbeziehungen zwi-
geführt werden müssen. Wenn Orientierung erforderlich schen Subsystemen erkennbar machen, z. B. durch Fluß-
ist, ist parallele der seriellen Informationsdarstellung vor- diagramme, Aufzeichnungen zeitbezogener Systemant-
zuziehen. worten, Vorsehen von Möglichkeiten zur Sammlung von
Erfahrungen über Systemreaktionen auf Steuerungsein-
4.2.2.11 Gleichzeitige Aufgabenbearbeitung griffe des Operators.
Wenn zwei oder mehrere Aufgaben, die Aufmerksamkeits-
zuwendung erfordern, gleichzeitig ausgeführt werden 4.2.2.14 Absolut- vs. Relativurteil
müssen, werden sehr schnell die Grenzen der Verarbei- Absoluturteile erfordern, Vergleichsstandards im Gedächt-
tungskapazität erreicht. Es ist daher günstiger, eine se- nis zu behalten, während Relativurteile Entscheidungen in
quentielle Aufgabenausführung vorzusehen. Üben mit Bezug auf einen simultan gegebenen Vergleichsstandard
konsistenter Reiz-Reaktions-Zuordnung kann bei einigen verlangen, was leichter auszuführen ist. Relativurteile
Aufgaben dazu genutzt werden, die Arbeitsbelastung sind daher gegenüber Absoluturteilen zu bevorzugen.
durch Reduktion der Aufmerksamkeitszuwendung zu re- Dies kann durch die Bereitstellung von Anzeigen erreicht
duzieren, wenn die Folgen von Fehlern bei fehlerhaften werden, die die Präsentation von Vergleichsstandards er-
automatisierten Informationsverarbeitungsprozessen von lauben, mit denen die kritische Information verglichen wer-
geringerer Bedeutung sind. den kann.
4.2.3 Zeitliche Verteilung der Arbeitsbelastung 4.3 Leitsätze in bezug auf Monotonie
Neben der Intensität der psychischen Belastung ist deren Eine der Hauptbedingungen, die zur Entwicklung von
zeitliche Verteilung von Bedeutung für die resultierende Monotonie, wie in ISO 10075 definiert, beitragen, ist eine
Ermüdung. Im allgemeinen gibt es eine exponentielle Be- Aufgabe mit einem eng begrenzten Beachtungsumfang,
ziehung zwischen Arbeitsdauer und der resultierenden Er- mit geringem bis mittlerem Niveau der kognitiven Aufga-
müdung. Um Überforderung zu vermeiden, sollten daher benschwierigkeit, repetitiven Leistungsanforderungen
die folgenden Faktoren beachtet werden: sowie geringer Variation in den Aufgaben- oder Umge-
bungsbedingungen, insbesondere wenn sie über längere
4.2.3.1 Dauer der Arbeitszeit Zeiträume ausgeführt wird. Diese Bedingungen sollten
Weil die Erhöhung von Intensität und Dauer der Arbeitsbe- deshalb durch eine angemessene Gestaltung der Aufga-
lastung die entstehende Ermüdung exponentiell ver- ben und der Arbeitsbedingungen vermieden werden. Wo
größert, soll die Dauer der Arbeitszeit an die Intensität der Änderungen in der Gestaltung der Aufgabe durch tech-
Arbeitsbelastung angepaßt werden. Die Arbeitszeit soll in nische oder organisatorische Maßnahmen noch nicht
ihrer Dauer auf einen Zeitpunkt begrenzt werden, wo sich möglich sind, sollen folgende Vorgehensweisen in
noch keine Ermüdungseffekte zeigen. Es darf nicht ver- Betracht gezogen werden:
gessen werden, daß die Ausdehnung der Arbeitszeit um Mechanisierung oder Automatisierung repetitiver
eine Stunde die Produktion aufgrund von Ermüdung und Funktionen mit eng eingeschränkten Aufgabenanfor-
Anpassungsprozessen nicht linear erhöht. derungen;
4.2.3.2 Ruhezeit zwischen aufeinanderfolgenden Tätigkeitswechsel (Job Rotation);
Arbeitstagen oder Schichten Aufgabenerweiterung (Job Enlargement);
Die Ruhezeit zwischen aufeinanderfolgenden Schichten Aufgabenbereicherung (Job Enrichment).
