AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Landeshauptmann Presidente della Provincia

Bozen, 29.06.2022 Herrn L.-Abg.

Sven Knoll
Bearbeitet von:
Amt für Gesundheitssteuerung Frau L.-Abg.
Myriam Atz-Tammerle
Südtiroler Landtag
Im Hause

Zur Kenntnis: Frau Präsidentin

Rita Mattei
Südtiroler Landtag

Im Hause

Antwort auf die Anfrage zur aktuellen Fragestunde 37-07-22

Sehr geehrte Landtagsabgeordnete,

ich nehme hiermit Bezug auf die genannte Anfrage, welche anlässlich der ”Aktuellen Fragestunde” bei der
letzten Landtagssession vorgelegt wurde und schriftlich zu beantworten ist.

1. Wie kann es sein, dass Bürger in der Notaufnahme des Bozner Krankenhauses über neun Stunden
auf eine Untersuchung warten müssen?
Der Sanitätsbetrieb teilt sein ausdrückliches Bedauern mit, dass die Patientin am 26.05.2022 so lange in
der Notaufnahme des Bozner Krankenhauses warten musste. An diesem Tag wurden mehr als 230
Patienten aufgenommen, wobei der Patientenstrom außergewöhnlich hoch war und der wöchentliche
Durchschnitt im Monat Mai bei über 1.700 Patienten lag. Leider ist es, ohne den Namen der betroffenen
Patientin zu kennen nicht möglich den genauen Sachverhalt nachzuvollziehen, um die lange Wartezeit
verstehen zu können. Im Krankenhaus Bozen ist man sehr darauf bedacht, die Wartezeiten in der
Notaufnahme so kurz wie möglich zu halten. Die vier diensthabenden Ärzte (von denen einer für Covid-19-
Notfälle zuständig war) mussten sich in erster Linie den Patienten widmen, welche sich in
lebensbedrohlichen Zuständen befanden, wodurch andere Patienten, leider länger warten mussten.
Allerdings kann es natürlich vorkommen, dass einzelne Patienten nach der Visite des Arztes der
Notaufnahme noch eine weitere Konsiliarvisite bei einem anderen Facharzt benötigen und unter
Umständen danach auch noch auf eine diagnostische Untersuchung warten müssen, die möglicherweise
nur von einem Arzt durchgeführt werden kann, der in diesem Moment im OP ist. Komplexere Fälle, die eine
Beurteilung durch mehrere Fachärzte erfordern, können auch eine längere Zeit für die Diagnosestellung in
Anspruch nehmen, was zur Folge hat, dass sich die Aufenthaltsdauer einiger Patienten in der Notaufnahme
aus folgenden Variablen ergibt: erforderliche weitere diagnostische Untersuchungen, Beurteilung durch
mehr als einen Facharzt, Zeit für das Wirksamwerden der Therapie, Zeit für die Einholung von
radiologischen und labortechnischen Befunden, Zeit für die Beobachtung im Falle bestimmter Pathologien.

An dieser Stelle sei auf einige Daten hingewiesen, welche die Situation und Entwicklung in der von der
unerfreulichen Episode betroffenen Woche, d.h. insbesondere in der Woche vom 23.5.2022 bis zum
29.5.2022, darstellen:
• Die durchschnittliche Gesamtaufenthaltsdauer eines Patienten in der Notaufnahme des Krankenhauses
Bozen beträgt 2 Stunden und 43 Minuten mit folgenden Angaben aufgeteilt nach Kodexen:
• Oranger Kodex (3 Stunden und fünf Minuten)
• Gelber Kodex (3 Stunden und eine Minute)
• Grüner Kodex (2 Stunden und 38 Minuten)
• Weißer Kodex (1 Stunde und 29 Minuten)
• 59 % der Patienten mit Orangem Kodex wurden innerhalb von 30 Minuten behandelt.

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2. Was unternimmt man bzw. gedenkt man zu unternehmen, damit sich derartige Fälle nicht wieder-
holen?
Der Sanitätsbetrieb ist stark bemüht, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um ähnliche Episoden,
wie die der Patientin, zu vermeiden. Es wurden daher schrittweise organisatorische Maßnahmen zur
Verbesserung der internen Organisation, der Sicherheit und der wahrgenommenen Qualität eingeführt,
welche zu einer deutlichen Verbesserung der durchschnittlichen Aufenthaltszeit von 3 Stunden und 22
Minuten (Januar 2019) auf derzeit 2 Stunden 43 Minuten in der fraglichen Woche führte.
Im Laufe des Jahres 2021 wurden wichtige organisatorische Maßnahmen eingeleitet, wie z. B:
• Fast Track (Schneller Ablauf) - d.h. ein organisatorischer Ablauf, bei dem ein Patient, der in der Triage-
Phase Symptome eines bestimmten Fachbereiches aufweist, direkt an die entsprechende
Fachabteilung überwiesen wird, wo ein Facharzt den Patienten bis zur Entlassung betreut. Dieses
Organisationsmodell wurde über die Abteilungen für Augenheilkunde, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Geburtshilfe und Gynäkologie hinaus auf die Odontostomatologie und die Psychiatrie ausgeweitet;
• Turnusse - Aufstockung des Krankenpflegepersonals (von 9 auf 10 Vollzeit Äquivalente Pfleger
tagsüber und von 4 auf 5 Pfleger nachts)
• Advanced Diagnostics - Blutuntersuchungen in der Pre-Triage.

Trotz des anhaltenden Mangels an Gesundheits- und Pflegepersonal, vor allem in sensiblen Bereichen wie
der Notaufnahme, ist der Gesundheitsbetrieb bemüht die Entwicklung ständig zu überwachen, um alle
möglichen Lösungen umzusetzen, die eine qualitativ hochwertige und leistungsfähige
Gesundheitsversorgung gewährleisten.

Mit freundlichen Grüßen

Der Landeshauptmann
Arno Kompatscher
(mit digitaler Unterschrift unterzeichnet)
Firmato digitalmente da: Arno Kompatscher
Data: 29/06/2022 13:55:03

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