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Romantik als literarische Epoche

• Begriffsklärung:
◦ romanhaft, unwirklich, gekünstelt, durchaus im negativen Sinne
◦ verwendet erstmals von Novalis, als die Fertigkeit zu romantisieren, also einen Roman
zu schreiben
◦ positive Umwertung in der Frühromantik
• Epoche der Romantik umfasst 30-40 Jahre; ca. 1795-1830
• 3 Phasen:
◦ Frühromantik: Zentrum Jena, theoretisch- philosophisch orientiert
◦ Hochromantik/Heidelberger Romantik: 1806-1819, Vertreter: Clemens Brentano, Achim
v. Arnim, Adalbert v. Chamisso, Gebrüder Grimm
◦ Spätromantik: Zentrum Berlin, Joseph v. Eichendorff, ETA Hoffmann, Ludwig Uhland

Interpretation: J. v. Eichendorff, Wünschelrute

Bilder: Lied / singen Schläft ein Lied in allen Dingen,


Traum / schlafen Die da träumen fort und fort,
Zauberwort / Wünschelrute Und die Welt hebt an zu singen,
1. Zeile: Überall (Natur usw.) gibt es einen verborgenen Triffst du nur das Zauberwort.
poetischen Inhalt, alles ist von Natur aus poetisch
→ Natur ist potentielle Poesie
Rest: Neben der rational erklärbaren, mit den Sinnen erfahrbaren Realität gibt es eine poetische
Wirklichkeit, die durch den Zauber der Dichtkunst erweckt werden kann.Man selbst muss
nur die Bereitschaft mitbringen, sich diesem Zauber zu öffnen.
→ ganze Welt ist Poesie
→ wird zum Leben erweckt, wird Klang, wenn man mit der Wünschelrute nur auf ein
Zauberwort trifft
Wünschelrute: Instrument zum Finden von Wasser, Mensch braucht Wasser zum Überleben
→ Poesie ist Elixier des Lebens
→ Umdeutung der Wünschelrute:
▪ Gedicht ist Mittel, um das Lebenselixier zu finden
▪ Dichtkunst erschließt alles, was in den Dingen Poesie ist, wenn man sich darauf
einlässt
• programmatische Aussagen über das Wesen der Dichtung
• „Wünschelrute“ enthüllt in konzentrierter Form das Wesen der Romantik
• typisch für romantische Lyrik: Gedicht thematisiert die Unmöglichkeit, das in Worte zu fassen,
was sie vermitteln will → Unsagbarkeitstopos
• enge Verbindung zwischen Dichtung und Musik für viele romantische Künstler →
mittelalterliche Vorstellung vom Dichter als Sänger
• Rhythmus und Klang des Gedichts:
◦ 4- hebiger Trochäus → langsame Gleichförmigkeit (Traum)
◦ Stimmung: mystisch, träumerisch, verzaubert
◦ viele Vokale → Klang
◦ Alliterationen
◦ Inhalt und Form stimmen eng miteinander überein:
Gedicht macht lautlich vor, was es aussagen will → Musikmotiv
Interpretation: Novalis, Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren...
Novalis' Wirklichkeit angestrebte Utopie
• Zahlen und Figuren als Schlüssel / Zugang zu • Poesie und Liebe als besserer Zuagng zur
Geheimnissen → analytische, Welt: Vorrang der gefühlsorientierten,
naturwissenschaftlich- mathematische intuitiven Wert- und Welterfassung
Methode • Notwendigkeit einer Vereinigung des
• Kritik an einer ausschließlich Rationalen mit dem „Dunklen“ (Bereich, der
verstandesorientierten Welterklärung sich dem forschenden Denken entzieht:
• Absage an die Aufklärung Gefühle, Träume, ahnungen)
• Wissenschaft dominiert die • nur so kann echte Klarheit entstehen
Erkenntnisprozesse (Tiefgelehrten) • Märchen und Gedichte führen zur erkenntis
der ewigen Weltgeschichten

Nicht nur Wissenschaft dominiert Erkenntnisprozesse


Große Bedeutung für unverfälschte Dichtung (Volkslieder etc.)
Literatur:
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
• ein unverstellter und unverfälschter Zugang zur Welt
Sind Schlüssel aller Kreaturen
durch Poesie und Märchen → wie bei Eichendorff
Wenn die so singen, oder küssen,
reicht ein geheimes Wort aus, um die wahre
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Beschaffenheit der Welt zu enthüllen, sodass das
Wenn sich die Welt ins freie Leben
verkehrte Wesen davonfliegt → Besserung der Welt
Und in die Welt wird zurück begeben,
• sehr negatives Bild der Aufklärung
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
• Akzeptanz der „dunklen“ Seite, ohne aufklären zu Zu echter Klarheit wieder gatten,
wollen Und man in Märchen und Gedichten
• Kritik am Vorgehen der Aufklärung Erkennt die wahren Weltgeschichten,
• Kritik am rein verstandesmäßigen Denken Dann fliegt vor einem geheimen Wort
• Kritik an der rein naturwissenschaftlichen Das ganze verkehrte Wesen fort.
Erkenntnissuche
• fordert die Betonung des intensiv gefühlsmäßigen Zugangs zur Welt
• Ergänzung der aufklärerischen Lichtsymbolik durch den Bereich des Dunklen / den Bereich der
Nacht

