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Plenarprotokoll 20/1

Deutscher Bundestag
Stenografischer Bericht

1. Sitzung

Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

Inhalt:

Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble . . . . . . . . . . . 1 A Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 D

Zur Geschäftsordnung: Tagesordnungspunkt 3:


Dr. Bernd Baumann (AfD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 B Wahl der Präsidentin/des Präsidenten verbun-
Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 A den mit Namensaufruf und Feststellung der
Beschlussfähigkeit
Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 3 A
Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 B
Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble . . . . . . . . . . 14 C
Tagesordnungspunkt 1: Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 C
Eröffnung der Sitzung durch den Altersprä- Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble . . . . . . . . . . 15 C
sidenten
Drucksache 20/2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 B
Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble . . . . . . . . . . . 4 A Tagesordnungspunkt 4:
Amtsübernahme durch die Präsidentin/den
Präsidenten mit Ansprache
Tagesordnungspunkt 2:
Präsidentin Bärbel Bas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 C
Beschlussfassung über die
– Geschäftsordnung des Deutschen Bundes-
tages Tagesordnungspunkt 5:
– Gemeinsame Geschäftsordnung des Bun- Festlegung der Zahl der Stellvertreterinnen
destages und des Bundesrates für den Aus- und Stellvertreter der Präsidentin/des Prä-
schuss nach Artikel 77 des Grundgesetzes sidenten
(Vermittlungsausschuss) Drucksache 20/5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 C
– Geschäftsordnung für den Gemeinsamen Fabian Jacobi (AfD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 D
Ausschuss
– Geschäftsordnung für das Verfahren nach
Artikel 115d des Grundgesetzes Tagesordnungspunkt 6:
Drucksache 20/1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 D Wahl der Stellvertreterinnen und Stellvertreter
Gabriele Katzmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 A der Präsidentin/des Präsidenten
Stefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8 C Aydan Özoğuz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 B
Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ Yvonne Magwas (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 C
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 C Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/
Dr. Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 C DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 C
Stephan Brandner (AfD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 B Wolfgang Kubicki (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 C
II Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 D Anlage 2


Ergebnis und Namensverzeichnis der Mitglie-
der des Deutschen Bundestages, die an der
Wahl der Präsidentin des Deutschen Bundes-
tages teilgenommen haben
Tagesordnungspunkt 7:
(Tagesordnungspunkt 3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 A
Nationalhymne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 C

Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 C Anlage 3


Ergebnisse und Namensverzeichnis der Mit-
glieder des Deutschen Bundestages, die an
der Wahl der Stellvertreterinnen und Stellver-
treter der Präsidentin des Deutschen Bundes-
Anlage 1 tages teilgenommen haben
Entschuldigte Abgeordnete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 A (Tagesordnungspunkt 6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 A
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 1

(A) (C)

1. Sitzung

Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

Beginn: 11.00 Uhr

Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble: der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, bitte nehmen GRÜNEN: Oh!)
Sie Platz.
Davor hatte ich Sie schon 2017 gewarnt. Das ist keine
Ich begrüße Sie zur konstituierenden Sitzung des gute Tradition. Kommen Sie wieder zurück auf den seit
20. Deutschen Bundestages. Es entspricht der ständigen Jahrhunderten bewährten Weg aller deutschen Demokra-
Übung, zu Beginn der konstituierenden Sitzung nach den ten.
Regelungen der bisherigen Geschäftsordnung des Deut-
schen Bundestages zu verfahren. (Beifall bei der AfD – Jan Korte [DIE LINKE]:
Göring ist aber Ihre Tradition!)
§ 1 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Deutschen
Bundestages sieht vor, dass das am längsten dem Bundes- Warum wollen Sie diese Regel heute wieder durch-
tag angehörende Mitglied, das hierzu bereit ist, den Vor- brechen? Ist doch klar: Wie vor vier Jahren kommt auch
(B) sitz übernimmt, bis der Deutsche Bundestag eine Prä- heute der älteste und erfahrenste Abgeordnete und damit (D)
sidentin oder einen Präsidenten gewählt hat. der legitime Alterspräsident aus den Reihen der AfD.
Die Fraktion der AfD widerspricht dieser Praxis und Akzeptieren Sie das. Erkennen Sie das endlich an.
hat beantragt, dass in der ersten Sitzung des Bundestages (Beifall bei der AfD)
das an Jahren älteste Mitglied den Vorsitz führt.
Wird hierzu das Wort gewünscht? – Herr Kollege Es gibt noch einen Grund, warum Sie sich weigern.
Baumann. Denn der Älteste und Erfahrenste in diesem neu gewähl-
ten Parlament ist Alexander Gauland, über ein halbes
(Beifall bei der AfD – Jan Korte [DIE LINKE]: Jahrhundert in der deutschen Politik, auch an führenden
Es geht genauso ätzend los wie beim letzten Stellen, 40 Jahre davon in der CDU, und in den vergan-
Mal!) genen vier Jahren der mächtigste und wortgewaltigste
Oppositionsführer hier im Hause, meine Damen und Her-
Dr. Bernd Baumann (AfD): ren.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Heute kon-
stituiert sich ein neuer Bundestag. Seit bald zwei Jahr- (Beifall bei der AfD – Lachen bei Abge-
hunderten ist es fester parlamentarischer Brauch, dass ein ordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE
sogenannter Alterspräsident diese erste Sitzung eröffnet. GRÜNEN und der LINKEN)
Das war immer – aus Respekt vor dem Alter – der älteste Den legitimen Alterspräsidenten Gauland wollen Sie
Abgeordnete von allen. Von der Frankfurter Paulskirche verhindern. Genauso gehen Sie beim Amt des Vizeprä-
bis zum Parlament des Kaiserreichs, von der Weimarer sidenten vor. Auch das verweigern Sie uns seit vielen
Republik bis zum wiedervereinigten Deutschland, sogar Jahren, ein wichtiges, ein zentrales Amt, das alle anderen
bis tief hinein in die Regierungszeit Merkels – alle Fraktionen bekommen und das laut der Geschäftsord-
Reichstage, alle Bundestage hielten sich an diese Regel. nung auch der AfD zusteht. Beides, die Verweigerung
In fast zwei Jahrhunderten hat nur ein Parlament es des Alterspräsidenten wie auch des Vizepräsidenten, ist
gewagt, mit dieser Tradition zu brechen. Das war – man nicht nur eine Missachtung der AfD als gleichberechtigte
muss es deutlich sagen – 1933 nach der Machtergreifung Fraktion hier im Hause, schlimmer noch: Es ist auch eine
mit einem Präsidenten Hermann Göring. Soll das Ihr Vor- Missachtung, eine Herabsetzung von Millionen Wählern,
bild sein? eine Beleidigung jedes einzelnen, eine Verhöhnung der
Demokratie, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der AfD – Dr. Marco Buschmann
[FDP]: Das ist die gleiche Rede! – Zurufe von (Beifall bei der AfD)
2 Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

Dr. Bernd Baumann


(A) Am Umgang von Regierungs- und Parlamentsmehr- Sie, liebe AfD, haben die Wahl verloren. (C)
heit mit der Opposition zeigt sich der Zustand einer
Demokratie. Eigentlich müsste die EU-Kommission (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
umgehend ein Rechtsstaatsverfahren eröffnen – der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN, der FDP und der LINKEN)
(Lachen bei Abgeordneten der SPD, der CDU/
CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE Sie haben an Stimmen verloren, an Zustimmung in
GRÜNEN) Deutschland.
nicht gegen Ungarn, nicht gegen Polen, meine Damen Zur Demokratie gehört, dass sich dieser Bundestag, die
und Herren, sondern gegen Deutschland wegen offen- Abgeordneten eine Geschäftsordnung geben. Das ist der
sichtlicher und fortgesetzter Benachteiligung der Oppo- Unterschied zur Weimarer Republik, die hier zu zitieren
sition in diesem Haus. Sie, Herr Baumann, sich erdreistet haben; Sie haben sich
erdreistet, hier von 1933 zu zitieren. Das ist eine Frech-
(Beifall bei der AfD) heit.
Wir werden nachher sehen, wie es bei der Wahl des (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
Vizepräsidenten weitergeht. Mit Michael Kaufmann tritt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der
ein sehr renommierter Hochschulprofessor an. Selbst der LINKEN – Dr. Bernd Baumann [AfD]: Die
linke Ministerpräsident in Thüringen hat ihn gewählt, und haben sich an Regeln gehalten, Sie nicht!)
nicht mal Frau Merkel hat das rückgängig gemacht.
Die Verfassung der Weimarer Republik war gut. Es gab
(Beifall bei der AfD)
nur zu wenig Demokraten, die sie unterstützt haben, und
es gab zu viele, die sie von innen heraus bekämpft und
Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble: diffamiert haben.
Als Nächstem erteile ich das Wort dem Kollegen
Carsten Schneider, SPD. (Zuruf des Abg. Dr. Gottfried Curio [AfD])

