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Prophylaxen in der Pflege

Marina Schildberger, MSc


Prophylaxen allgemein
Prophylaxe

= Vorbeugung – das erkennen von Gefährdungspotenzialen und das


gezielte dagegen Arbeiten. Man erkennt das Gefährdungspotenzial und
versucht die Ursachen aus dem Weg zu Räumen.

Arten:
• Primäre Prophylaxe: verhindern, dass die Krankheit auftritt
• Sekundäre Prophylaxe: verhindern, dass die Krankheit sich
verschlimmert bzw. neu auftritt
Welche Erkrankungen sollen durch die Prophylaxe
verhindert werden?
• Dekubitus,
• Pneumonie,
• Thrombosen,
• Kontrakturen,
• Munderkrankungen,
• Hauterkrankungen wie Intertrigo,
• Obstipation,
• Harnwegsinfekt.
Prophylaxe

Keine Prophylaxe ist wichtiger als die andere,


zwischen ihnen bestehen allerdings viele Zusammenhänge. Der Kern
der Prophylaxen ist die Bewegung. Sie verdient die größte
Aufmerksamkeit, denn durch Bewegung beginnt der Patient wieder
Kontakt zur Umwelt aufzunehmen,
bewusst zu atmen,
zu essen,
zu denken usw.
Dekubitusprophylaxe
Dekubitus

= ist eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des


darunterliegenden Gewebes, verursacht durch zu lange und/oder zu
starke Einwirkung von Druck oder Scherkräften.
Dekubitus - Druck

Druck = Menge an Kraft, die senkrecht auf eine Fläche je


Flächeninhalt aufgebracht wird

Folge ist eine lokale Minderdurchblutung die zum Zelltod führt


Dekubitus - Zeit
Dauer: Druckverweildauer

Entstehung: In jeder Nacht bewegt sich ein gesunder Mensch


zwischen 150 – 200 mal. Bei Kranken nimmt diese Bewegung
ab.

Scherkräfte = Flächen werden in Relation zueinander


verschoben (oberste Hautschicht verschiebt sich, die untere
nicht, es kommt zu einer Störung der Blutzirkulation)
Dekubitus - Disposition
Risikofaktoren:
• vorgeschädigte Haut und vorgeschädigtes Gewebe
• verminderte Haut- und Gewebedurchblutung
• Sensibilitätsstörungen: verminderte Wahrnehmung – keine
Druckentlastung
• Störungen des Bewusstseins: Wahrnehmung gestört
• Zusätzliche Druckeinwirkung: Krümel und Falten
vorgeschädigte Haut und vorgeschädigtes
Gewebe
• durch Feuchtigkeit: feuchte Haut weicht auf (mazeriert), ein
Dekubitus kann eher entstehen
• durch Fieber: kommt es zur Austrocknung des Körpers und zu einem
erhöhten Sauerstoffverbrauch, wodurch es schneller zu Schädigungen
des Gewebes kommt
• durch Inkontinenz: Haut ist durch die Feuchtigkeit – den sauren pH-
Wert des Harns belastet ev. Keimbelastung
• durch Adipositas: durch Übergewicht kommt es zu einem vermehrten
schwitzen, Haug und Unterhautgewebe sind schlecht durchblutet.
Durch das hohe Gewicht ist auch ein höherer Auflagedruck gegeben.
Verminderte Haut- und Gewebedurchblutung

• Bei Anämie: weniger rote Blutkörperchen – weniger


Sauerstoffversorgung
• Bei Herzinsuffizienz: verminderte Pumpleistung – somit
weniger Sauerstoff im Gewebe
• Bei Diabetes mellitus: Gefäßschäden durch die
Grunderkrankung – auch ohne Druckeinwirkung können bereits
Nekrosen entstehen
• Bei arterieller Verschluss Krankheit: Durchgängigkeit der
Gefäße ist verringert – auch ohne Druck können hier Nekrosen
entstehen
Weitere Störungen
• Reduzierter Allgemeinzustand: besonders Mangelzustände
machen Haut und Gewebe anfällig für Dekubitalulcera und
vermindern die Regenerationsfähigkeit
• Immobilität: Betroffener kann den Auflagedruck durch
Lagewechsel nicht verringern
• Sensibilitätsstörungen: z.B. Querschnittlähmungen –
Auflagedruck wird nicht gespürt und somit nicht entlastet
Stadien
• Grad1 - RÖTUNG: deutlich anhaltende Hautrötung
– nicht wegdrückbar
• Grad 2 – OBERFLÄCHLICHE HAUTSCHÄDIGUNG +
ev. Blasenbildung
• Grad 3 – SCHÄDIGUNG ALLER HAUTSCHICHTEN
und
Nekrose des Unterhautgewebes – Stelle ist blutig
dunkelblau verfärbt
• Grad 4 – SCHÄDIGUNG VON MUSKELN, KNOCHEN,
SEHNEN
und KAPSELN – Wunde ist infiziert und entzündet
Fingerdruckprobe

