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AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Landeshauptmann Presidente della Provincia

Bozen, 24/05/2022 Frau L.Abg.


Myriam Atz-Tammerle
Vorbereitet von:
Herrn L.Abg.
Sven Knoll
Südtiroler Landtag
Im Hause

Zur Kenntnis: Frau Präsidentin


Rita Mattei
Südtiroler Landtag

Im Hause

Antwort auf die schriftliche Anfrage Nr. 2130/22 vom 08.04.2022

Sehr geehrte Landtagsabgeordnete,

in Beantwortung Ihrer im Betreff genannten Anfrage teile ich Ihnen Folgendes mit:

1. Warum wurde kein gemeinsamer Wahltermin für beide Abstimmungen festgesetzt?


Für eine bessere Einordnung des Sachverhalts muss zunächst vorausgeschickt werden, dass die Volks-
abstimmungen auf Landes- und auf Staatsebene von verschiedenen Rechtsgrundlagen geregelt sind. Aus
diesem Grund gibt es z.T. erhebliche Unterschiede im Verfahrensablauf, und zwar angefangen von der
Ernennung der Mitglieder der Sprengelwahlbehörden bis zur Durchführung der Stimmenzählung. So sieht
das Landeswahlgesetz, dessen Bestimmungen kraft eines Verweises im Landesgesetz vom 17. Juli 2002,
Nr. 10 auch für die bestätigende Landesvolksabstimmung zur Anwendung kommen, beispielsweise vor,
dass die Ernennung sämtlicher Mitglieder der Sprengelwahlbehörde direkt durch den Verantwortlichen
des Gemeindewahlamtes vorgenommen wird. Bei den staatlichen Referenden erfolgt die Ernennung des
Vorsitzenden der Sprengelwahlbehörden hingegen durch den Präsidenten des Oberlandesgerichts, und
zudem unter Einhaltung anderer Fristen. Weitere Abweichungen gibt es bei der Öffnung der Wahllokale:
Auf Landesebene ist die Abstimmung nämlich von 7 - 21 Uhr möglich, wobei unmittelbar darauf mit der
Stimmenzählung begonnen wird; bei den staatlichen Referenden dauert die Öffnung der Wahllokale hin-
gegen bis 23 Uhr. Diesbezüglich muss auch darauf hingewiesen werden, dass auf Staatsebene immer
noch über eine mögliche Abhaltung der Abstimmung an zwei Tagen beraten wird.

Diese wenigen Beispiele verdeutlichen, dass es für die gleichzeitige und geordnete Abwicklung der Refe-
rendumsverfahren von Staat und Land eben nicht ausgereicht hätte, einfach nur dasselbe Abstimmungs-
datum festzulegen; vielmehr wäre bereits im Vorfeld der Erlass von spezifischen Bestimmungen notwen-
dig gewesen, um den unterschiedlichen Verfahrensablauf miteinander in Einklang zu bringen. Der Staat
hat in Ausübung seiner eigenen Zuständigkeiten übrigens erst vor wenigen Tagen ein Gesetzesdekret
erlassen (GD vom 4. Mai 2022, Nr. 41), mit welchem die gleichzeitige Abhaltung der staatlichen Referen-
den mit den in einigen italienischen Regionen anstehenden Gemeindewahlen geregelt wurde. Man
bedenke schließlich, dass laut Landeswahlbestimmungen für Auslandswähler und Auslandswählerinnen
die Briefwahl anders als auf Staatsebene geregelt ist und mit GD vom 4. Mai 2022, Nr. 41 auch
diesbezüglich spezifische Bestimmungen erlassen worden sind. Im Falle einer Zusammenlegung hätte
auch dieser Punkt im Vorfeld überarbeitet werden müssen. Nachdem die Regelung der Wahlen und Volks-
abstimmungen auf Landesebene jedoch in die Zuständigkeit des Südtiroler Landtags fällt, hätte ein
rechtlicher Eingriff mit dem Ziel der Koordinierung der unterschiedlichen Verfahrensabläufe bereits
deutlich früher erfolgen müssen.

In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass der Staat erst am 31. März 2022 entschieden hat,
das Abstimmungsdatum auf den 12. Juni festzulegen. Zu diesem Zeitpunkt war eine rechtzeitige Anpas-
sung des Landeswahlgesetzes schon deshalb ausgeschlossen, weil jede Änderung von wahlrechtlichen

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Bestimmungen auf Landesebene laut Art. 47 des Autonomiestatuts bekanntlich erst nach Ablauf einer
Dreimonatsfrist in Kraft treten kann.

2. Wie hoch wären die möglichen Einsparungen gewesen, wenn beide Wahlen am selben Termin ab-
gehalten worden wären?
Eine genaue Bezifferung der Kostenunterschiede ist aus mehreren Gründen nicht möglich, zumal bei einer
Gesamtbetrachtung auch Faktoren miteinberechnet werden müssten, deren wirtschaftlich-finanzieller Ge-
genwert sich nicht unmittelbar abschätzen lässt. So können sich z.B. bei der Landesvolksabstimmung, bei
der die Wahllokale bereits um 21 Uhr schließen, insofern Kostenvorteile ergeben, als dass die Stimmen-
zählung bereits unmittelbar im Anschluss beginnt und die öffentlichen Gebäude, die als Sitz der beinahe
500 Sprengelwahlbehörden fungieren, somit bereits am darauffolgenden Montagmorgen wieder gemäß
ihrem eigentlichen Bestimmungszweck verwendet werden könnten. Aus dem obgenannten Gesetzesdek-
ret ergibt sich demgegenüber, dass der Staat der Stimmenzählung seiner 5 Referendumsverfahren die
Priorität einräumt, während die Stimmenzählung der eventuellen sonstigen Wahlverfahren auf Montag-
nachmittag vertagt wird. Eine solche Regelung hat den Nachteil, dass das jeweilige öffentliche Gebäude
in der Zwischenzeit nicht für seine gewöhnliche Nutzung zur Verfügung steht. Auch was die anzuwenden-
den sanitären Vorsichtsmaßnahmen betrifft, hat die Landesverwaltung eine deutlich niedrigere finanzielle
Unterstützung zu Gunsten der Gemeinden vereinbart als der Staat im Laufe der Wahlverfahren der letzten
Jahre zugesichert hat.

Mit freundlichen Grüßen

Arno Kompatscher
Landeshauptmann
(mit digitaler Unterschrift unterzeichnet)

Firmato digitalmente da: Arno Kompatscher


Data: 24/05/2022 15:28:20

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