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Ausgewählte Inkontinenzformen

Definition Kontinenz:

 Willkürliche Blasenentleerung zu einer passenden Zeit an einem passenden Ort

Definition Harninkontinenz:

 „unfreiwilliges Ausscheiden oder Abgehen von Urin an unpassenden Orten oder zu unpassenden
Zeiten, zweimal oder mehrmals im Monat, unabhängig von der abgegangenen Urinmenge“
(Norton 1999)
 Laut der International Continence Society: „Symptom des unfreiwilligen Urinverlusts jeglichen
Ausmaßes“
 Inkontinenz ist keine Erkrankung, sondern ein Symptom

Belastungsinkontinenz

(Stressinkontinenz)  unfreiwilliger Harnabgang bei körperlicher Belastung (nicht bei psychischer


Belastungssituation)

Schweregrade:

Grad I: Harnverlust bei Husten, Niesen oder Lachen

Grad II: Harnverlust bei Heben, Treppensteigen oder Aufstehen

Grad III: Harnverlust im Liegen

Ursachen bei Frauen: Schwäche der Beckenbodenmuskulatur, z. B. nach Geburten

Ursache bei Männern: Prostata Op (Verletzung des Verschlussmuskels)

Symptome: tröpfchenweiser bis starker unwillkürlicher Harnabgang bei körperlicher Betätigung ohne
Harndrang

Therapie:

• konservative Therapie: Beckenbodentraining, Pessartherapie, Biofeedbacktraining


• operative Therapie: Beckenbodenschwäche mit Blasensenkung und Senkung der inneren
Geschlechtsorgane (Blasen-, Gebärmutter-, Scheidenvorfall)

Dranginkontinenz

„Überaktivität der Blasenmuskulatur“ Die Harnblase ist bei intaktem Verschlussmechanismus der
Harnröhre nicht mehr in der Lage, größere Mengen von Harn zu sammeln und zu speichern. Die
Reizblase ist die leichte Form der Dranginkontinenz. Neben vermehrten Toilettengängen ist es jedoch
noch möglich, den Drang des Wasserlassens zu unterdrücken.

Ursachen:

• neurologische Erkrankungen, z. B. durch Schlaganfall, Parkinson, Diabetes mellitus, Epilepsie


• Tumore des Gehirns, reaktive Hypertrophie, Blasensteine, Bestrahlung der Blase
• Blasenentzündung (dann vorübergehende Inkontinenz durch Reizung der Blasenschleimhaut)
• Psychische Ursachen
Symptome:
vermehrter Harndrang; Bei der leichten Form lässt sich der Harndrang noch unterdrücken

Therapie:

• Training der Harnblase mit gezieltem Einüben einer regelmäßigen


Harnblasenentleerung (Blasentraining: Zeitintervalle zwischen den einzelnen Toilettengängen
werden schrittweise erhöht  soll die Harnblasenkapazität erhöhen und den Harndrang
minimieren (dauert mehrere Monate)
• medikamentöse Therapie: Bestimmte Medikamente beruhigen die Blase.
• Elektrostimulation zur gezielten Nervenstimulation der Beckenbodenmuskulatur

Chronische Harnretention mit Harninkontinenz (früher: Überlaufblase)

Überdehnung des Blasenmuskels durch vermehrten Restharn in der Blase bei Abflussbehinderung
der Harnröhre

„Überlaufen“ der Harnblase und unwillkürlicher Verlust kleiner Harnmengen Ursachen:

• Vergrößerung der Prostata


• Blasenstein, Blasentumor, Verengung der Harnröhre
Symptome:

 anfangs eine verlängerte Blasenentleerungszeit


• Startschwierigkeiten bei der Entleerung
• Abschwächung des Urinstrahls
• Nachträufeln nach Beendigung des Harnlassens

Therapie der Wahl ist die operative Entfernung des Abflusshindernisses, ggf. suprapubischer
Katheter (Bauchdeckenkatheter), transurethraler Katheter oder Selbstkatheterismus

Reflexinkontinenz

Bei der neurogenen Inkontinenz (Reflexinkontinenz) liegt eine Störung der Nerven vor, welche für die
Blasenentleerung verantwortlich sind. Durch diese teilweise oder komplette Fehlsteuerung von
Harnblase und Schließmuskel kommt es zu einem Harnverlust, den die

betroffene Person nicht mehr kontrollieren kann. Der erhöhte Druck in der Harnblase, schädigt auf
Dauer auch die Nieren.

Ursachen:

• Unterbrechung der Nervenbahnen bei Rückenmarkschädigungen, Querschnittslähmung


• Tumore im Bereich des Rückenmarks
• Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson
Symptome:
• keine willentliche Entleerung möglich
• Volle Harnblase wird nicht wahrgenommen
• Zufälliger Reiz (Niesen, Husten) kann zur Blasenentleerung führen.
Therapie:
• intermittierender Selbstkatheterismus (ISK) zur restharnfreien Entleerung der Harnblase
• medikamentöse Therapie zur Senkung des Blasendrucks
• Elektrostimulation
Weitere Formen:

• Misch-Harninkontinenz (Harninkontinenz besteht aus Drang- und Belastungsinkontinenz)

• Extraurethrale Inkontinenz (Harnabgang unter Umgehung der Harnröhre, z.B. bei


Fistelgängen, ektopen Harnleitern (angeboren, Harnleiter mündet nicht in die Harnblase,
Urin fließt in den Bauchraum), Therapie nur operativ möglich)

• Funktionelle Inkontinenz (Ursache liegt nicht im Urogenitaltrakt, Kontrolle über den


Harndrang ist eigentlich intakt, Ursachen: Demenz, eingeschränkte Mobilität, Depressionen
verhindern den Gang zur Toilette)

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