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Ihre Truppe hat dazugehört. Ihre Vorgänger haben
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der dazugehört.
LINKEN) (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN, der FDP und der LINKEN sowie bei
Carsten Schneider (Erfurt) (SPD): Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Bernd
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Heu- Baumann [AfD]: Sie machen den Nazi-
(B) te ist in der Tat ein besonderer Tag für die Demokratie. vergleich! – Dr. Alice Weidel [AfD]: Es wird (D)
Nach der freien Wahl des deutschen Volkes stehen wir immer besser!)
heute hier als Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Wir schlagen vor, dass Alterspräsident, so wie es die
um uns als Bundestag zu konstituieren. Geschäftsordnung des letzten Bundestages vorgesehen
Von diesem Bundestag geht die Macht in Deutschland hat, derjenige ist, der an Dienstjahren die meiste Zeit
aus. Wir werden – die einen mit Ja, die anderen mit Nein – hier im Bundestag verbracht hat. Ich könnte mir gar
einen Bundeskanzler wählen. Dazu gibt es eine Neue- keinen besseren Alterspräsidenten vorstellen als
rung – das gehört zur Demokratie dazu und zeichnet sie Dr. Wolfgang Schäuble.
aus –, und zwar, dass drei Parteien miteinander eine Koa-
lition anstreben, die bisher noch nie miteinander koaliert (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
haben. Es zeichnet diesen Bundestag und dieses Land BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP
aus, dass eine große Partei, nämlich die Union, die lange sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
an der Macht war, diese friedlich und fair übergibt. Ich Ich habe ihn persönlich schätzen gelernt als Bundes-
möchte mich ganz besonders bei der Unionsfraktion für finanzminister in der Eurokrise. Ich habe ihn schätzen
die faire Zusammenarbeit der letzten Jahre bedanken. gelernt hier in der Zusammenarbeit als Präsident. Nie-
Vielen Dank! mand verfügt über so viel Erfahrung, um diese erste Sit-
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten zung des Bundestages zu leiten und einen fairen Über-
der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE gang zu garantieren.
GRÜNEN) Von daher: Wir lehnen Ihren Antrag strikt ab und sind
Ich sage das, bevor ich zur AfD und dem Antrag kom- für Herrn Dr. Schäuble.
me, auch in Richtung der amtierenden Bundeskanzlerin Vielen Dank.
und der Minister. Ich sehe Minister Altmaier hier, den ich
als Verhandler in der Arbeitsgruppe Wirtschaft vor weni- (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
gen Tagen angerufen habe, um mit ihm darüber zu spre- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP
chen, welche Dinge er uns mitgeben kann und dass er uns sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
das Haus für Informationen öffnet.
(Dr. Gottfried Curio [AfD]: Sprechen Sie zur Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble:
Sache!) Jetzt erteile ich das Wort dem Kollegen Michael
Grosse-Brömer.
Das geschieht. Das ist Demokratie in Deutschland: faire
Übergabe von Macht, Akzeptanz von Wahlergebnissen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 3
Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble
(A) Liebe Kolleginnen und Kollegen, da meine Funktion (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem (C)
als Alterspräsident im Moment noch umstritten ist, kann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der
ich auf die Einhaltung der Geschäftsordnung nicht so LINKEN – Jan Korte [DIE LINKE]: Das ist
drängen, wie ich es die letzten vier Jahre getan habe. wahr!)
Also überfordern Sie mich bitte nicht. Ob das mit Herrn Gysi jetzt eine gute Idee wäre, ist eine
(Dr. Bernd Baumann [AfD]: Das hätte ich andere Geschichte. Aber es ist erst mal so.
vorher wissen sollen!) (Zuruf des Abg. Jan Korte [DIE LINKE])
Bitte, Herr Grosse-Brömer. Herr Dr. Schäuble, ich möchte die Gelegenheit nutzen,
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- zu sagen: Die Regelung des Alterspräsidenten hat sich
ordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE bewährt. Es ist eine besondere Freude, dass Sie heute
GRÜNEN und der FDP) als Alterspräsident diese Sitzung eröffnet haben.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge-
Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU): ordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-
Sehr geehrter Herr Präsident! Lieber Herr Baumann, NEN)
Sie haben Herrn Gauland vorgeschlagen. Wer das dun- Ich möchte die Gelegenheit nutzen, im Namen meiner
kelste Kapitel unserer Geschichte als „Fliegenschiss“ Fraktion herzlich Dank zu sagen für Ihre Tätigkeit als
bezeichnet, der hat sich schon dadurch disqualifiziert, Bundestagspräsident in den letzten Jahren. Sie haben die-
hier jemals als Alterspräsident aufzutreten. ses Amt besonnen, unparteiisch und würdig ausgeführt.
(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem Sie haben den Bundestag gegen Angriffe von außen und
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der von innen verteidigt, und Ihnen war vor allem der faire
LINKEN – Stephan Brandner [AfD]: Das war Ausgleich von Mehrheit und Opposition immer ein
ein falsches Zitat, Herr Grosse-Brömer! Er hat besonderes Anliegen. Dafür herzlichen Dank!
nicht „Fliegenschiss“ gesagt!) (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem
Sondern? BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP
sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
(Zurufe von der FDP und der AfD:
„Vogelschiss“!) Als Letztes kurz ein Hinweis, weil wir gerade von
fairem Ausgleich von Mehrheit und Opposition sprechen:
„Vogelschiss“ macht die Sache jetzt ausnahmsweise nicht Auch Carsten Schneider danke ich herzlich für die gute
besser. Aber vielen Dank für den Hinweis. Zusammenarbeit in den letzten Jahren. Das haben wir gut
(B) (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der hingekriegt. Jetzt sind wir in anderer Position. Mal (D)
CDU/CSU, der SPD und des BÜND- gucken, wie es läuft. Aber ich glaube, wir haben gute
NISSES 90/DIE GRÜNEN) Grundlagen, weiterhin vernünftig gemeinsam zu arbei-
Bei der AfD ist immer viel von Ausgrenzung die Rede. ten.
Die einzige Ausgrenzung, die hier stattfindet, ist die Mit Blick auf fairen Übergang, den auch ich mir wün-
Selbstausgrenzung aus den Reihen der AfD, insbesonde- sche, und fairen Ausgleich von Mehrheit und Opposition
re von denen, die „überzeugte Parlamentarier“ sind. Wir möchte ich doch eines sagen: Gleich nach der Wahl eine
haben Sie die vergangenen vier Jahre erlebt, und eigent- traditionelle Sitzordnung im Plenum mit der Brechstange
lich haben Sie nichts unversucht gelassen, diesem Par- ändern zu wollen, ist kein guter Stil, finde ich.
lament zu schaden. (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei
Auch Ihr Antrag heute ist nicht besser. Insbesondere – Abgeordneten der FDP)
das ist die Kontinuität in Ihrem Vorgehen – ist er wieder Ich spüre einen Hauch von Arroganz der Macht. Aber ich
schlampig begründet. Da steht zum Beispiel, die Rege- bin auch überzeugt, dass die Opposition, insbesondere
lung zum Alterspräsidenten würde Kolleginnen und Kol- die Liberalen, so klug sind, davon abzusehen,
legen aus den neuen Bundesländern benachteiligen, weil
diese erst nach 1990 kandidieren konnten. Wenn Sie mal (Christian Lindner [FDP]: Die Opposition
in die Liste der dienstältesten Kolleginnen und Kollegen spricht von Arroganz der Macht!)
geschaut hätten, was Sie im Gegensatz zu mir offenbar traditionelle Gepflogenheiten dieses Parlamentes – kaum
nicht getan haben, in der Mehrheit – aus Eigennutz zu ändern.
(Jan Korte [DIE LINKE]: Das stimmt!) (Christian Lindner [FDP]: Wahlrecht, sage ich
dann hätten Sie festgestellt, dass auf Wolfgang Schäuble nur! Wahlrecht pur als Opposition!)
nur Mitglieder folgen, die nach 1990 in diesen Bundestag Ich bin da sehr sicher. Ich setze auf die Einsichtsfähigkeit
eingezogen sind. und Klugheit der FDP, die bewährte Tradition in diesem
(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU) Hause zu erhalten.
Also ist die Begründung schon in der Sache völlig Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir lehnen den
unschlüssig. Im Übrigen folgt an dritter Stelle der Kolle- Antrag der AfD aus, wie ich finde, guten Gründen ab.
ge Gregor Gysi. Also, eine Schlechterstellung der ost- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge-
deutschen Kolleginnen und Kollegen ist für mich spontan ordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/
jetzt nicht erkennbar. DIE GRÜNEN)
4 Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