Kennzeichen, Epochenbezüge, Abgenzung der Romantik


• Romantik als Gegenbewegung zur Spätaufklärung:
◦ Ablehnung der einseitigen Verstandesorientierung und des Nützlichkeitsdenkens der
Aufklärung
◦ Statt rationaler Orientierung: Betonung des Irrationalen, v.a. der Phantasie und des intensiven
Gefühls
◦ Interesse für den Bereich des Traums und die Tiefen der menschlichen Seele
◦ Nacht als magischer Zeitraum wunderbarer Entgrenzung
• Kontrast zur Weimarer Klassik:
◦ unterschiedliche Auffassungen bei Welt- und Menschenbild, Naturauffassung und
Kunstanschauung
• Parallelen zum Sturm und Drang:
◦ Betonung des Gefühls
◦ Naturenthusiasmus
◦ Verklärung des Einfachen und Ursprünglichen
◦ Freundschaftskult
◦ Hochschätzung der künstlerischen Freiheit
• Zeitumstände:
◦ Enttäuschung über den Verlauf der französischen Revolution / Restaurationsbewegung nach
dem Wiener Kongress 1814,15
→ Abwendung von der historisch- politischen Realität zum Irrationalen und Phantastischen
→ utopische Wunsch- und Traumwelten
◦ Expansionspolitik Napoleons und Befreiungskriege 1813,14
→ gestärktes Nationalgefühl, geistige Opposition
→ Rückbesinnung auf deutsche Volksdichtung
→ Märchen- und Volksliedersammlung ( Brentano)
→ neues Interesse an deutscher Geschichte und Sprache (→ Germanistik)
→ mittelalterliche Literatur → Idealisierung
◦ Zersplitterung Deutschlands (territorial, politisch), bedingt durch Restaurationsbewegung
→ Zollschranken und Grenzen zwischen deutschen Staaten führen zum Wunsch nach
grenzüberschreitendem Wandern
→ Entrenzungserfahrungen
◦ kleinbürgerliche Welt des 19. Jhs
→ Kritik am „Philistertum“ in satirischer Schärfe
→ dichter ist oft gesellschaftlicher Außenseiter
• Zentrale Themen und Motive der Romantik:
Liebe, Sehnsucht, Fernweh, Wanderschaft, Naturbegeisterung, Traum, Weltschmerz, Melancholie
→ Traum Phantasie Wunderbares (Wunsch nach Entgrenzung)
→ magische Sphäre der Nacht → Nachtseite der Romantik → „Schauerromantik“: seelische
Abgründe, geheimnisvolles, dämonisches
• literarische Gattungen:
◦ Gedicht !!! oft eingebettet in Romanen
◦ Vermischung aller Gattungen → Universalpoesie
◦ Kunstmärchen (z.B. gestiefelter Kater)
◦ Erzählungen und Novellen
◦ theoretische und philosophische Schriften
◦ enge Verbindung zu Malerei und Musik

Schlegel, Romantische Universalpoesie


• Romantik ist ein Kunstbegriff, der das ganze Spektrum dessen umfasst, was über den Alltag
hinaus im weitesten Sinne „schöngeistig“ ist
• romantische Poesie will literarische Gattungen miteinander vereinen → keine reine
Gattungspoesie (Gedichte in Romane eingebettet)
• Romantik will alles einschließen, was poetisch ist, vom dichterischen Meisterwerk bis zum
Kindergedicht
• romantische Poesie ist universal (allumfassend, unendlich)
• romantische Poesie ist progressiv (nie abgeschlossen, immer unvollendet → Häufigkeit
fragmentarischer Texte)
• Reflexion des Tuns → eigene Dichtung wird hinterfragt und
dadurch vorangetrieben, aber: letztendlich nicht zu fassen → auch
in seinem eigenen Text wird er nicht konkret
Eichendorff, Sehnsucht
Frau am Fenster, Caspar David Friedrich
draußen: Pappelreihe, Weite des Himmels, Schiffsmasten, licht
→ Fernweh, Sehnsucht
drinnen: dunkler Rum, hohes Fenster → Schwelle
Symbolik: Abbild einer menschlichen
Situation der Frau im Grundsituation: Zwiespalt
Allgemeinen: Gebundenheit an zwischen drinnen und draußen,
die häusliche Welt, Dunklelheit und Helle, Enge des
Unzufriedenheit, Wunsch alltäglichen Lebens und Weite
Grenzen zu überwinden der Welt

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