Dient zur Feststellung des Grades 1:

Man drückt mit dem Finger auf die gerötete Stelle und
beobachtet ob sich die Haut
• weiß verfärbt (Test negativ – kein Dekubitus)
• bleibt die rote Farbe (Test positiv – Dekubitus Grad 1)
Was sind die besonders gefährdeten
Körperstellen bei einem Dekubitus?
• der Hinterkopf,
• die Schulterblätter,
• das Steißbein,
• die Fersen,
• die Ohren,
• die Schultern,
• die Ellenbogen,
• der große Rollhügel (Trochanter),
• die Knie,
• die Knöchel.
Gefährdete Stellen
Vorbeugende Maßnahmen (1)
Dekubitusrisiko wird von der DGKP eingeschätzt. Hier gibt es einige
Skalen z.B. Bradenskala (folgende Folie). Hautveränderungen unbedingt
sofort an DGKP melden.

Maßnahmen der Dekubitusprophylaxe:


• Wissen über Dekubitus Entstehung inkl. Risikoeinschätzung
• Mobilität erhalten und fördern
• Gewebeschonende Bewegungs-, Lagerungs- und Transfertechniken
• Einsatz angemessener Hilfsmittel
• Gewebetoleranz erhalten und fördern: Hautpflege
• Förderung der Durchblutung (z.B.: Massagen)
Mobilität erhalten und fördern
Restmobilität muss erhalten werden – bei jeder Aktivität soll
dies unterstützt werden

dh. jede Aktivität soll so geplant sein, dass diese mit so wenig
Hilfe wie möglich durchführbar ist – dies verlangt sehr viel
Geduld, mit den Händen in der Hosentasche“ (Böhm)
Anleitung der Lagerung (1)
Hilfe zur Selbsthilfe
• Verlagerung des Körpergewichts von einer Körperseite auf
die andere Seite mit Hilfe des Patientenaufrichters (Trapez):
• Verbale Anleitung
• CAVE nicht bei Apoplex (Schlaganfall) oder Spastik (gesteigerter
Muskeltonus) anwenden
• Verlagerung des Körpergewichts von einer Körperseite auf
die andere Seite durch Ziehen am Bettgitter:
• Verbale Anleitung
Anleitung zur Lagerung (2)
• Verlagerung des Körpergewichts von einer Körperseite auf
die andere Seite durch Verlagerung des
Körperschwerpunktes:
• Verbale Anleitung
• Entlastung der Fersen
• Beugen der Knie und aufstellen der Füße
• Durch Seitenlage
• Aufstellen des Knieknicks am Bett
• Innen- und Außenrotation der Füße/Beine
Druckentlastung und Druckreduzierung (1)
Druckentlastung – mittels Umlagerung oder Freilagerung
Druckreduzierung – mittels Weichlagerung zusätzlich zur
Umlagerung

DGKP legt in der Pflegeplanung mit dem Pat. gemeinsam fest,


wie die Person gerne liegt und zu welchen Zeiten ein umlagern
sinnvoll wäre (oder im Gespräch mit Angehörigen). In einem
Lagerungs- oder Bewegungsplan wird festgelegt, wie und wie
oft umgelagert wird.
Druckentlastung und Druckreduzierung (2)
1. 30° Lagerung lins- oder rechtsseitig
2. 135° Lagerung links- oder rechtsseitig
3. Lagerung auf den 5/6 Kissenbett
4. Lagerung auf dem 3 Kissenbett
5. A-Lagerung
6. V-Lagerung
Einsatz angemessener Hilfsmittel
• Weichlagerung (Luft-, Schaumstoffmatratze): Effekt ist die
Auflageflächenvergrößerung
• Dynamische Auflageprinzipien: Wechseldrucksysteme – wechselnde
Entlastung bzw. Belastung
• Hohllagernde Systeme: vollständige Entlastung der definierten Region
– CAVE Belastung der aufliegenden Region – nicht mehr in
Verwendung
• Scherkraftreduzierende Materialien: zb. Felle setzen Scherkräfte
herab, dürfen aber nicht am Körper fixiert werden sonst verlieren sie
Wirkung
Praxis Lagerung
Druckentlastung im Sitzen
Im Sitzen sind die Sitzbeinhöcker besonders gefährdet.