(A) Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble: maßnahmen stattfinden kann. Die Fraktionen hatten sich (C)
Gibt es weitere Wortmeldungen? – Das ist nicht der ursprünglich darauf verständigt, dass für diese Sitzung
Fall. Dann lasse ich über den Antrag der Fraktion der ein 3-G-Konzept gilt. Das bedeutet, dass Zutritt zum
AfD auf Drucksache 20/2 abstimmen. Wer stimmt für Plenarsaal in der unteren Ebene ausschließlich diejenigen
den Antrag der AfD? – Wer stimmt dagegen? – Wer Personen haben, die vollständig gegen das SARS-CoV-2-
enthält sich? – Das ist offenbar niemand. Dann ist der Virus geimpft sind, von einer Coronaerkrankung genesen
Antrag der AfD gegen die Stimmen der AfD mit den oder aktuell negativ getestet sind.
Stimmen des übrigen Hauses abgelehnt.
Der Geimpft-, Genesenen- oder Getestetenstatus ist
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ nach Maßgabe meiner Anordnung zur Anwendung der
CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN 3-G-Regel bei der Durchführung der konstituierenden
und der FDP) Sitzung vom 14. Oktober 2021 als Zutrittsberechtigung
Damit verbleibt es dabei, dass nach § 1 Absatz 2 der zur unteren Ebene des Plenarsaals und zur West- und zur
Geschäftsordnung das am längsten dem Bundestag ange- Abgeordnetenlobby nachzuweisen. Für die heutige Sit-
hörende Mitglied den Vorsitz übernimmt. Michael zung gelten als Nachweis für Ihren Status auch die Hand-
Grosse-Brömer hat eben schon eindrucksvoll dargelegt, gelenkbänder, die Sie zuvor erhalten haben.
dass offensichtlich ich das bin. Diejenigen Abgeordneten, die einen solchen Nachweis
(Heiterkeit bei der CDU/CSU sowie bei nicht erbringen oder trotz Nachweis mit Abstand sitzen
Abgeordneten der SPD) möchten, haben die Möglichkeit, unter Wahrung des
Ich freue mich, den Vorsitz zu übernehmen, und füge Abstandsgebots auf den Tribünen an der Sitzung teil-
gleich für eventuell noch kommende Geschäftsordnungs- zunehmen. Mikrofone sind dort vorhanden. Auch die
debatten hinzu, dass ich ab jetzt wieder darauf achte, dass später folgenden Wahlen finden für diese Abgeordneten
bei Reden zur Geschäftsordnung wirklich nur zur auf der Tribüne statt.
Geschäftsordnung gesprochen wird. Bitte beachten Sie, dass weiterhin die Pflicht zum Tra-
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) gen einer medizinischen Mund-Nasen-Bedeckung gilt.
Sie kann am Sitzplatz, am Rednerpult und an den Saal-
mikrofonen abgelegt werden. Sofern Sie hier im Plenum
Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble
einschließlich der West- und der Abgeordnetenlobby
Jetzt rufe ich auf den Tagesordnungspunkt 1:
gegen diese Zutrittsregel, die Nachweispflicht, die Pflicht
Eröffnung der Sitzung durch den Alterspräsiden- zum Tragen einer medizinischen Mund-Nasen-Be-
(B) ten deckung sowie das für die Abgeordneten auf den Tribü- (D)
Drucksache 20/2 nenplätzen geltende Abstandsgebot verstoßen, kann dies
mit den Mitteln des parlamentarischen Ordnungsrechts
Ich eröffne als Alterspräsident die erste Sitzung der geahndet werden.
20. Wahlperiode. Ich begrüße unseren Bundespräsiden-
ten, Herrn Dr. Frank-Walter Steinmeier. Herr Bundesprä- Die Fraktion der AfD widerspricht nunmehr der
sident, wir freuen uns, dass Sie heute da sind. Anwendung des 3-G-Konzepts.
(Beifall)
(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE
Dann begrüße ich die Bundeskanzlerin, Frau GRÜNEN]: Meine Güte!)
Dr. Angela Merkel, die heute auf ungewohntem Platz
sitzt. Darüber stimmen wir jetzt ab. Wer stimmt für die Anwen-
dung des von mir eben beschriebenen 3-G-Konzepts? –
(Beifall) Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Dann ist
Ich heiße die ehemalige Präsidentin des Deutschen dieses Konzept als Teil unserer parlamentarischen Ord-
Bundestages, Frau Dr. Rita Süssmuth, herzlich willkom- nung gegen die Stimmen der AfD mit den Stimmen des
men, übrigen Hauses so beschlossen.
(Beifall) Nach Absprache mit den Fraktionen benenne ich als
ebenso die ehemalige Präsidentin der ersten frei gewähl- vorläufige Schriftführerinnen und Schriftführer die
ten Volkskammer der DDR, Frau Dr. Sabine Bergmann- Damen und Herren Abgeordneten Gökay Akbulut,
Pohl. Norbert Altenkamp, Artur Auernhammer, Silvia Breher,
Leni Breymaier, Sandra Bubendorfer-Licht, Astrid
(Beifall) Damerow, Dr. Karamba Diaby, Esther Dilcher, Michael
Stellvertretend für das Diplomatische Korps begrüße Donth, Thomas Erndl, Kay Gottschalk, Erhard Grundl,
ich seine Exzellenz den Apostolischen Nuntius und alle Mariana Harder-Kühnel, Peter Heidt, Marc
weiteren Ehrengäste, die auf der Tribüne an dieser Sit- Henrichmann, Thomas Hitschler, Dr. Bettina Hoffmann,
zung teilnehmen. Michael Kießling, Norbert Kleinwächter, Jens Koeppen,
Christian Kühn (Tübingen), Markus Kurth, Ulrich
(Beifall) Lechte, Paul Lehrieder, Isabel Mackensen-Geis,
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die anhaltende pan- Dorothee Martin, Claudia Moll, Petra Nicolaisen, Jan
demische Lage erzwingt auch, dass diese Sitzung in Voll- Nolte, Josef Oster, Tabea Rößner, Felix Schreiner,
präsenz nur unter Geltung zusätzlicher Infektionsschutz- Michael Schrodi, Katrin Staffler, Mathias Stein,
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 5
Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble
(A) Benjamin Strasser, Jessica Tatti, Dr. Hermann-Josef Umso mehr kommt es auf das Parlament an – als der (C)
Tebroke, Kerstin Vieregge, Marja-Liisa Völlers, Raum, in dem die Vielfalt an Meinungen offen zur Spra-
Wolfgang Wiehle, Gülistan Yüksel. che kommt. Das wird noch wichtiger, weil in unserer
Gesellschaft die Bereitschaft sinkt, gegensätzliche Stand-
Ich bitte die Abgeordneten Gülistan Yüksel und Jens punkte auszuhalten, Widerspruch überhaupt zuzulassen,
Koeppen, neben mir Platz zu nehmen. weil der Drang nach Konformität in der Gruppe wächst,
um von sich fernzuhalten, was dem eigenen Empfinden
(Zurufe von der AfD: Maske! 3-G-Regel!)
und Denken widerspricht.
Denken Sie an die Maske. Wir sollten den Streit in der Mitte der Gesellschaft
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dass wir im Reichs- suchen und ihn öffentlich hier im Parlament austragen,
tagsgebäude tagen, ist ja eigentlich keiner Erwähnung indem wir deutlich machen, dass nie eine Seite allein
wert. Und dennoch ist es heute eine Besonderheit. Wir recht hat, dass um der Sache willen miteinander gerungen
kommen trotz der pandemischen Beschränkungen erst- werden muss. Politik ist ja kein Selbstzweck. Wir dienen
mals wieder alle gemeinsam im Plenum zusammen. Das nicht dem Eigeninteresse einer gesellschaftlichen Gruppe
macht eine überfraktionelle Verständigung möglich, die oder einer Meinungsblase, sondern wir dienen der
wir eben mit großer Mehrheit bestätigt haben. Gemeinschaft. Am Ende unserer Debatten stehen Ent-
scheidungen, für die wir die Verantwortung tragen, durch
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, des Mehrheiten, die wechseln können. Das erleben wir gera-
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der de.
FDP) Ohne Kompromisse geht das nicht, erst recht nicht bei
In der vergangenen Legislaturperiode hat dieses Haus Mehrheitsverhältnissen wie nach dieser Wahl. Aber
sogar, wenn nötig, einen überfraktionellen Konsens her- suchen wir auch nicht immer nur den kleinsten gemein-
stellen können, um die Handlungsfähigkeit des Par- samen Nenner, indem wir im Detail streiten. Trauen wir
laments zu sichern. Die Bürgerinnen und Bürger schauen uns etwas zu, ob in Regierungsverantwortung oder als
auf uns. Ihre Erwartungen an das Parlament sind zu Recht Opposition; sonst geht verloren, was die Demokratie
groß. Wir sollten weiter alles tun, um dem gemeinsam eben auch dringend braucht: politische Führung.
gerecht zu werden. Sie verlangt von uns als Abgeordnete den Blick für die
wirklich großen Aufgaben und die Fähigkeit, das gesell-
Die heutige Abstimmung sollte nicht die letzte gewe-
schaftliche Interesse auf diese großen Aufgaben zu
sen sein, in der wir mit überwältigender Mehrheit über
lenken, Orientierung zu geben. Dazu müssen wir bereit
(B) die Fraktionsgrenzen hinweg entscheiden. Wenn uns das sein, den Menschen auch etwas zuzumuten. Nicht nur (D)
etwa beim Wahlrecht gelänge, wäre ich nach der auch für
Antworten geben, die gern gehört werden, sondern
mich persönlich bitteren Erfahrung der vergangenen
Lösungen entwickeln und zur Diskussion stellen für die
Legislaturperiode bestimmt nicht traurig.
Aufgaben, die wir als drängend erachten, und davon die
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem Bürger überzeugen: Dazu verpflichtet uns unser Mandat.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP Das mitunter zähe Ringen um gesellschaftliche Mehr-
sowie bei Abgeordneten der AfD und der heiten sollten wir gerade auch denjenigen nahebringen,
LINKEN) die mit Blick auf den Klimawandel von der Trägheit
demokratischer Prozesse enttäuscht sind und sofortiges
Eine Wahlrechtsreform, die diesen Namen verdient, ist
Handeln fordern. Ihre Motive sind nachvollziehbar, aber
allerdings keinen Deut leichter geworden. Und trotzdem
wissenschaftliche Erkenntnis allein ist noch keine Politik
duldet sie ersichtlich keinen Aufschub. Mehr möchte ich
und schon gar nicht demokratische Mehrheit. Wer Ziele
dazu nicht sagen, außer dass jedenfalls nach meinem Ver-
und Mittel absolut setzt, bringt sie gegen das demokrati-
ständnis bei einer Entscheidung dieser Tragweite eigent-
sche Prinzip in Stellung. Übrigens kann die Wissenschaft
lich keine politische Kraft im Parlament aus der Mitver-
genauso wenig letzte Gewissheit liefern, und in der
antwortung für eine tragfähige Lösung entlassen werden
Demokratie gibt es sowieso nicht die eine richtige Ent-
sollte.
scheidung. Genau damit müssen wir umgehen.
Konsens, liebe Kolleginnen und Kollegen, wird in die-
(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der
sem Haus auch zukünftig nicht die Regel sein, und das
AfD sowie bei Abgeordneten der SPD und des
sollte es auch nicht. Hier ist der Ort, an dem wir streiten
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
dürfen, an dem wir streiten sollen, aber fair und nach
Regeln, leidenschaftlich, aber auch mit der Gelassenheit, Zu Beginn der Pandemie haben wir ja erlebt, wie groß
die einer erregten Öffentlichkeit Beispiel geben kann. in einer Gefahrensituation das Bedürfnis nach klaren
Wenn wir das Prinzip der Repräsentation stärken wollen, politischen Vorgaben ist; wir brauchten wissenschaftli-
dann müssen wir uns immer wieder um die Faszination chen Rat. Doch der Stand der Virologie und der Medizin
der großen, strittigen Debatte bemühen. Das Parlament ist war damals noch recht unsicher, weil es eben ein neues
immer auch eine politische Bühne und nicht bloß eine Phänomen war. Die wissenschaftliche Logik, die nicht
notarielle Veranstaltung, um Koalitionsverträge abzuar- nur auf Konsens, sondern gerade auf Ambiguität, Zweifel
beiten, zumal sich die Entwicklungen einer vernetzten und Widerspruch beruht, geriet in ein Spannungsverhält-
Welt mit ihren wechselnden Herausforderungen nicht nis zu den drängenden politischen Notwendigkeiten. Par-
an Koalitionsverträge halten, wie wir erfahren haben. lament und Regierung mussten handeln. Und wir mussten
6 Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble


(A) trotz des unsicheren Erkenntnisstands und im Wissen um langt, das Private zu schützen. Seine Integrität wahrt, wer (C)
die Vorläufigkeit wissenschaftlicher Forschung rasch weiterhin zuhören kann und seinen inneren Kompass
Entscheidungen treffen und dabei verschiedene Diszipli- nicht verliert, wer sich in Kollegialität und Fairness übt,
nen hören: die Soziologie, die Ökonomie, Psychologie wer sich über die Verhaltensregeln, die wir uns geben,
und Pädagogik, auch den Ethikrat. Denn natürlich galt hinaus den Sinn dafür bewahrt, was anständig ist und –
es, die ethisch-moralische Dimension genauso wie die womöglich noch stärker – was unanständig ist. Früher
verfassungsrechtlichen Aspekte unserer Maßnahmen hätte man gesagt: Was sich gehört und was nicht.
mit zu bedenken. Wir haben auch die unterschiedlichen
Argumente von Interessengruppen einbezogen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP
In dieser Situation wurde ja wieder besonders deutlich: sowie bei Abgeordneten der AfD und der
Politik ist immer ein schwieriger Abwägungsprozess, ein LINKEN)
Austarieren widerstreitender Interessen. Dabei darf sie
den Blick auf das große Ganze nie verlieren. Das ist Wir alle repräsentieren als Abgeordnete das Volk. Wir
Politik: das Ringen um Mehrheiten, die Suche nach vertreten die legitimen Interessen unserer Wähler und
Lösungen, nach bestem Wissen und Gewissen Entschei- Parteien. Aber: Wir haben immer auch das Gemeinwohl
dungen treffen und sie dann auch verantworten. Es im Blick zu behalten. Verwechseln wir Repräsentation
berührt unser Selbstverständnis als Demokraten. Aber nicht mit Repräsentativität. Jeder Einzelne von uns bildet
wir müssen stets neu beweisen, die großen Herausforde- nicht einfach einen Teil des Volkes ab. Artikel 38 GG ist
rungen unserer Zeit im Rahmen von Rechtsstaatlichkeit, eindeutig: Abgeordnete – jeder Abgeordnete! – sind
Freiheit und Demokratie bewältigen zu können. „Vertreter des ganzen Volkes“. Auch wenn sich natürlich
die gewachsene Vielfalt unserer Gesellschaft in der
In der Coronapandemie ist es im Großen und Ganzen Volksvertretung wiederfinden soll: Der Bundestag wird
gelungen, auch unter enormem Entscheidungsdruck kon- nie ein exaktes Spiegelbild der Bevölkerung sein. Wer
troverse Debatten zu führen und widerstrebende Werte Repräsentation mit Repräsentativität gleichsetzt, wird
und Interessen gegeneinander abzuwägen, auch wenn eine Fülle eklatanter Abweichungen finden: in berufli-
sich im Einzelnen Kritik immer üben lässt. Die parlamen- cher, in regionaler, in kultureller oder religiöser Hinsicht.
tarische Demokratie hat eine beispiellose Bewährungs- Und er leistet dem irrigen Verständnis Vorschub, dass
probe bestanden, und diese Erfahrung kann uns Mut gesellschaftliche Gruppen nur durch ihre eigenen Ange-
machen für andere globale Herausforderungen. hörigen vertreten werden könnten.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
(Beifall bei der AfD sowie bei Abgeordneten
Die parlamentarische Demokratie wird im Wettbewerb der CDU/CSU und der FDP)
(B) mit autoritären Systemen bestehen, wenn wir als Gesetz- (D)
geber die Weichen so stellen, dass unsere Regierungs- Aber bei wem wollen wir dann anfangen? Und wo endet
form neben ihrer Wertegebundenheit auch durch Effi- das? Ein Parlament, das zwar die Vielfalt abbildet, aber
zienz überzeugt. Aber hüten wir uns gleichzeitig vor der darüber keine Mehrheiten schaffen kann, ist eben kein
Versuchung, alles regeln zu wollen. Politik weiß nicht Parlament!
alles besser. Wenn Politik meint, sie habe keine Grenzen, Unsere repräsentative Demokratie beruht auf der poli-
ist das mindestens genauso gefährlich, wie wenn andere tischen Gleichheit aller Bürgerinnen und Bürger – ohne
glauben, sie seien keinen Begrenzungen unterworfen. Rücksicht auf ihre soziokulturellen Merkmale. Als Par-
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem lamentarier muss sich eine Juristin aus der Finanzverwal-
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP tung mit Fragen der Landwirtschaft vertraut machen und
sowie bei Abgeordneten der AfD) der Handwerksmeister Entscheidungen über eine Pflege-
reform treffen. Darin besteht das Mandat von Abgeord-
Das Prinzip unserer freiheitlichen Ordnung ist, dass sie neten. Als gewählte Repräsentanten vertreten wir die
begrenzt ist. Repräsentierten nicht durch unsere Person, sondern durch
Der Souverän hat mit seiner Wahlentscheidung vom unsere Politik. Durch sie sollten alle Menschen politisch
26. September die parteipolitische Vielfalt im Bundestag Gehör finden. Der Bundestag bündelt Interessen, und er
bestätigt und neue Mehrheiten ermöglicht. Für 279 Abge- trägt damit Verantwortung für den Zusammenhalt in
ordnete beginnt heute ein neues Leben als Parlamentarier. unserem Land. Deshalb sollten wir uns immer wieder
Behaupte noch einer, die parlamentarische Demokratie selbst hinterfragen, ob wir, ob unsere Parteien der Vielfalt
könne sich nicht personell erneuern: Fast 40 Prozent aller an Interessen und Meinungen genügend Gehör verschaf-
Mitglieder unseres Hauses bringen ihre Lebenswege, fen und auch ob die Erwartung der Bevölkerung, an
andere berufliche Hintergründe, persönliche Erfahrungen Gestaltungsprozessen selbst teilhaben zu können, ausrei-
und Meinungen erstmals hier ein. chend erfüllt wird.
Gestatten Sie mir gerade an Sie, unsere neuen Kolle- In der vergangenen Legislaturperiode hat sich das Par-
ginnen und Kollegen, gewandt eine persönliche Bemer- lament mit einem Bürgerrat für eine Form der delibera-
kung: Mit diesem Mandat, das Ihnen auf Zeit verliehen tiven Demokratie geöffnet. Ich denke, dieser Bundestag
ist – bei dem man im Übrigen nie genau wissen kann, wie wäre gut beraten, sich noch einmal intensiv mit den Vor-
lange diese Zeit dann wirklich dauert –, kommt eine teilen, aber auch den Grenzen dieser Art von Bürgerbe-
außergewöhnliche und erfüllende Arbeit auf Sie zu und teiligung zu befassen, zumal Bürgerräte einen Raum
zugleich eine strapaziöse und vereinnahmende Zeit. Bei schaffen, in dem unterschiedliche Menschen zusammen-
allem politischen Elan: Die Arbeit auf offener Bühne ver- kommen, einander kennenlernen und sich austauschen
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 7
Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble
(A) müssen. Miteinander. Vereinzelungsorte haben wir ja Pandemie eindrucksvoll bewiesen hat, wozu sie in der (C)
schließlich mehr als genug. Mehr Mitsprache heißt nicht Lage ist. Wir können stolz darauf sein, und wir sollten
automatisch mehr Partizipation und auch nicht zwangs- darauf aufbauen.
läufig mehr Akzeptanz für die am Ende im Parlament
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
getroffenen Entscheidungen. Dabei leistet die repräsenta-
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP
tive Demokratie, was auf keinem anderen Weg vergleich-
sowie des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE
bar gelingt: nicht nur die Vertretung mobilisierbarer Inte-
LINKE])
ressen, sondern auch der Ausgleich widerstreitender
Interessen, nicht nur fordern, sondern auch gestalten, Vergessen wir darüber aber bitte auch nicht die besondere
nicht nur entscheiden, sondern auch verantworten. Davon Mittlerrolle, die Deutschland für unsere mittelost- und
werden wir die Bürger jedoch nur überzeugen, wenn wir osteuropäischen Nachbarn zukommt – auch und gerade
unsere Rolle aktiv wahrnehmen. Es braucht ein selbst- diesem Parlament. Leisten wir unseren Beitrag dazu, dass
bewusstes Parlament, und es braucht selbstbewusste Par- sich die Spaltungen in Europa nicht weiter vertiefen.
lamentarier.
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
Das fordert viel von uns. Da ist der Wille des Wählers, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP
aber auch die Eigenständigkeit des Gewählten und die sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Abhängigkeit des einen vom anderen. Da ist der Drang, Noch ein persönliches Wort zum Schluss. Ich habe in
sich profilieren zu wollen, und gleichzeitig die Notwen- den vergangenen vier Jahren in diesem Haus ein frakti-
digkeit, als Fraktion Geschlossenheit zu zeigen. Da ist onsübergreifendes hohes Maß an Unterstützung und Res-
das Selbstverständnis der Fraktion auf Eigenständigkeit pekt im Amt des Bundestagspräsidenten erfahren – dafür
und in Regierungsverantwortung der Druck, stabile par- bin ich dankbar –, und ich erhoffe und erbitte es auch für
lamentarische Mehrheiten zu sichern. Diesem Span- meine Nachfolgerin, die wir heute in dieses Amt wählen.
nungsfeld können wir nicht ausweichen. Aber wir sollten
uns dessen bewusst sein und uns um die richtige Balance (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
bemühen. Denn wir tragen Verantwortung dafür, das Par- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der
lament gegenüber wachsenden plebiszitären Ansprüchen LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD)
zu stärken. Und im Übrigen liegt es an uns, wie weit wir Als Abgeordnete haben wir alle die gleichen Rechte;
unsere Gestaltungsspielräume als Gesetzgeber einengen darüber hat der Präsident/die Präsidentin zu wachen, mit
lassen durch eine Rechtsprechung, die bisweilen mindes- aller Kraft. Aber wir haben auch alle die gleichen Pflich-
tens an die Grenzen ihres Mandats geht. ten. Am Verhalten jedes Einzelnen von uns – auch das
mussten wir zuletzt wieder erfahren – hängt die Würde
(B) (Beifall bei der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/ (D)
dieses Hauses. Wir haben es in der Hand, ob die Bür-
DIE GRÜNEN, der FDP und der AfD sowie des gerinnen und Bürger dieser Volksvertretung das schen-
Abg. Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]) ken, worauf die parlamentarische Demokratie aufbaut,
nämlich ihr Vertrauen.
Dazu gehört für mich dann allerdings auch, Verantwor-
tung, die politisch wahrzunehmen ist, nicht auf Gerichte Ich danke Ihnen.
abzuwälzen. (Anhaltender Beifall im ganzen Hause – Die
Anwesenden erheben sich)
(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei – Bringen Sie mich bitte nicht zu sehr in Rührung.
Abgeordneten der SPD und der AfD) Jetzt rufe ich den Tagesordnungspunkt 2 auf:
Bei unseren Entscheidungen sind wir heute im Übrigen Beschlussfassung über die
stärker denn je in globale Zusammenhänge eingebunden. – Geschäftsordnung des Deutschen Bundes-
Die komplexen Herausforderungen lassen sich nicht tages
mehr allein im Nationalstaat bewältigen. Deshalb werden
wir in einer Welt des rasanten Wandels den Bürgerinnen – Gemeinsame Geschäftsordnung des Bundes-
und Bürgern auch nur dann Halt geben können, wenn wir tages und des Bundesrates für den Ausschuss
Europa stärken und zusammenhalten. Dazu braucht es nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermitt-
unsere Bereitschaft, die anderen besser verstehen zu wol- lungsausschuss)
len, die Interessen, Erfahrungen, die historischen und – Geschäftsordnung für den Gemeinsamen
kulturellen Prägungen der anderen zu kennen und zu res- Ausschuss
pektieren. Ich habe in den Jahren, in denen ich diesem
Haus und verschiedenen Regierungen angehören durfte, – Geschäftsordnung für das Verfahren nach
die Erfahrung gemacht: Parlamente können hier ergän- Artikel 115d des Grundgesetzes
zend zur Regierung manches bewirken. Als Abgeordnete Drucksache 20/1
sind wir es ja gewohnt, unterschiedliche Sichtweisen,
widerstreitende, aber legitime Interessen auszuhandeln. Es liegt ein Antrag der Fraktion der SPD zur Weiter-
geltung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundes-
Wir haben vor drei Jahren mit der Deutsch-Französi- tages sowie weiterer Geschäftsordnungen vor. Dazu lie-
schen Parlamentarischen Versammlung eine weltweit gen weiterhin zwei Änderungsanträge der Fraktion der
einzigartige binationale Kammer geschaffen, die in der AfD vor.
8 Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble


(A) Mir ist mitgeteilt worden, dass das Wort gewünscht Ich bitte, wir bitten Sie um Zustimmung zum vorlie- (C)
wird. Das Wort hat die Kollegin Gabriele Katzmarek, genden Antrag zur Weitergeltung der Geschäftsordnung,
SPD. damit wir in der erforderlichen Zeit, die wir dann haben,
die notwendigen Änderungen gemeinsam diskutieren
(Beifall bei der SPD) und hier verabschieden können.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
Gabriele Katzmarek (SPD): des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der
Sehr geehrter Herr Alterspräsident! So muss ich es FDP)
jetzt sagen, genau; ich muss mich daran gewöhnen.
Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble:
Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble: Stefan Müller, CDU/CSU, hat als Nächster das Wort.
Nicht lange.
(Beifall bei der CDU/CSU)

Gabriele Katzmarek (SPD): Stefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU):