soll ausreichend sein, um eine vollständige Erholung von Monotonie kann zunehmen durch:
Ermüdungseffekten der vorangegangenen Schicht sicher- Nichtvorhandensein anderer Mitarbeiter;
zustellen. reduzierte Möglichkeiten zu sozialer Interaktion;
4.2.3.3 Tageszeit Fehlen von Erholungspausen;
Die menschliche Leistung unterliegt circadianen Schwan- mangelnde Möglichkeiten für körperliche Aktivitäten;
kungen. Im allgemeinen ist die Leistung während der mangelnde Möglichkeiten für Veränderungen der Auf-
Nachtzeit geringer als während des Tages. Im Vergleich gabenaktivitäten;
zur Tagarbeit sollen die Leistungsanforderungen in den Tageszeit (Nachmittags- und Nachtstunden sind
Nachtstunden daher reduziert werden, z. B. durch mehr anfälliger);
Personal oder Arbeitspausen während der Nachtzeit. klimatische Bedingungen (z. B. gemäßigte Temperatu-
ren);
4.2.3.4 Schichtarbeit
einförmige akustische Stimulation;
Schichtarbeit erfordert besondere Anstrengungen des
Operators, um Probleme der Circadianschwankung der Arbeitsermüdung.
Leistung, der physiologischen und der sozialen Synchro- Diese Bedingungen sollten daher vermieden werden.
nisation zu bewältigen. Da Schichtarbeit ein Risiko für Ge- Ihnen sollte durch angemessene Tätigkeits- und Arbeits-
sundheit und Wohlbefinden darstellt, soll sie soweit wie gestaltung entgegengewirkt werden, insbesondere durch:
möglich vermieden werden. Wo Schichtarbeit nicht ver- Aufgabenbereicherung mit kognitiven Elementen;
mieden werden kann, sollen ergonomisch gestaltete Vergrößerung des Beachtungsumfangs, z. B. durch
Schichtpläne eingesetzt werden. komplexere Aufgaben;
4.2.3.5 Arbeitsunterbrechungen und Erholungspausen Bereitstellung von Möglichkeiten zur Erhöhung der
Aufgabenvielfalt;
Arbeitsunterbrechungen können eingeführt werden, um
Möglichkeiten zur Erholung von Ermüdung zu schaffen. Bereitstellung von Möglichkeiten für körperliche Aktivi-
Es ist jedoch günstiger, Pausen einzuführen, um von An- tät;
fang an der Entwicklung von Ermüdung vorzubeugen. Auf- angemessene Gestaltung der klimatischen Bedingun-
grund der exponentiellen Beziehung zwischen der Dauer gen;
der ununterbrochenen Arbeit und der Ermüdung sowie Reduktion von Lärm und einförmiger akustischer
des exponentiellen Erholungsverlaufes sind kurze Pausen Stimulation;
nach kurzen Arbeitsabschnitten längeren Pausen nach Herstellung angemessener Beleuchtung;
längeren Arbeitsabschnitten vorzuziehen. Zum Beispiel
Erleichterung der Kommunikation mit Mitarbeitern;
sind sechs kurze Arbeitsunterbrechungen von jeweils
5 min nach jeweils 55 min Arbeit gegenüber einer Pause Vermeidung von Taktarbeit und Gewährung von Auto-
von 30 min nach 6 h Arbeit zu bevorzugen. Arbeits-Pau- nomie in bezug auf das Arbeitstempo;
sen-Regelungen für Nachtarbeit sollten kürzere Arbeits- Einführen von Erholungspausen;
perioden vorsehen als für Tagarbeit. ergonomisch gestaltete Schichtpläne, wenn Schicht-
arbeit nicht vermieden werden kann.