• Positionsveränderung im Sitzen durch kleine Kissen


• Entlastende Position durch zb. Gesäßkissen
• Füße sollen Bodenkontakt haben zb. auf Schemel oder
Fußstützen stellen
• Rückenlehne 90° hochstellen um runterrutschen zu
vermeiden bzw. eine Rutschbremse einlegen
Mikrolagerung
Sollen die kleinen physiologischen Lagewechsel imitieren, die
jeder Mensch unbewusst durchführt.

Lagerungshilfsmittel sind hier Bettlaken, Handtücher und


kleine Kissen

CAVE sehr kurzes Lagerintervall ca. alle 15 – 30 Minuten


Mikrolagerungen ersetzen nicht das Umlagern!!!!!!
Weichlagerung
Ziel ist es durch Oberflächenvergrößerung den Auflagendruck zu
verteilen und so gewisse Hautareale zu entlasten.
Geeignete Materialien:
• Antidekubitus-Luft/Wechseldruckmatratzen
• Wassermatratzen
• Gelauflagen
• Spezielle superweiche Schaumstoffmatratzen
• Low-Flow-Matratzen
• Air-Fluidised Betten
CAVE – Leintuch darf bei Antidekubitusmatratze nicht gespannt sein –
erhöht den Auflagedruck!!!
Lagerungshilfsmittel die sich NICHT zur
Dekubitusprophylaxe eignen
• Fersen-, Haken- oder Ellenbogenschoner
• Wasserkissen
• Watteverbände
• Echte und künstliche Felle
• Gummiringe
• Kleinzellige Antidekubitusauflagen
Hautpflege
Ziel = Erhalt des Säure- und Fettschutzmantels
Schädigung durch zu langes Waschen mit falschen Zusätzen
zb. normale Seifen oder Syndets

Rückfetten:
• W/O-Emulsionen: fettet die Haut, ohne die Poren zu
verstopfen und verhindert austrocknen, 2-3x/Tag
• Inkontinenzversorgung: frühzeitig wechseln, zurückhaltend
verwenden, ohne Kunststofffolien, keine
Hautsprays/Pflegeschäume verwenden, Intimbereich
waschen und sorgfältig abtrocknen
Ergänzende Maßnahmen
• Ernährung:
• Ausreichende Vitamin-, Spurenelemente- und Mineralstoffzufuhr
• Eiweißhaltige Kost, Aufbauende Kost bei Mangelzuständen
• Ausreichend Flüssigkeit
• Durchblutung:
• Durchblutungshemmende Faktoren (beengende Kleidung/Verbände)
meiden
• Scherkräfte:
• Pflegebedürftige möglichst ohne Scherkräfte ziehen und rutschen
• Wäsche:
• Kein Hautkontakt mit Kunststoff und Gummi
• Faltenfreie und saugfähige Wäsche/Unterlagen verwenden
Pneumonieprophylaxe
Pneumonieprophylaxe (1)
Pneumonie = Lungenentzündung

Ursachen:
• Minderbelüftung der Lunge und/oder
• Sekretansammlung in den Atemwegen
Pneumonieprophylaxe (2)
Ziel = Eine optimale Belüftung und Befeuchtung der Atemwege

Bei der Belüftung und Durchblutung spielen 2 Mechanismen eine Rolle:


• Belüftung und Durchblutung beeinflussen sich gegenseitig: schlecht
belüftete Regionen werden schlecht durchblutet und umgekehrt
• Aufgrund der Schwerkraft werden „unten“ befindliche
Lungenabschnitte besser durchblutet

Bei schlechter Belüftung kommt es zu einer Sekretansammlung und das


Bakterienwachstum kann ungestört geschehen
Pneumonieprophylaxe (3)
Wer kann betroffen sein?
• Herzerkrankungen,
• Bewohner, die immobil sind, z. B.
• Atemwegserkrankungen,
bei Bettlägerigkeit
• Raucher,
• Bewohner mit Schmerzen im
Brustbereich oder Bauch • Adipositas,
(z. B. nach Rippenbruch oder • Beatmungspatient,
Operation), • Hemiplegie,
• Schonatmung (ganz flache Atmung) • Schluckstörungen,
• Atemstörungen, • Abwehrschwäche,
• Sedierung
Pneumonieprophylaxe (4)
Gesunde Menschen ändern öfters ihre Lage, somit werden
unterschiedliche Lungenareale belüftet. Besonders beim Gähnen oder
tiefen Seufzen werden geringer belüftete Areale entfalten.