Nicht lange; da haben Sie schon recht. – Liebe Kolle- Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
ginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Konstituierung des Bundestages ist ein Festtag der
Herren! Die Übernahme der Geschäftsordnung ist eine Demokratie. Und wenn man sich auf der Welt mal
der ersten wichtigen Entscheidungen, die wir heute zu umsieht und sich anschaut, wie die Situation anderswo
Beginn der Wahlperiode treffen müssen. Die Geschäfts- ist, dann muss und darf man festhalten: Dass hier und
ordnung ist Grundlage für unsere gemeinsame Arbeit. Sie heute ein unabhängiges, ein frei gewähltes, starkes Par-
hat sich über viele Wahlperioden bewährt und wird uns lament zusammenkommt, ist ein Geschenk – ein
auch durch die neue Wahlperiode tragen. Es ist gute Tra- Geschenk, auf das wir stolz sein und für das wir dankbar
dition, dass wir die Geschäftsordnung am Anfang einer sein können, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Wahlperiode mit breiter parlamentarischer Mehrheit (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge-
übernehmen, und das sollten wir auch heute tun. ordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN und der FDP)
Sie ist nicht in Stein gemeißelt – das wissen diejenigen, Ich sage das deswegen, weil Demokratie ja immer auch
die bereits in der letzten Wahlperiode hier im Bundestag ein Streit nach Regeln ist, und diese Regeln geben wir uns
(B) tätig waren –, sondern die Geschäftsordnung ist immer mit der Geschäftsordnung, die wir gleich beschließen. (D)
ein, ich sage mal, lebendiges Dokument, das sich den Diese Geschäftsordnung hat sich insgesamt bewährt,
Gegebenheiten des Parlamentarismus, aber auch den unser parlamentarisches Miteinander zu organisieren;
Gegebenheiten der Arbeit hier im Deutschen Bundestag deswegen werden wir den Antrag der SPD auch unter-
anpassen muss. Das muss eine Geschäftsordnung dann stützen. Dieses Bewähren gilt insbesondere auch für die
auch immer wieder in ihrer Entwicklung nachvollziehen. Kernaufgaben, die dieses Parlament hat, nämlich die
Wir haben dieses bereits in der letzten Wahlperiode Gesetzgebung und die Regierungskontrolle.
bewiesen und einige grundlegende Änderungen be-
schlossen, vor allem und vorangestellt die überfällige Natürlich kann man der Auffassung sein, dass manche
Reform der Verhaltensregeln. der Regeln, die schon einige Jahrzehnte alt sind – die
Geschäftsordnung ist, glaube ich, in den 80er-Jahren
Wir begrüßen auch ausdrücklich die Initiative des zum letzten Mal wirklich grundlegend überarbeitet wor-
scheidenden Präsidenten Herrn Schäuble, die Geschäfts- den –, nicht mehr zeitgemäß sind; darüber herrscht, so
ordnung in dieser Wahlperiode einer Generalüberholung denke ich jedenfalls, auch fraktionsübergreifend Über-
zu unterziehen. Wir sind gerne bereit, diese Impulse auf- einstimmung.
zunehmen, und laden auch alle anderen Fraktionen dazu Frau Kollegin Katzmarek hat es gerade angesprochen:
ein, diesen Weg mit uns gemeinsam zu gehen. Die Vor- Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat vor Kurzem
schläge der Opposition sind ernst zu nehmen. Wir möch- angeregt, diese Regeln einer Überarbeitung zu unterzie-
ten sie aufgreifen und möchten gemeinsam mit Ihnen hen. Dem Vorschlag, das im zuständigen Geschäftsord-
darüber diskutieren, wie eine Geschäftsordnung über- nungsausschuss zu tun, schließen wir uns ausdrücklich
arbeitet werden und in der nächsten Zeit auch wirken an.
kann.
Nicht überarbeitungsbedürftig ist die Geschäftsord-
Wir plädieren allerdings auch dafür, dass wir die in der nung für uns allerdings bei der Wahl des Bundeskanzlers.
letzten Legislaturperiode eingeführten Regelungen für Wir werden ja gleich auch über Änderungsanträge der
das digitale Tagen von Ausschüssen – vorerst zeitlich AfD entscheiden; deswegen möchte ich dazu auch gerne
möglichst kurz – beibehalten; das können Sie auch unse- Stellung nehmen und die Position der CDU/CSU hier
rem Antrag entnehmen. Und wir plädieren dafür, das vortragen. Wir glauben, diese Regelungen haben sich in
eingeführte coronabedingte Absenken der Quoren, das der Vergangenheit bewährt.
notwendig war für die Beschlussfähigkeit des Deutschen Um es in aller Klarheit zu sagen: Eine Kanzlerwahl
Bundestages, in die neue Geschäftsordnung nicht mehr dient nicht der persönlichen Profilierung einer Fraktion,
aufzunehmen. sondern sie dient dazu, diesem Land eine stabile Regie-
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 9
Stefan Müller (Erlangen)
(A) rung zu geben. Deshalb soll ja nach dem Willen der Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): (C)
Mütter und Väter des Grundgesetzes eine solche Wahl Sehr geehrter Herr Alterspräsident Wolfgang
nur auf die Tagesordnung dürfen, wenn erkennbar ist, Schäuble! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es
dass sich für eine erfolgreiche Kanzlerwahl auch eine ist in der Tat wichtig und notwendig, dass wir uns gleich
erkennbare Mehrheit im Bundestag organisiert hat. Daran zu Beginn dieser konstituierenden Sitzung einen Rahmen
orientiert sich auch unsere Geschäftsordnung: Der Bun- geben. Dieser Rahmen als Grundlage für die Zusammen-
despräsident macht einen Wahlvorschlag; scheitert dieser arbeit ist unsere Geschäftsordnung. Das ist wichtig und
Vorschlag, muss ein neuer Vorschlag von mindestens notwendig für uns, damit klar ist, wie die Arbeit des
einem Viertel der Abgeordneten im Bundestag unter- Parlamentes funktionieren kann. Manche haben einen
zeichnet sein. solchen Rechtsrahmen nötiger als andere; aber für uns
alle ist er verbindlich.
Genau da setzt die AfD an, möchte das ändern, möchte
gewissermaßen eine Sonderregel für sich selbst einfüh- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
ren. Man stellt sich die Frage, warum das jetzt ausgerech- und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der
net am heutigen Tag stattfindet, wo die Kanzlerwahl gar FDP und der LINKEN)
nicht zur Diskussion steht.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und
(Beatrix von Storch [AfD]: Aber die Herren, das ist gut und richtig. Der Antrag, den die
Geschäftsordnung!) SPD vorgelegt hat, reagiert an einigen Stellen auch auf
die aktuelle Situation. So regelt § 126a der Geschäfts-
Wer sich einmal die letzte Wahlperiode anschaut, der ordnung in der pandemischen Zeit eine Ausnahme für
weiß ganz genau: Es geht gar nicht um die Sache, sondern die Beschlussfähigkeit des Deutschen Bundestages. Die-
es geht darum, für Social Media die richtigen Videoclips se heben wir mit dem heutigen Tag auf. Es ist richtig und
zu produzieren. Es geht darum, hier die große politische notwendig, das zu tun; denn wir haben vereinbart, bis auf
Bühne zu haben, um sich inszenieren zu können; es geht sehr wenige dort oben, dass wir in einem 3-G-Regime
um nicht mehr und nicht weniger. durchaus auch in größerer Anzahl hier tagen können.
Deshalb erübrigt sich also auch die Frage, ob wir auch
(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem in einer kleineren Anzahl beschlussfähig sind. Also, das
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der macht Sinn, meine Damen und Herren.
LINKEN)
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Die AfD versucht seit mittlerweile vier Jahren, die
und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der
Bundestagssitzungen für ihren parteipolitischen Klamauk
(B) zu missbrauchen. Wir werden nicht zulassen, CDU/CSU) (D)
Wir werden auch im weiteren Prozess noch über einige
(Zuruf von der AfD: Frechheit!) Änderungen der Geschäftsordnung reden.
dass Sie das auch bei der Kanzlerwahl so machen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, vor allen Dingen
Die AfD möchte als Fraktion Misstrauensanträge ohne spreche ich jetzt die Neuen hier im Haus an: Natürlich
Mindestzahl von Unterstützern stellen können. Hier gilt ist eine Geschäftsordnung auch etwas wahnsinnig Leben-
das Gleiche: Dies ist der Plenarsaal des Bundestages, diges; denn sie ist ja nicht statisch. Wir haben in den
nicht der Spielplatz für Ihre destruktive Propaganda. letzten Monaten schon oft darüber geredet, an welcher
Stelle wir Änderungen brauchen. Wollen wir zum Bei-
(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem spiel beim Fragerecht noch etwas ändern? Wollen wir uns
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der andere Regeln in bestimmten Umgängen mit den Frak-
LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP) tionen geben? All das wird in den nächsten Wochen und
Monaten im Geschäftsordnungsausschuss und abschlie-
Es würde Ihnen bei diesen Misstrauensanträgen nur ßend hier diskutiert. Deshalb ist es richtig und gut, zu
darum gehen, permanentes Misstrauen in die Institutio- sagen: Das machen wir dann im Geschäftsordnungsaus-
nen und in unseren Staat zu säen. Das werden wir nicht schuss und bereiten das für das Parlament vor. – Dennoch
zulassen. Deswegen werden wir als CDU/CSU Ihre liegen heute zwei Änderungsanträge vor. Von mir aus
Anträge ablehnen. nehmen wir die auch mit in den Geschäftsordnungsaus-
schuss. Da können wir noch einmal über den Sinn und
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Unsinn dieser Änderungsanträge der AfD diskutieren.
ordneten der SPD und der FDP – Dr. Alice
Weidel [AfD]: Dafür haben Sie auch die Ich will in der Sache trotzdem ganz kurz etwas dazu
Quittung gekriegt! – Jan Korte [DIE LINKE]: sagen: Was soll dieser Änderungsantrag im Hinblick auf
Das war ganz gut! – Gegenruf der Abg. die Absenkung der Anzahl der Abgeordneten,
Dr. Alice Weidel [AfD]: Na ja!)
(Stephan Brandner [AfD]: Das erkläre ich
Ihnen gleich!)
Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble:
Britta Haßelmann, Bündnis 90/Die Grünen, hat als den Bundeskanzler, die Bundeskanzlerin mit einem Vier-
Nächste das Wort. tel der Mitglieder dieses Hauses wählen zu können? Mei-
ne Damen und Herren, wer nachdenken kann – das hilft in
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) dieser Situation –,
10 Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