4.2.3.6 Aufgabenwechsel mit unterschiedlichen
Aufgabenanforderungen oder Arten psychischer
Belastung 4.4 Leitsätze in bezug auf herabgesetzte
Wechsel zwischen Aufgaben mit unterschiedlichen Anfor- Wachsamkeit
derungen in der psychischen Belastung, z. B. Wechsel Um Probleme reduzierter Wachsamkeit zu vermeiden, die
von Überwachungs- zu Steuerungstätigkeiten oder von zu reduzierter Entdeckungsleistung und darüber zu redu-
der Ausführung logischer Analysen zu Routinetätigkeiten, zierter Systemzuverlässigkeit in Arbeitssystemen führen
können vergleichbare Effekte haben wie Arbeitsunterbre- können, die die Entdeckung kritischer Signale und/oder
chungen oder Erholungspausen. Solche Wechsel in den eine Systemdiagnose erfordern, sind eine geeignete Ge-
Aufgabenaktivitäten sollten daher vorgesehen werden, staltung der Aufgaben und der Arbeitsmittel, ebenso wie
um Ermüdung zu verhindern. eine geeignete Arbeitsorganisation notwendig.
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EN ISO 10075-2:2000
Insbesondere sollen folgende Ziele berücksichtigt wer- von verschiedenen Aufgabenelementen für jeden
den: Operator, anstatt jedem Operator lediglich identische
a) Vermeiden des Erfordernisses der Daueraufmerksam- Aufgaben zuzuweisen;
keit zur Entdeckung kritischer Signale, so weit dies Vorsehen sinnvoller Aufgaben, die als in sich
möglich ist. geschlossene Einheit statt als Bruchstücke einer Auf-
b) Vermeiden des Erfordernisses der Daueraufmerksam- gabe wahrgenommen werden können und deren
keit über längere Zeitspannen. Akzeptable Zeitspan- Bedeutung für die Gesamtaufgabenerfüllung dem
nen sind abhängig von Ereignisrate, Signalunter- Operator verständlich ist;
scheidbarkeit, Signalwahrscheinlichkeit, Wahrschein- Vorsehen von Aufgaben, die die persönliche Entwick-
lichkeit kritischer und irrelevanter Signale. lung ermöglichen, z. B. Aufgaben, bei denen man
In der Regel sinkt die Leistung am stärksten bei Auf- etwas lernen kann oder muß und die, in Übereinstim-
gaben mit: mung mit dem jeweiligen Entwicklungsstand der Fer-
niedrigen Signal-/hohen Ereignisraten; tigkeiten und Fähigkeiten, verschiedene Ausführungs-
weisen erlauben;
geringer Wahrscheinlichkeit kritischer Signale;
Aufgabenbereicherung, d. h. das Kombinieren von
geringer Signalunterscheidbarkeit. Aufgabenelementen unterschiedlicher operativer Ebe-
Unter solchen Bedingungen kann die Leistung sehr nen, z. B. Kombinieren von Montage- mit Kontroll- und
schnell bedeutsam abfallen, z. B. nach 10 min bis Instandhaltungsaufgaben;
20 min. Solche Aufgaben sollten vermieden werden. Aufgabenerweiterung, d. h. das Kombinieren verschie-
Wenn dies nicht möglich ist, sollte durch organisatori- dener Aufgabenelemente, derselben operativen
sche Mittel dafür gesorgt werden, daß nur eine relativ Ebene, z. B. das Montieren verschiedener Teile oder
kurzzeitige ununterbrochene Aufgabenbearbeitung einer ganzen Einheit;
erfolgt. Dazu können Erholungspausen, Tätigkeits-
wechsel oder Wechsel der Aufgabeninhalte vorgese- Tätigkeitswechsel, d. h. systematischer Wechsel zwi-
hen werden. schen verschiedenen Tätigkeiten mit bestimmten
Anforderungen;
c) Sicherstellen angemessener Signalunterscheidbarkeit
(Signalauffälligkeit) durch geeignete Anzeigengestal- zeitliche Strukturierung des Arbeitsablaufes durch
tung und/oder durch die Gestaltung der Arbeitsumge- Erholungspausen;
bung (z. B. geeignete Beleuchtung, Lärmminderung). quantitative Strukturierung des Arbeitsablaufes durch
d) Vermeiden des Erfordernisses sukzessiver Unter- das Setzen von Leistungszielen für eine schrittweise
scheidungsleistung, bei der Vergleichsstandards im Aufgabenerfüllung und Rückmeldung über die erzielte
Gedächtnis behalten werden müssen, und statt des- Leistung;
sen Einsatz simultaner Unterscheidung, durch ange- Vermeidung von Bedingungen, die zu Monotonie und/
messene Anzeigengestaltung und Bereitstellen von oder herabgesetzter Wachsamkeit führen.