Durch Immobilität kommt es zu einer Minderbelüftung von


Lungenarealen – Folge ist, dass die Alveolen kollabieren und sich an
ihre Wände anlegen und verkleben (Atelektasen) = idealer Nährboden
für Bakterien
Maßnahmen der Pneumonieprophylaxe
Ursachen
• Ungenügende Durchlüftung und Befeuchtung der Lunge,
• Sekretstau in der Lunge,
• Aspiration,
• gestörter Gasaustausch
• Infektionsgefahr
1. Unzureichende Lungenbelüftung (1)
Ursachen:
• Eingeschränkte Atemmechanik (z.B. Bettruhe, Erschöpfung)
• Schmerzbedingte Schonatmung
• Atelektasen (griech. ateles = unvollständig; ektasis = Ausdehnung) versteht
man einen kollabierten Lungenabschnitt, der mit wenig oder keiner Luft gefüllt
ist.

Maßnahmen:
• (Früh-) Mobilisation
• Schmerzmittelgabe: um Schonatmung zu vermeiden lt. AA
• Atemstimulierende Einreibung – siehe Basale Stimulation
1. Unzureichende Lungenbelüftung (2)
Maßnahmen:
• Atemunterstützende Lagerung:
• Regelmäßige Umlagerung
• OK-hochlagerung - höchstens 30 ° hoch
• VATI-Lagerung
• V-Belüftung der unteren Lungenabschnitte
• A-Belüftung der oberen Lungenabschnitte
• T-Belüftung aller Lungenabschnitte
• I-Belüftung aller Lungenabschnitte bei sehr schmalen Pat.
• Atemübungen und Atemgymnastik
• Tiefes durchatmen
• Atmen gegen Wiederstand – Physiotherapie
• Frischluft durch Stoßlüften des Raumes
2. Sekretstau in den Atemwegen (1)

Ursachen
• Vermehrte Sekretproduktion: Rauchen, Bronchitis, Asthma
bronchiale
• Sehr zähes Sekret: Asthma bronchiale, Austrocknung
• Mangelndes Abhusten bei Schmerzen, Erschöpfung,
Bewusstseinsstörungen
2. Sekretstau in den Atemwegen (2)
Maßnahmen:
• Regelmäßige und ausreichende Flüssigkeitszufuhr
• Schleimlösende Tees: z.B. Spitzwegerich oder Zwiebeltee
• Sekretlösende Maßnahmen:
• Anfeuchten der Atemwege durch Inhalation: Raumluftbefeuchter, Feuchtes
Zelt, Wasserdampfbad, Aerosole, Ultraschall
• Manuelle Sekret lösende Maßnahmen: abklopfen des Thorax und
Vibrationsmassagen, Einreibungen mit ätherischen Ölen (nach
Arztanordnung)
• Unterstützung bei der Sekretentleerung: abhusten von Sekret
• Infektionsgefahr minimieren: Mundhygiene
Intertrigoprophylaxe
Intertrigo = Wolf
= Wundreiben, wo Haut auf Haut liegt. Entsteht durch Feuchtigkeit –
Hautmazerationen entstehen. Bewegung kann zusätzlich aufscheuern.

Haut ist aufgequollen, gerötet wund und schwammig – es bilden sich


kleine Risse – Bakterien können eindringen, bilden nässende
Hauterosionen.
Risikofaktoren
• Starkes Schwitzen: durch z.B. Fieber, Adipositas
kommt es zur Feuchtigkeitsansammlung in Hautfalten
feuchtwarmes Milieu lässt selbst harmlose Hautkeime gedeihen
• Inkontinenz: Urin und Stuhl können die Haut schädigen – keine
Inkontinenzversorgung mit Plastikfolie (luftdicht)
• falsche Hautpflege: Säureschutzmantel kann zerstört werden durch
langes, heißes Baden, alkalische Seifen
• Bettlägerigkeit: weniger Bewegung, somit weniger Luft zu bestimmte
Körperregionen
Gefährdete Menschengruppen (1)
• Menschen mit Stuhl- und Harninkontinenz
• Menschen, die an Krankheiten leiden, die mit Schwitzen einhergeht
• Fieber
• Apoplex (Durchblutungsstörung des Gehirns)
• Morbus Parkinson
• Schädel-Hirn-Trauma zb. apallisches Syndrom
• Hyperthyreose
• Adipositas
Gefährdete Menschengruppen (2)
• Menschen, die stark in ihrer Beweglichkeit
eingeschränkt sind
• Bewusstlose
• Gelähmte
• Menschen mit Kontrakturen
• Menschen mit spastischen Lähmungen
• Bettlägerige mit schlechtem Allgemeinzustand