Britta Haßelmann
(A) (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, (C)
SES 90/DIE GRÜNEN) bei der SPD und der LINKEN sowie bei
weiß, dass wir bei sehr, sehr vielen Gesetzgebungsver- Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)
fahren hier im Haus die Kanzler/-innenmehrheit brau-
chen. Wo sollte also der Sinn liegen, meine Damen und Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble:
Herren, ausgerechnet bei der Wahl eines Kanzlers oder Nächster Redner ist der Kollege Dr. Marco
einer Kanzlerin zu sagen: „Dafür reicht ein Viertel“, Buschmann, FDP.
außer der Tatsache, dass sich die Abgeordneten der AfD
damit erneut ausleben wollen: Woche für Woche, Monat (Beifall bei der FDP)
für Monat?
Dr. Marco Buschmann (FDP):
(Dr. Alice Weidel [AfD]: Sie haben den Antrag
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-
nicht verstanden!)
nen und Kollegen! Als ich gestern insbesondere die neu-
Ich finde, es gibt keine sachlich guten Gründe, und das en Kolleginnen und Kollegen meiner Fraktion auf den
Parlament sollte dem keine Zustimmung geben, meine heutigen Tag eingestimmt habe, habe ich von einem wei-
Damen und Herren. hevollen Tag gesprochen, einem Tag, der so ein bisschen
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, ähnlich ist wie Taufe oder Erstkommunion,
bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und der (Jan Korte [DIE LINKE]: Oder Jugendweihe!)
LINKEN)
weil man etwas ganz Neues in seinem Leben erlebt. –
Es ist doch albern. Wir brauchen 369 Abgeordnete für Man kann auch, Herr Kollege Korte, Jugendweihe sagen.
eine Kanzler-/Kanzlerinnenmehrheit bei besonders rele-
vanten Fragen. Aber mit einem Viertel der Abgeordneten (Heiterkeit und Beifall bei der FDP)
soll man den Kanzler oder die Kanzlerin vorschlagen Entscheidend ist aber, dass wir heute das ausstrahlen,
können? Das ist doch absurd. Und die Ankündigung, was die Bürgerinnen und Bürger erwarten, nämlich einen
dass ein gewisser Herr Brandner das vorstellen will, würdigen Umgang mit der Verantwortung, die sie uns
macht es nicht besser, meine Damen und Herren. allen übertragen haben. Zu diesem würdigen Umgang
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gehört der Streit nach Regeln. Das hat der scheidende
sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/ Präsident vorhin gesagt. Diese Regeln geben wir uns
CSU) jetzt, und es spricht für die Kultur unseres Parlamentaris-
mus, dass wir einen sehr breiten Konsens haben, was den
Also ich schlage vor: Wir nehmen das mit. – Meine übergroßen Teil der richtigen und angemessenen Regeln (D)
(B)
Haltung dazu ist klar, und ich habe gehört: Anderen für diesen Streit angeht. Deshalb unterstützen wir auch
geht es ähnlich. den Antrag der größten Fraktion des Hauses, die diesen
Der zweite Änderungsantrag im Hinblick auf die Fra- Antrag traditionell einbringt, den Frau Katzmarek hier
ge, ob wir demnächst parlamentarische Initiativen oder gerade vorgetragen hat. – Das ist die erste Bemerkung,
Anträge, so wie es die Lebenswirklichkeit vieler Men- die ich machen wollte.
schen abbildet, auch gendern. Das scheint den Horizont Die zweite Bemerkung ist: Auch wir begrüßen es, dass
mancher Abgeordneter in der AfD zu übersteigen. wir die Geschäftsordnung einer Modernisierung unterzie-
(Zuruf der Abg. Beatrix von Storch [AfD]) hen. Wir haben in der Coronazeit gelernt, dass es über-
haupt nicht wehtut, Kolleginnen oder Kollegen digital
Sie merken: Die Stimmung wird auch anders. Man hält es
zuzuschalten, Sachverständige digital zuzuschalten. Vie-
kaum aus.
les, was lange Zeit als unwürdig, außergewöhnlich oder
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- nicht umsetzbar galt, ist mit dem kleinen Vorbehalt, dass
SES 90/DIE GRÜNEN) es technisch noch immer nicht ganz reibungslos klappt,
Ich sage nur, meine Damen und Herren: Kommen Sie überhaupt nicht schlimm. Es ist ein Gewinn für viele
doch einfach in der Lebenswirklichkeit an. Kolleginnen und Kollegen. Ich freue mich auf eine De-
batte zur grundlegenden Modernisierung der Geschäfts-
(Enrico Komning [AfD]: Das ist Ihre ordnung.
Lebenswirklichkeit!)
Mit meiner dritten Bemerkung möchte ich auf einen
Machen Sie es doch, wie Sie es wollen, aber schreiben der beiden bereits angesprochenen Änderungsanträge der
Sie nicht allen anderen vor, was sie zu denken, zu tun und AfD eingehen. Was technisch ein wenig auf leisen Sohlen
zu reden haben. daherkommt, nämlich die Absenkung des Quorums für
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, einen Antrag sowohl zur Wahl als auch – darum geht es in
bei der SPD und der LINKEN sowie bei Wahrheit wirklich – zur Abwahl eines Bundeskanzlers,
Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP) ist in Wahrheit eine völlige Umkehrung des Charakters
dieses Instruments. Die Abwahl des Bundeskanzlers, wie
Insofern nehmen wir das gerne mit in die Diskussion sie unser Grundgesetz vorsieht, ist eine Antwort auf unse-
im Geschäftsordnungsausschuss. Ich denke, wir starten re Geschichte. Die Abwahl eines Bundeskanzlers kann
heute einfach einmal ganz gut durch, und das ohne die nur erfolgen durch die Neuwahl eines Kanzlers. Es ist
Änderungsanträge der AfD. das berühmte konstruktive Misstrauensvotum. Das kon-
Vielen Dank. struktive Misstrauensvotum ist eine Antwort auf unsere
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 11
Dr. Marco Buschmann
(A) Geschichte, weil es in der Weimarer Republik ganz ein- (Beifall bei der AfD) (C)
fach war, eine Mehrheit gegen etwas zu organisieren. Es
Vielen Dank noch mal dafür, dass Sie uns vor Augen
war leicht, eine Mehrheit zu haben, die sich darauf einigt,
geführt haben, wo die Herausforderungen in der Zukunft
dass man unzufrieden ist mit dem Bestehenden, dass man
liegen.
sich aus der Verneinung heraus definiert. Aber es war
eben schwer, eine Mehrheit zu organisieren, die sich für Meine Damen und Herren, lassen Sie uns kurz über die
etwas ausspricht, für etwas, das man gemeinsam in der rechtliche Flankierung des vor uns gemeinsam liegenden
Mehrheit für das Bessere hält. Dadurch kam es zustande, Lebensabschnittes in den nächsten vier Jahren, also der
dass reihenweise Regierungen in der Weimarer Republik 20. Wahlperiode, reden. Das Regelwerk, über das ja
aus dem Amt gejagt wurden, dass die Bürgerinnen und schon hier gesprochen wurde, ist unter anderem die
Bürger damals das Vertrauen in die Institutionen ver- Geschäftsordnung, die sich zwar im Großen und Ganzen
loren. Und das hat mit dazu beigetragen, dass der Weg ganz nett liest, gleichwohl aber in der vergangenen Wahl-
in die Diktatur geebnet wurde. periode von Ihnen zur Bekämpfung der Opposition – und
damit meine ich die AfD, die einzige Opposition; denn
Daraus haben die Mütter und Väter des Grundgesetzes
Sie alle regieren ja irgendwo irgendwie mit – missbraucht
eine Lehre gezogen, dass nämlich die Beseitigung eines
wurde:
gewählten Bundeskanzlers aus dem Amt durch das Par-
lament nur möglich ist, wenn es eben nicht nur eine (Beifall bei Abgeordneten der AfD)
Mehrheit gegen etwas gibt, sondern auch eine Mehrheit sei es der Sündenfall zum Alterspräsidenten – Bernd
für etwas, das man gemeinsam für das Bessere hält. Baumann hatte das angesprochen –, sei es die unpar-
Die Quoren der Geschäftsordnung, um ein solches Ver- lamentarische Verhinderung des Bundestagsvizeprä-
fahren einzuleiten, stellen uns allen gemeinsam deshalb sidenten – damit können Sie ja heute Schluss machen
eine Prüffrage. Die Prüffrage lautet: Wie wollt ihr denn und mal wieder zu richtigen Parlamentariern werden –,
eine Kanzlermehrheit zustande bekommen, wenn nicht seien es durchgepeitschte Gesetze im Rahmen der Par-
mal ein Viertel dieses Hauses bereit wäre, das Verfahren teienfinanzierung, seien es fragwürdige Omnibusgesetze,
dafür einzuleiten? Diese Prüffrage stellt den Ausnah- die völlig Verschiedenes vermischen, nämlich Fluthilfe
mecharakter dieses Verfahrens sicher; denn was nicht beispielsweise mit Coronamaßnahmen. Es gibt viel zu
sein soll, ist, dass aus diesem Ausnahmeinstrument des tun, viel zu regeln, viel zu ändern an der Geschäftsord-
konstruktiven Misstrauensvotums ein plenartägliches nung; das haben meine Vorredner ja ausgeführt.
Kampfinstrument wird, das jede Sitzungswoche im Meine Damen und Herren, wir sind heute in der begin-
Zweifelsfall gezogen wird, um das Vertrauen in die nenden 20. Wahlperiode, in der konstituierenden Sitzung,
demokratischen Institutionen unseres Grundgesetzes zu weshalb wir uns auf zwei wichtige und wesentliche Din- (D)
(B)
unterhöhlen. ge beschränken wollen:
(Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU/CSU, Zum einen – und das ist die Mehrheitsmeinung im
dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der deutschen Volke – geht es um die Lesbarkeit von Druck-
LINKEN) sachen durch Verzicht auf die sogenannte Gendersprache.
Und wer Erfahrung mit der Fraktion, die diesen Ände- Die deutliche Mehrheit unserer Bürger – ungefähr zwei
rungsantrag stellt, hier in den letzten vier Jahren gesam- Drittel – lehnt den Orwell’schen Sprachunsinn ab,
melt hat, weiß genau, dass das Ziel ist: das Vertrauen in (Beifall bei der AfD)
die demokratisch legitimierten Institutionen unseres
Grundgesetzes zu unterspülen, indem aus einem Ausnah- ganz unabhängig davon, um wen es sich handelt. Männer
meinstrument ein plenartägliches Kampfinstrument und Frauen lehnen das ab. Sie wollen keine Sternchen, sie
gemacht wird. Und dabei machen die Freien Demokraten wollen keine Binnen-Is, sie wollen keine Doppelpunkte,
nicht mit. sie wollen keine Schräg- und keine Unterstriche,
Ich danke Ihnen. (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Sie wollen keine AfD!)
(Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU/CSU
und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie und sie wollen keine künstlichen Stotterpausen. Also, Sie
bei Abgeordneten der LINKEN) können was für unser Volk, für die Mehrheit des Volkes,
tun. Handeln wir im Sinne der großen Mehrheit unserer
Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble:
Bürger! Handeln Sie im Sinne der großen Mehrheit unse-
rer Bürger! Und lassen wir einen solchen Quatsch im
Nächster Redner ist der Kollege Stephan Brandner, Deutschen Bundestag einfach in Zukunft sein!
AfD.
(Beifall bei der AfD)
(Beifall bei der AfD)
Frau Haßelmann, Sie können natürlich gendern und
künstlich stottern, wie Sie wollen – zu Hause, in Ihren
Stephan Brandner (AfD):
Fraktionssitzungen oder auf Ihren Parteitagen –, aber im
Herr Alterspräsident! Lassen Sie mich zunächst Dank
Deutschen Bundestag sollte Vernunft walten. Dazu dient
aussprechen für Ihre eindrucksvolle und ausgewogene
unser erster Antrag.
Rede zu Beginn dieser Sitzung, die so ausgewogen und
eindrucksvoll war, dass teilweise nur Applaus der AfD zu Meine Damen und Herren, der zweite Antrag steht
vernehmen war. ganz einfach unter dem Motto: Mehr Demokratie wagen.
12 Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