Vergleichsstandards. Es sollte beachtet werden, daß Merkmale der Nutzer, z. B.
e) Reduzieren der Signalunsicherheit (zeitlich, räumlich, Schulbildung, Ausbildung und Erfahrung, besonders be-
Auffälligkeit) und Verbessern der Erkennbarkeit so deutsam für die Entwicklung psychischer Sättigung sind.
weit wie möglich durch Nutzung von Rückmeldung Größere kognitive Komplexität des Operators führt zu
oder Vorankündigung (feedforward). schnellerer Wahrnehmung struktureller Ähnlichkeit und
f) Bereitstellen von technischen Hilfsmitteln, um dem darüber zu Sättigung. Um Sättigung zu vermeiden, sollte
Operator zu ermöglichen, seine Leistung zu beurteilen daher der voraussichtlichen Operatorpopulation bei der
und zu verbessern. Aufgabengestaltung besondere Beachtung geschenkt
werden.
g) Vermeiden von Bedingungen, die zu Monotonie
führen. Ganz allgemein sind vielfältige Aufgabenanforderungen
und Informationen über die Aufgabenausführung notwen-
dig, um Sättigung zu vermeiden.
4.5 Leitsätze in bezug auf Sättigung
Um Zustände psychischer Sättigung bei einem Operator
zu vermeiden, sollten repetitive Aufgaben vermieden wer- 5 Information und Ausbildung
den. Es reicht nicht aus, den Wiederholungscharakter le-
In Ergänzung zu den allgemeinen Grundsätzen, die in die-
diglich durch Vermeidung identischer Aufgabenelemente
sem Teil der ISO 10075 zur Gestaltung und Umgestaltung
zu vermeiden, vielmehr ist auch strukturelle Ähnlichkeit
von Arbeitssystemen in bezug auf psychische Arbeitsbela-
der auszuführenden Aufgaben oder Unteraufgaben zu
stung empfohlen werden, sollen bei der Aufgabenge-
vermeiden. Wenn ähnliche oder identische Aufgaben oder
staltung die voraussichtliche Operatorpopulation (z. B.
Aufgabenelemente ausgeführt werden müssen, ist es
hinsichtlich individueller Unterschiede) und die Notwen-
ganz wesentlich, daß der Operator die bei seiner eigenen
digkeit vielfältiger Aufgabenanforderungen sowie von
Aufgabenerfüllung erreichten Fortschritte erkennen kann.
Informationen über die Aufgabenerfüllung durch die
Dies kann erreicht werden durch: Operatoren besonders beachtet werden.
geeignete Funktionsverteilung zwischen Operator und Der Konstrukteur soll die für die mit einem angemessenen
Maschine, z. B. Automatisieren von einfachen, sich Grad psychischer Arbeitsbelastung des Operators beste
wiederholenden Aufgabenelementen; Realisierung der Systemleistung erforderliche Art, Quan-
geeignete Aufgabenverteilung zwischen verschiede- tität und Qualität von Information und Ausbildung ange-
nen Operatoren, z. B. Vorsehen einer Kombination ben.
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EN ISO 10075-2:2000
Anhang A (informativ)
Beispiele für Gestaltungslösungen
Tabelle A.1: Beispiele für Gestaltungslösungen zur Vermeidung beeinträchtigender Folgen psychischer
Arbeitsbelastung auf verschiedenen Ebenen der Gestaltung
Anhang ZA (normativ)
Normative Verweisungen auf internationale Publikationen mit ihren entsprechenden
europäischen Publikationen
Diese Europäische Norm enthält durch datierte oder undatierte Verweisungen Festlegungen aus anderen Publikationen.
Diese normativen Verweisungen sind an den jeweiligen Stellen im Text zitiert, und die Publikationen sind nachstehend auf-
geführt. Bei datierten Verweisungen gehören spätere Änderungen oder Überarbeitungen dieser Publikationen nur zu dieser
Europäischen Norm, falls sie durch Änderung oder Überarbeitung eingearbeitet sind. Bei undatierten Verweisungen gilt die
letzte Ausgabe der in Bezug genommenen Publikation.
ISO 6385 1981 Ergonomic principles in the design of work systems ENV 26385 1990