• Kontrakturen und Spastiken schaffen oft schwer


zugängliche Hautfalten, die zu Feuchtigkeitskammern
werden können
Prophylaktische Maßnahmen (1)
• Mobilität erhalten und fördern: Bettlägerigkeit vermeiden –
Eigenbeweglichkeit erhalten – Liegepositionen häufig wechseln
• Hautatmung ermöglichen:
• Lagewechsel: möglichst viel Luft zu den gefährdenden Regionen bringen
• Bekleidung: atmungsaktive Wäsche (Baumwolle), täglich Unterwäsche
wechseln
• Inkontinenzversorgung: Kontinenzerhaltung, Inko-Versorgung ohne
Plastikfolie
• Hautfalten: gut abtrocknen, nicht Haut an Haut liegen, Baumwoll-Bh´s ohne
Bügel, Baumwoll- oder Leinenstreifen einlegen
Prophylaktische Maßnahmen (2)
• Hautpflege optimieren
• Körperschweiß reduzieren durch kühle Waschungen wenn möglich ohne
Zusätze
• Zusätze nur bei grober Verunreinigung und nach Anordnung von DGKP/Arzt,
ph-neutral und alkalifrei
• nach Körperpflege gut abtrocknen – abtupfen (nicht reiben!)
• zur Rückfettung W/O Emulsion
• zum Hautschutz ist der Gebrauch von Deos und Parfums abzuraten
Thromboseprophylaxe
Thrombose
griechisch = dicker Tropfen oder Bluttropfen

Thrombose = eine Gefäßerkrankung, bei der sich ein Blutgerinnsel


(Thrombus) in einem Gefäß bildet und das Gefäß teilweise oder
vollständig verschließt.

• Fast immer ist diese Störung in den Venen anzutreffen, wobei die
Venen der unteren Extremitäten am Häufigsten betroffen sind.
Blutkreislauf

• Venöser Kreislauf: sauerstoffarmes Blut (blau)

• Arterieller Kreislauf: sauerstoffreiches Blut (rot)


5 Mechanismen Blut zum Herzen zu pumpen

• Venenklappen: verhindern den Rückfluss


• Arterienpuls: verlaufen parallel zur Vene
bei jeder Pulswelle wird Druck auf die Vene
ausgeübt.
• Muskelpumpe: Rückstrom wird durch Muskelaktion und
Druckerhöhung forciert
• Sogwirkung des Herzens: während der Systole (Phase, in
der sich der Herzmuskel zusammenzieht) vergrößert sich
das Lumen der Vorhöfe – venöses Blut wird angesaugt
• Druck- und Sogwirkung der Atmung: durch Einatmung
entsteht Unterdruck setzt sich auf die Venen fort
Ursachen
Virchowsche Trias
1. Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit des Blutes
• Ruhigstellung – Gipsverband
• Bettlägerigkeit
• langes Sitzen – Flüge
2. Schädigung der Gefäßwände
• durch Verletzungen
• durch Operationen
3. Gerinnungsstörungen = Veränderung der Blutzusammensetzung
• Medikamente – Antibabypille
• rauchen
• wenig Flüssigkeitszufuhr
Risikogruppe anhand der Ursachen
1. Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit des Blutes
• Bettlägerige
• Lähmungen
• Schonhaltung
• Bewegungsarmut
2. Schäden der Gefäßwand
• Verletzungen, Operationen
• Sklerosierungen, Venenentzündung
3. Veränderung der Blutzusammensetzung
• Medikamente (Kortison, Antibabypille), erhöhte Gerinnbarkeit
4. Sonstige
• Alter, Adipositas, Schwangere, Raucher,Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus
Dehydration (zu wenig Flüssigkeit im Körper dickt das Blut ein)
Zeichen einer Thrombose
Bei folgenden Symptomen ist sofort die DGKP oder Arzt/Ärztin zu
verständigen
• Schwere-/Spannungsgefühl
• Ziehende Schmerzen wie „Muskelkater“ im betroffenen Bein
• Schwellung (Umfangzunahme)
• Blau-rot verfärbte glänzende Haut
• Druckempfindlichkeit im Verlauf der tiefen Beinvenen
• Fußsohlenschmerz bei Druck auf die Mitte der Fußsohle
• Hitze- oder Kältegefühl im Bein
• Schmerzen in der Leistengegend
• Ev. erhöhte Körpertemperatur
Thromboseprophylaxe
• Medikamentöse Therapie: nach ärztlicher Anordnung entweder orale
Medikation oder s.c. (Fragmin, Lovenox)
• Physikalische Therapie:
• Anordnung durch DGKP oder Arzt/Ärztin, die in der Pflegedokumentation
• Kompression der oberflächlichen Venen (MTS – medizinische
Thrombosestrümpfe)
• Vor dem Anziehen Beine 15 min erhöht lagern
• MTS müssen von DGKP angepasst werden
• Druck nimmt von Zehen hin zur Leiste ab – Muskelpumpe wird durch den Widerstand
erhöht - enden unterhalb der Gesäßfalte
• Sollen Tag und Nacht getragen werden, MTS sind bei den Zehen offen, müssen faltenfrei
sitzen – keine Einschnürungen – tägliche Kontrolle
• Alle 2 Tage wechseln
Thromboseprophylaxe
• Entstauende Lagerung - Beine hochlagern, z. B. m.
Schaumstoffkissen) Achtung! Auf Fersenfreilagerung achten wegen
Dekubitusgefahr
• Beine in Knie und Hüfte gestreckt (physiologisch) lagern
• Wo möglich, Wechselbäder (kalt/warm) durchführen
• Wo möglich, mobilisieren
Thromboseprophylaxe

• Für ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen (möglichst um 2 Ltr.)


möglichst Wasser, Tee, Fruchtschorle, kein Kaffee, Schwarzer Tee
• Wo möglich, aktiv Füße kreisen lassen, Füße heben und senken, Knie
strecken und abwinkeln, Beine aufstellen und strecken
• Passiv Druck mehrfach gegen die Fußsohlen rechts/links
• Bewohner ans Bett setzten (lassen) (Bewegung lässt Herz schneller
schlagen, wodurch die Gefäße besser durchblutet werden)
Bewegungsübungen im Bett
Bewegungen sollen Rückfluss beschleunigen. Übung sooft wie möglich
durchführen (mind. 1x/h)
Übungen:
• Füße kreisen, Füße beugen und strecken
• Zehen auseinanderspreizen und einkrallen
• Anheben der Beine im Hüftgelenk, im Kniegelenk anbeugen und
strecken
• Anspannen der Oberschenkelmuskulatur
• Drücken der Fußsohle gegen das Bettende bei gleichzeitiger
Anspannung der Wadenmuskulatur
• Bettradfahren
Mobilisation - Atemübungen
Gehen ist am effektivsten, ansonsten Treten auf der Stelle – Stehen hilft
nicht ist keine prophylaktische Maßnahme

Atemübungen: tiefes Einatmen führt zu einem Unterdruck im Brustkorb


– kurzfristige Beschleunigung des venösen Rückflusses – ebenso Teil
der Pneumonieprophylaxe
Hochlagern der Beine
• Im Liegen: 20° Winkel fördert den venösen Rückstrom, entweder
Fußteil hochstellen oder Schaumstoffpolster unterlegen

• Im Sitzen: Beine ca. 20cm über der Waagrechten hochlegen bis max.
30° durch eine verstellbare Beinauflage
Beine und Oberkörper im Hüftgelenk beugen aber nicht zu viel, da der
venöse Rückfluss behindert werden kann
Praktische Übung ATS anziehen
Kontrakturenprophylaxe
Kontraktur
= Latein – zusammenziehen
Kontraktur ist eine dauerhafte Verkürzung von Muskeln,
Sehnen und Bändern mit der Folge einer irreversiblen
Bewegungseinschränkung und Versteifung eines Gelenks
Merkmale:
• Gelenk lässt sich nur unter Schmerzen bewegen
• Gelenk lässt sich nicht mehr vollständig beugen, strecken
• Gelenk ist in einer Position fixiert
Kontraktur
• Arten:
• Streckkontraktur: z.B. Spitzfuß, Gelenksteife wird durch
eine Streckstellung verursacht, Beugung wird verhindert
• Beugekontraktur: z.B. Knie- und Hüftgelenk, Gelenksteife
in Beugestellung durch Verkürzung der Muskulatur –
Streckung nicht mehr möglich
• Rotationskontraktur: Verdrehung eines Gelenks z.B.
Ellenbogen
Kontraktur

• Ursachen:
• Immobilität
• Inaktivität
• Lähmungen
• Schonhaltungen
• großflächige Narben
Risikofaktoren
• Bewegungseinschränkung
• Alter der Person
• schlechter Allgemeinzustand
• inaktiver und unkooperativer Pflegeberdürftiger
• psychische Belastungen

Risiko wird von DGKP eingeschätzt – Veränderungen müssen von HH


weitergeleitet werden
Kontrakturprophylaxe (1)
• Mobilität erhalten und fördern: Pflegebedürftigen nicht
immobil machen
• Bewegungsübungen: motivieren und anleiten zu
aktiven(Pflegebedürftiger führt Bewegung selbst durch – HH
darf nicht aktiv bewegen) Bewegungsübungen –
• Durchblutung wird verbessert
• Gelenksflüssigkeit bleibt erhalten
• Herz, Lunge und Kreislauf werden trainiert
• Selbstständigkeit und Selbstwertgefühl wird gesteigert
Kontrakturprophylaxe (2)
• Bewegungsübungen im Liegen:
• Untere Extremitäten:
• Einkrallen und Strecken der Zehen
• Sprunggelenk strecken, beugen und rotieren
• Knie beugen und strecken
• Beine in Rückenlage ab- und adduzieren, innen und außenrotieren,
linkes Bein nah rechts über das rechte Bein hinwegführen und
umgekehrt
• In Seitenlage Beine nach vorne und hinten ausstrecken
• In Rückenlage Knie anwinkeln, Fußfläche aufstellen – Becken anheben
• In Rückenlage Radfahren
Kontrakturprophylaxe (3)
• Obere Extremitäten:
• Finger in allen Gelenken beugen und strecken, in den Grundgelenken kreisen
• Handgelenke beugen, strecken und kreisen
• Hände innen- und außenrotieren
• Ellenbogengelenk strecken und beugen
• Arme im Schultergelenk in allen Bewegungsrichtungen bewegen
• Schultern hochziehen, fallen lassen und kreisen
• Rumpf:
• In Rückenlage Oberkörper in der Hüfte gegen das Becken nach links und rechts
verdrehen
• In Rücken- oder Seitenlage Oberkörper beugen (Katzenbuckel), dabei Knie umfassen,
anschließend Oberkörper überstrecken
Spitzfuß und Spitzfußprophylaxe
Spitzfuß
Spitzfuß = eine Fehlstellung des Fußes, die durch
einen Fersenhochstand gekennzeichnet ist = Kontraktur
Fuß berührt den Boden nur mit dem Ballen – auch passiv kann der Fuß
nicht mehr in Normalstellung gebracht werden

Arten:
• Angeboren: meist eine Fehlbildung
• Erworben: Verletzungen, Störungen des Nervensystems, Fehlhaltung
bei Immobilität
Spitzfuß in der Pflege

Bei langandauernder Fehlhaltung des Fußes


bei Immobilität kommt es zum Überwiegen
des Ruhetonus der Beugemuskeln; durch den
Druck der Bettdecke wird der Einfluss der
Schwerkraft verstärkt.

= häufigste Kontraktur bei bettlägerigen und


immobilen Patienten
Spitzfußprophylaxe
• Weiche Fußstütze (Lagerungskissen oder Schaumstoffquader) am
Fußende aufstellen, so dass die Füße in ca. 60 – 70 Winkel liegen.
Bettdecke über das Bettende legen, so dass kein Druck auf die Füße
ausgeübt wird.
• Bettenbogen verwenden: Bettdecke wird über den Bogen gelegt,
damit kein Druck auf den Füßen ausgeübt wird

CAVE: keinen Druck auf die Fußsohlen durch Lagerungs-


Kissen bei SchlaganfallpatientInnen – Spastik würde
verstärkt werden
Sturzprophylaxe
Sturz
Mit zunehmendem Alter nimmt die Reaktionsfähigkeit des Menschen
ab. Die Folge kann ein erhöhtes Sturzrisiko sein.

= jedes Ereignis, in dessen Folge eine Person unbeabsichtigt auf dem


Boden, oder auf einer tieferen Ebene zu liegen kommt.
(DNQP 2005, zit, nach Abt-Zeglin & Schaaf, 2011, S. 170)

CAVE: bei mehreren Stürzen innerhalb kurzer Zeit, muss


Ursachenerforschung stattfinden!!!
Sturzursachen
Interne (betreffen Person selbst) und externe (von außen)
Sturzursachen:
• Erkrankungen: Beeinträchtigung des Bewegungsapparates,
neurologische Ausfälle, Herz- und Kreislauferkrankungen,
Sehstörungen, Bewusstseinsstörungen
• Medikamente: Psychopharmaka, Antihypertensiva
• Umgebungsfaktoren: Beschaffenheit der Verkehrswege,
Lichtverhältnisse, Kleidung, Hilfsmittel, Pflegeverhalten
herumliegende Kabel, Verschüttete Flüssigkeiten
Wechselwirkung von Medikamenten
Medikamente können die Reaktionsfähigkeit oder Mobilität
beeinträchtigen (z.B. Beruhigungsmittel, Schlafmittel, Psychopharmaka)
CAVE – erhöhte Sturzgefahr – sofortige Info wenn folgende Symptome
auftreten:
• Schläfrigkeit
• Verwaschene Sprache
• Inaktivität
• Verwirrtheit und Desorientiertheit
• Unruhe, ungezielte Aktionen
Maßnahmen
Sturzrisiko wird von DGKP erhoben (Sturzskala) und in der
Pflegeplanung miteinbezogen. Folgende Maßnahmen können gesetzt
werden:
• Mobilität erhalten und fördern
• Hilfsmittel einsetzen
• Schuhe
• Gehhilfen
• Bodennahe Pflege als Sturzprophylaxe
Mobilität erhalten und fördern (1)

Immobilität lässt Risikofaktoren


entstehen durch:
• Muskelabbau
• Kontrakturen
• Kreislauf- und
Gleichgewichtsstörungen
Mobilität erhalten und fördern (2)
• Geplante Maßnahmen (DGKP) werden in
Absprache mit einem Arzt/Ärztin von einem
Therapeuten durchgeführt z.B.
• Wurfübungen, Tai Chi oder Tanzen
• Gehübungen mit
Kombinationsmöglichkeiten (Tragen,
Werden, Fangen)
• Krafttraining
Hilfsmittel einsetzen (1)
• Schuhe:
• gute Passform und fester Sitz,
• kleiner Absatz, rutschsichere Sohle (gleitfähige Sohle bei schlurfendem Gang)
• nachts ev. Anti-Rutsch-Socken,
• Barfuß nur auf Teppichböden
• Gehhilfen:
• Auswahl durch DGKP, Arzt/Ärztin, Physiotherapeut –Infoweitergabe
• Anpassen: an Körpergröße anpassen – gerader Stand/keine Hüftbeugung
• Anleitung: Einweisung ist erforderlich
• Kontrolle auf Schäden: keine provisorische Reparatur
Gehhilfen (1)
• Gehstock:
• in unterschiedlicher Ausführung,
• Einstellung zur Längenverstellung,
• unterschiedliche Handgriffe,
• mehrere Beine,
• mit Gummikappe oder Metallspitze
Gehhilfen (2)

• Gehstützen - Achselgehstützen:
• Für Personen mit reduzierter Kraft in den Armen
• Längeneinstellung: neben den Vorfuß des
vorderen Fuß
stellen – Handgriff befindet sich in der Höhe des
Handgelenks. Unterarmstütze sollte 3 Querfinger
unter dem Ellbogen sein.
Gehen mit einer Unterarmstütze
Dient zur Unterstützung eines Beines – Stütze ist auf der Seite des nicht
betroffenen Beines

Ablauf:
• Krücke vorstellen
• Betroffenes Bein dazustellen
• Nicht betroffenes Bein vorstellen
Dreipunktgang – 2 Unterarmstützen
Zur Entlastung eines Beines

Ablauf:
• Beide Krücken vorstellen
• Betroffenes Bein vorstellen, so dass der Vorfuß zwischen den Krücken
steht
• Nicht betroffenes Bein durchziehen und vorstellen
Gehhilfen (3)
• Gehbock = Stutzapparatur für kurze Strecken
2 Ausführungen
• Starre Ausführung: Benutzer muss Gehbock
aufheben (Kraftaufwand), unphysiologischer
Bewegungsablauf
• Bewegliche Ausführung: parallel zur Schrittfolge
wird einmal die linke, dann die rechte Seite des
Gehbocks vorgeschoben – hohe Koordinationsleistung notwendig
Gehhilfen (4)
• Rollator:
• vierrädrig mit einem Griff rechts und einem
links
• Rollator wird vor einem hergeschoben
• Geschwindigkeit kann selbst bestimmt werden
• meist mit Handbremse
• Rollator mit 2 Reifen vorne und 2 gummibesetzten Stehern, falls
Umgang mit Handbremse nicht durchführbar ist
Gehhilfen (5)
• Eulenburger:
• Gehwagen mit 4 Rädern und Achselstützen
• geeignet für Personen, die die Beine nur eingeschränkt
belasten können, jedoch die Kraft im Schultergürtel
vorhanden ist
• dient zur Übung eines physiologischen Ganges
bodennahe Pflege/Sturzmatte
Eine mögliche Fixierung führt bei Verwirrtheitszuständen zu einer
gesteigerten Unruhe.

Bodennahe Pflege = eine dicke Schaumstoffmatratze wird umgeben


von Judo-Trainingsmatten (abwaschbar) auf den Boden gelegt

Sturzmatte: zur Absicherung der potentiellen Sturz-


stelle können Sturzmatten im Zimmer ausgelegt
werden
Passive Schutzmaßnahmen

Hüftprotektoren können Sicherheit vermitteln bei sturzgefährdenden


Personen
Varianten:
• unterschiedlichen Materialien: Kunststoff, Schaumstoff, Kork
• verschiedene Ausführungen:
• fest eingearbeitet
• zum einstecken in aufgenähte Taschen
• integriert in einen Gürtel der über der Unterwäsche getragen wird
Dokumentation nach Sturz
Nach einem Sturz müssen DGKP, Arzt/Ärztin oder aber auch die Rettung verständigt
werden.

Folgende Informationen sind zu dokumentieren (meist in einem standardisierten


Sturzprotokoll):
• Zeitpunkt des Sturzes
• Ort des Sturzes
• Aktivität vor dem Sturz
• Psychisches und physisches Befinden vor dem Sturz
• Sturzablauf
• Pflegeplanung und durchgeführte Maßnahmen bis zum Sturz

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