Stephan Brandner
(A) (Beifall bei Abgeordneten der AfD – Lachen Deshalb schlagen wir vor: Jede Fraktion hat das Recht, (C)
bei der SPD) einen Kandidaten vorzuschlagen zur Wahl des Bundes-
Das war nicht nur ein Anliegen von Willy Brandt; das ist kanzlers. Dann – Frau Haßelmann, ich erkläre Ihnen das
auch ein Anliegen der AfD seit Bestehen der AfD: Mehr gerne noch mal – kommt es natürlich darauf an, dass man
Demokratie wagen im Großen, beispielsweise durch die Kanzlermehrheit im Deutschen Bundestag erreicht.
Volksabstimmungen und Volksbegehren; mehr Demokra- Das, was Herr Müller und Herr Buschmann hier gesagt
tie wagen aber auch im Kleinen, im Rahmen der haben, ist vom Bereich der Verschwörungstheorien wirk-
Geschäftsordnung, die gänzlich weltfremd vorschreibt, lich nicht weit entfernt und von Unkenntnis auch nicht,
dass allein für den Wahlvorschlag zum Bundeskanzler – – Herr Müller. Nicht die Väter und Mütter des Grundgeset-
Frau Haßelmann, zes haben das so eingeführt, sondern die Väter und Müt-
(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE ter der Geschäftsordnung. Die Väter und Mütter des
GRÜNEN]: Ja!) Grundgesetzes haben dazu gar nichts geregelt.
da haben Sie unseren Antrag wohl nicht begriffen; ent- (Beifall bei der AfD)
weder haben Sie ihn selbst nicht gelesen oder sich ihn Deshalb unsere dringende Bitte, meine Damen und
falsch erklären lassen. Es geht nicht darum, dass wir Herren, ganz im Sinne der Bürger unseres Landes: Ver-
das Quorum absenken wollen für die Wahl des Bundes- zichten wir auf die Gendersprache, und werden wir ganz
kanzlers, sondern es geht schlicht und ergreifend um den im Sinne von Willy Brandt etwas demokratischer
Wahlvorschlag.
(Zurufe von der SPD: Hoi!)
(Amira Mohamed Ali [DIE LINKE]: Ja, das hat
sie doch gesagt!) dadurch, dass wir die Formalien für den Vorschlag zum
Kandidaten eines Bundeskanzlers etwas absenken! Wer-
Also, Sie haben einfach am Thema vorbeigeredet, wie den Sie demokratischer! Folgen Sie der AfD! Stimmen
wir das von Ihnen kennen, Frau Haßelmann. Sie unseren Anträgen zu!
(Beifall bei der AfD) Vielen Dank.
Aber die Bestenauslese schlägt ja offenbar bei den Grü- (Beifall bei der AfD)
nen auch bei den Parlamentarischen Geschäftsführern
nicht durch.
Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble:
(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE Voraussichtlich letzter Redner in dieser Debatte ist der
GRÜNEN]: O mein Gott!) Kollege Jan Korte, Die Linke.
(B) Bei der AfD ist das anders. (D)
(Beifall bei der LINKEN)
Also: Die Geschäftsordnung schreibt eigentlich völlig
weltfremd vor, dass man für den Vorschlag zur Wahl Jan Korte (DIE LINKE):
eines Bundeskanzlers 25 Prozent der Mitglieder des Sehr geehrter Herr Alterspräsident Dr. Schäuble! Also,
Deutschen Bundestags, also knapp 190, braucht. Allein Herr Brandner, gleich in der ersten Sitzung die braune
um kandidieren zu dürfen, benötigt man diese Anzahl, die Widerlichkeitsskala in solche Höhen zu treiben,
sich offenbart. Das ist ein ganz klarer Verstoß gegen die
Geheimheit der Wahl. Und wenn wir in diesen bunten (Dr. Bernd Baumann [AfD]: Jetzt kommt die
Bundestag hineinschauen, bringt nur eine einzige Partei rote Widerlichkeit! Das ist noch schlimmer!)
es alleine zustande, 25 Prozent für den Wahlvorschlag das ist immerhin respektvoll.
zusammenzubekommen. Das wäre die SPD.
(Beifall bei der LINKEN, der SPD, dem
(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Das ist falsch!) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Eine andere Fraktion schafft es auch noch durch eine, Dass ausgerechnet Sie Willy Brandt zitieren, der gegen
sagen wir mal, seltsame Auslegung der Geschäftsord- die Nazis gekämpft hat, der niedergekniet ist vor den
nung, durch eine komische Konstellation, dass sich Opfern des Aufstandes im Warschauer Ghetto, dass aus-
zwei Parteien zusammenschließen, zwei Parteien, die gerechnet Sie, die in der Tradition der Nazis stehen,
krachend verloren haben bei der Bundestagswahl: die
CDU bundesweit bei knapp 19 Prozent – das muss man (Dr. Bernd Baumann [AfD]: Und Sie in der
mal wissen –, die CSU gerade mal bei 5,2 Prozent – Tradition von Ulbricht!)
gerade mal die 5-Prozent-Hürde übersprungen; die CSU das hier anbringen, ist abartig, um das in aller Klarheit zu
hat gerade mal 0,3 Prozent mehr als die Linken. sagen. Abartig und ekelerregend!
(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Ja, in einem (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem
Bundesland! In einem einzigen Bundesland! BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Norbert
Der Vollhonk! Unmöglich! Unfassbar!) Kleinwächter [AfD]: Sie hätten aus dem
Das muss man mal wissen, was in Deutschland los ist. Parlament raus gehört! – Weitere Zurufe von
der AfD)
(Beifall bei der AfD)
Meine Damen und Herren, Demokratie verlangt da- Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen
nach, dass natürlich ein Wahlvorschlag gemacht werden und Herren von der AfD,
kann von einem relativ geringen Quorum ausgehend. (Zurufe von der AfD)
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 13
Jan Korte
(A) wenn ich mir die politische Lage angucke, dann finde ich Ich glaube darüber hinaus – das ist jetzt bitter für die (C)
zurzeit besonders wichtig: Wie entwickelt sich Corona? FDP –, dass wir endlich Großspenden von Unternehmen
Ich finde es wichtig, darüber zu diskutieren, wie wir verbieten müssen. Denn Politik darf nicht käuflich sein.
Kinderarmut bekämpfen können. Und ich mache mir gro- Da müssen Sie anders an Geld rankommen.
ße Sorgen, dass sich hier eine Koalition anbahnt, in der (Beifall bei der LINKEN)
das Soziale hinten runterfallen wird, weil die stabil
marktradikale FDP dafür schon sorgen wird. So geht es auf jeden Fall nicht.

(Lachen bei Abgeordneten der FDP – Christian Ich will noch einen letzten Punkt ansprechen, über den
Lindner [FDP]: Das werden wir jetzt die wir hier wirklich nachdenken müssen. Wenn Sie sich mal
nächsten vier Jahre hören!) die Wahlbeteiligung angucken, kann man erkennen: Es
ist eine soziale Frage. Wenn ich mir den Wahlkreis Starn-
Das ist etwas, was mich und viele Menschen bewegt. berg angucke, sehe ich, dass wir dort eine Wahlbetei-
ligung von 80 Prozent haben. Bei mir in Sachsen-Anhalt,
Was ist der AfD wichtig? Der AfD ist wichtig: die
im Wahlkreis Anhalt, sind es gerade mal 65 Prozent.
Verunglimpfung von geschlechtergerechter Sprache.
Das einzig Sinnvolle an Ihrem Änderungsantrag ist, (Dr. Marco Buschmann [FDP]: Dann musst du
dass man sehen kann, wie parlamentarisch verblödet Sie mal bessere Werbung machen!)
eigentlich sind. Ich will Ihnen mal was sagen: Wir können Das heißt also, diejenigen, die das höchste Pro-Kopf-Ein-
an Ihrem Änderungsantrag – das ist das einzig Gute – kommen haben, nehmen überproportional ihre demo-
sehr gut erkennen, dass Sie offenbar in vier Jahren Bun- kratischen Rechte wahr, und damit haben wir ein Un-
destag nicht einmal einen Gesetzestext gelesen haben. Da gleichgewicht in der parlamentarischen Demokratie.
gibt es kein Binnen-I, keine Doppelpunkte und keine Wir müssen darüber nachdenken, wie wir auch für Leute,
Gendersternchen. diese zum Teil 35 Prozent, die nicht mehr an Wahlen
(Beifall bei der LINKEN) teilnehmen, die sich abgemeldet haben, die Parlamente
und das Parlamentsgeschehen so attraktiv machen kön-
Das ist so absurd, was Sie hier beantragen, weil es das gar nen, dass sie sich angesprochen fühlen.
nicht gibt in den Gesetzestexten. Also: Völlig für den
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abge-
Papierkorb, was Sie hier vorgelegt haben!
ordneten der SPD – Enrico Komning [AfD]:
(Beifall bei der LINKEN) Durch Sie passiert das bestimmt nicht!)
Meine Fraktion wird die Vorlage der sozialdemokrati- Last, but not least: Ich glaube, dass wir bei der Kon-
trolle und der Begrenzung des Lobbyismus jetzt wirklich
(B) schen Fraktion unterstützen; denn ich halte diese weiterkommen können, liebe Freunde von der SPD; denn (D)
Geschäftsordnung für eine gute Grundlage, auf der wir
hier miteinander streiten und diskutieren können. Es fin- die Halbtagslobbyisten der CDU/CSU sitzen ja – das ist
det unsere Zustimmung. Das bedeutet aber natürlich das einzig Erfreuliche für meine Partei, kann man so
nicht, dass die Geschäftsordnung so bleibt, wie sie jetzt sagen – jetzt in der Opposition.
ist, sondern sie muss generalüberholt werden. Dazu will (Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Es scheint
ich auch einige Vorschläge machen; sie sind gar nicht Ihnen sehr schlecht zu gehen!)
alle explizit von mir. Ich habe mir noch mal die Reden
Sie sind jetzt kein Hinderungsgrund mehr. Deswegen
zum Beginn der letzten Wahlperiode vom Kollegen
glaube ich, dass wir für die Vorschläge der FDP, der
Buschmann, der Kollegin Haßelmann und vom Kollegen
Grünen und der SPD – die Linke ist immer für große
Schneider durchgelesen. Das sind ja sehr, sehr gute Vor-
Reformen zu haben –, die ich in der nächsten Woche
schläge gewesen. Carsten, die guten Vorschläge scheiter-
einbringen werde und die zum Teil wortgleich von den
ten ja immer an der CDU/CSU. Das können wir jetzt
Grünen und der FDP kommen, hier eine übergroße Mehr-
ändern, und deswegen werden wir natürlich auch alle
heit haben werden, und darüber freuen wir uns.
eure Vorschläge hier einbringen.
Alles Gute für die weitere Debatte!
(Dr. Marco Buschmann [FDP]: Das machen wir
schon selber!) (Beifall bei der LINKEN)

Und dann ist ja auch eine Mehrheit kein Problem, worü-


Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble:
ber ich mich sehr freue.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Korte,
(Beifall bei der LINKEN) wir waren uns eigentlich in der letzten Legislaturperiode
einig, dass wir Vorwürfe, dass Fraktionen oder Kollegin-
Ich halte es für zentral, dass wir endlich dazu kommen, nen und Kollegen in der Tradition der Nationalsozialisten
Ausschusssitzungen öffentlich zu machen. Ich finde, wir stehen, als unparlamentarisch in diesem Hause nicht
müssen das parlamentarische Fragerecht dringend stär- hören wollen.
ken und ausbauen. Ich finde, wir müssen darüber dis-
kutieren, wie wir die Möglichkeit von Großverdienern, (Beifall bei der AfD – Jan Korte [DIE LINKE]:
durch Parteispenden Einfluss hier auf den Laden zu neh- Stimmt aber!)
men, endlich begrenzen können. Das ist eine zentrale Mein Rat an meine Nachfolgerin
Frage für die Glaubwürdigkeit der Politik.
(Jan Korte [DIE LINKE]: Das habe ich auch
(Beifall bei der LINKEN) nicht behauptet!)
14 Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble


(A) und an alle, die es angeht – Sie alle, mich eingeschlos- Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble: (C)
sen –, ist, dass wir daran auch in dieser Legislaturperiode Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie haben den Vor-
festhalten. schlag gehört. Die Abgeordnete Bärbel Bas ist vor-
geschlagen worden.
Damit schließe ich die Aussprache.
Jetzt bitte ich um Ihre Aufmerksamkeit für einige Hin-
Wir kommen jetzt zur Abstimmung. Wir kommen weise zum Wahlverfahren: Die Wahl findet mit verdeck-
zunächst zum Änderungsantrag der Fraktion der AfD ten Stimmkarten, also geheim, statt. Gewählt ist, wer die
auf der Drucksache 20/3 mit dem Titel „Weitergeltung Mehrheit der Mitglieder des Hauses, also mindestens
von Geschäftsordnungsrecht, hier: Bessere Lesbarkeit 369 Stimmen, erhält. Für diese Wahl benötigen Sie Ihren
von Drucksachen durch Verzicht auf Gendersprache“. blauen Wahlausweis aus Ihrem Stimmkartenfach in der
Die Fraktion der AfD wünscht, über ihren Antrag in der Westlobby. Die Abgeordneten auf den Tribünen haben
Sache abzustimmen. Die Fraktionen der SPD, von Bünd- ihre Wahlausweise vom Plenarassistenzdienst erhalten.
nis 90/Die Grünen und der FDP wünschen Überweisung
an den Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und (Zurufe von der Tribüne: Nein!)
Geschäftsordnung. – Haben Sie nicht? Dann werden Sie ihn noch bekom-
men. Ich bitte, es zu veranlassen, dass Sie Ihren Wahl-
Wir stimmen nach ständiger Übung zuerst über den
ausweis bekommen.
Antrag auf Überweisung ab. Ich frage deshalb: Wer
stimmt für die beantragte Überweisung? – Wer stimmt Bitte kontrollieren Sie, dass Ihr Wahlausweis Ihren
dagegen? – Enthaltungen? – Keine. Dann ist die Über- Namen trägt.
weisung gegen die Stimmen der AfD mit den Stimmen
des übrigen Hauses so beschlossen. Dann stimmen wir Die Abgeordneten hier unten, im Plenarsaal, werden in
über den Antrag auf Drucksache 20/3 nicht in der Sache der Abgeordnetenlobby wählen. Gehen Sie bitte dort erst
ab. nach Aufruf Ihres Namens hin. Dort erhalten Sie eine
blaue Stimmkarte und den amtlichen Wahlumschlag
Dann kommt der Änderungsantrag der Fraktion der von den Schriftführerinnen und Schriftführern an den
AfD auf der Drucksache 20/4 mit dem Titel „Weitergel- Ausgabetischen. Die Abgeordneten auf der Tribüne wer-
tung von Geschäftsordnungsrecht, hier: Quoren zur Wahl den auf der Tribünenebene wählen. Dort befindet sich
des Bundeskanzlers in § 4 Satz 2 GOBT und zum Miss- auch ein Ausgabetisch für die genannten Wahlunterlagen
trauensantrag gegen den Bundeskanzler in § 97 Absatz 1 sowie eine Wahlkabine.
Satz 2 GOBT senken“. Wer stimmt für diesen Änderungs-
Gültig sind nur Stimmen mit einem Kreuz bei „Ja“,
(B) antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – „Nein“ oder „Enthalte mich“. Ungültig sind Stimmen (D)
Dann ist dieser Änderungsantrag gegen die Stimmen
der AfD mit den Stimmen des übrigen Hauses abgelehnt. auf nichtamtlichen Stimmkarten sowie Stimmkarten, die
mehr als ein Kreuz, kein Kreuz oder andere Namen ent-
Damit kommen wir zum Antrag der Fraktion der SPD halten.
auf der Drucksache 20/1 zur Weitergeltung von Sie dürfen Ihre Stimmkarte nur in der Wahlkabine
Geschäftsordnungsrecht. Wer stimmt für diesen Antrag? – ankreuzen, und Sie müssen ebenfalls noch in der Wahl-
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Dann ist kabine die Stimmkarte in den Umschlag legen. Die
dieser Antrag bei Enthaltung der AfD mit den Stimmen Schriftführerinnen und Schriftführer sind verpflichtet,
des übrigen Hauses angenommen. jeden, der seine Stimmkarte außerhalb der Wahlkabine
Jetzt rufe ich den Tagesordnungspunkt 3 auf: kennzeichnet oder in den Umschlag legt, zurückzuwei-
sen. Die Stimmabgabe kann in einem solchen Fall jedoch
Wahl der Präsidentin/des Präsidenten vorschriftsmäßig wiederholt werden.
verbunden mit Namensaufruf Nachdem Sie die Stimmkarte in einer Wahlkabine
und Feststellung der Beschlussfähigkeit gekennzeichnet und dort in den Wahlumschlag gelegt
Mit dieser Wahl werden der Namensaufruf der Mit- haben, gehen Sie bitte zu den Wahlurnen. Bevor Sie
glieder des Deutschen Bundestags und die Feststellung den Wahlumschlag in eine der Wahlurnen werfen, müs-
der Beschlussfähigkeit verbunden. sen Sie Ihren Wahlausweis einer der Schriftführerinnen
oder einem der Schriftführer an der Wahlurne übergeben.
Es entspricht der parlamentarischen Tradition, dass die Der Nachweis der Teilnahme an der Wahl kann nur durch
stärkste Fraktion eine Kandidatin oder einen Kandidaten die Abgabe des Wahlausweises erbracht werden.
vorschlägt. – Herr Fraktionsvorsitzender Dr. Mützenich. Die Wahlumschläge der Abgeordneten auf den Tribü-
nen sowie die der übrigen Abgeordneten werden selbst-
verständlich vor der Auszählung zusammengeschüttet,
Dr. Rolf Mützenich (SPD):
sodass das Wahlgeheimnis gewahrt bleibt.
Sehr geehrter Herr Alterspräsident, die SPD-Bundes-
tagsfraktion schlägt die Kollegin Bärbel Bas vor. Noch ein Hinweis, der ebenso für die später folgenden
Wahlen gilt: Das Fotografieren oder Filmen der aus-
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten gefüllten Stimmkarten stellt einen Verstoß gegen das
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der Wahlgeheimnis dar und verletzt die Ordnung und Würde
FDP und der LINKEN) des Hauses. Für den Fall, dass ich von solchen Verstößen
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 15
Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble
(A) gegen das Wahlgeheimnis in dieser Sitzung oder später Bärbel Bas (SPD): (C)
Kenntnis erlange, behalte ich mir schon jetzt vor, Ord- Herr Alterspräsident, vielen Dank. Ich nehme die Wahl
nungsmaßnahmen zu ergreifen. von Herzen gerne an. Vielen Dank.
Ich erinnere außerdem an die Pflicht zum Tragen einer (Beifall im ganzen Hause – Abgeordnete aller
medizinischen Mund-Nasen-Bedeckung sowie die Kolle- Fraktionen gratulieren der Präsidentin und
ginnen und Kollegen auf den Tribünen zusätzlich an das überreichen Blumensträuße)
Abstandsgebot.
Jetzt bitte ich die eingeteilten Schriftführerinnen und Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble:
Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Dann, Frau Präsidentin, gratuliere ich Ihnen persönlich
Alle Plätze sind besetzt. und auch im Namen des ganzen Hauses sehr herzlich.
Sobald die Blumensträuße überreicht sind und die
Damit bitte ich Sie, den Namensaufruf zu verfolgen sonstigen Glückwünsche ausgesprochen, bitte ich Sie,
und sich nach dem Aufruf Ihres Namens zur Entgegen- dieses Amt hier zu übernehmen.
nahme der Stimmkarte und des Wahlumschlages zu den
Ausgabetischen zu begeben. Liebe Kolleginnen und Kollegen, jetzt noch einmal:
Frau Präsidentin, bitte übernehmen Sie das Amt.
Die Schriftführerinnen und Schriftführer haben die
Plätze eingenommen. Ich eröffne die Wahl und bitte, (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
mit dem Aufruf der Namen zu beginnen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der
LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD)
(Namensaufruf und Wahl)
Tagesordnungspunkt 4:
Liebe Kolleginnen und Kollegen, darf ich fragen, ob es Amtsübernahme durch die Präsidentin/den Prä-
ein Mitglied des Hauses gibt, das seine Stimme noch sidenten
nicht abgeben konnte, obwohl er oder sie es wollte? – mit Ansprache
Das ist offensichtlich nicht der Fall. Dann schließe ich
die Wahl und bitte die Schriftführerinnen und Schrift-
führer, mit der Auszählung zu beginnen. Präsidentin Bärbel Bas:
Sehr geehrter Herr Bundespräsident! Sehr geehrte Frau
Bis zur Auszählung unterbreche ich die Sitzung für Bundeskanzlerin! Meine Damen und Herren! Liebe Kol-
etwa 30 Minuten. Der Wiederbeginn der Sitzung wird leginnen und Kollegen! Als Annemarie Renger 1972
rechtzeitig durch Klingelzeichen angekündigt. Bundestagspräsidentin wurde, war das eine Zeitenwende.
(B) Eine Frau an der Spitze des Deutschen Bundestages, eine (D)
(Unterbrechung von 13.01 bis 13.25 Uhr) Frau im zweithöchsten Amt! Das war neu und wahr-
scheinlich auch einigen nicht geheuer. Annemarie Renger
Alterspräsident Dr. Wolfgang Schäuble: hatte ihren Namen selbst ins Spiel gebracht, hat sie
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie, wieder damals gesagt. Inzwischen sind fast 50 Jahre vergangen.
Platz zu nehmen. Ich eröffne die unterbrochene Sitzung Ich kann Ihnen versichern: Unsere Gesellschaft ist etwas
wieder. weiter als damals. Ich habe nicht selbst den Finger
gehoben – das stimmt –, aber ich habe im richtigen
Sobald Sie Platz genommen haben, verrate ich Ihnen Moment Ja gesagt.
ein Geheimnis. – Sie sollten schon alle Platz genommen
haben, wenn ich das Ergebnis der Wahl bekannt gebe – es (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE
ist immerhin die Wahl der Präsidentin des 20. Deutschen GRÜNEN, der FDP und der LINKEN sowie bei
Bundestages: abgegebene Stimmen 724. Die Beschluss- Abgeordneten der CDU/CSU)
fähigkeit des 20. Deutschen Bundestages ist damit fest- Als Zeitenwende empfinde ich meine Wahl dennoch.
gestellt. Mit Ja haben gestimmt 576 Abgeordnete.
Auf der Tribüne begrüße ich ganz besonders herzlich
(Anhaltender Beifall im ganzen Hause – Die meine Vorgängerin Rita Süssmuth,
Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des (Beifall)
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der FDP,
der LINKEN sowie Abgeordnete der AfD eine weitere Politikerin, die diesem Hause und auch der
erheben sich) Gesellschaft gezeigt hat, wie viel eine Frau in einem
Staatsamt bewirken kann.
Mit Nein haben gestimmt 90 Abgeordnete. Es gab 58 Ent-
haltungen. Die Kollegin Bärbel Bas hat die erforderliche Ich begrüße ebenso herzlich Sabine Bergmann-Pohl,
Mehrheit von mindestens 369 Stimmen erreicht, und sie die in der deutschen Parlamentsgeschichte eine besonde-
ist damit zur Präsidentin des 20. Deutschen Bundestages re Rolle gespielt hat: als Präsidentin der letzten und ersten
gewählt.1) frei gewählten Volkskammer der DDR.

Ich frage Sie jetzt, Frau Kollegin Bas: Nehmen Sie die (Beifall)
Wahl an? Hier im Bundestag werden die Debatten ausgetragen,
die Debatten, die das Land bewegen. Regierung und
1)
Namensverzeichnis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Wahl Opposition treffen aufeinander. Politik wird verständlich
siehe Anlage 2 und sichtbar, jeden Abend in den Nachrichten. Es tut
16 Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

Präsidentin Bärbel Bas


(A) unserem Land gut, wenn die Bürgerinnen und Bürger Bei meinem Dank will ich die vielen Menschen im (C)
sehen: Im Herzen der Demokratie trägt eine Frau die Ver- Hintergrund nicht vergessen: die Mitarbeiterinnen und
antwortung. Mitarbeiter in den Abgeordnetenbüros, in den Fraktionen
und auch in der Bundestagsverwaltung. Ihrem Einsatz
Heute konstituiert sich der 20. Deutsche Bundestag.
verdanken wir die perfekte Organisation am heutigen
Ich bin erst die dritte Frau an seiner Spitze. Die dritte
Tag und – weit darüber hinaus – die Stabilität der deut-
seit 1949! Ruhmreich ist das nicht. Denn die Verantwor-
schen Politik, die den politischen Neuanfang erst möglich
tung ist lange noch nicht gerecht auf alle Schultern ver-
macht.
teilt. Daran zu arbeiten, sehe ich als eine meiner beson-
deren Aufgaben als Bundestagspräsidentin. Ich möchte an diesem Tag auch an einen besonderen
Menschen erinnern, von dem ich wünschte, er könnte hier
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE bei uns sitzen. Thomas Oppermann hat dem Deutschen
GRÜNEN, der FDP und der LINKEN sowie bei Bundestag über viele Wahlperioden hinweg angehört: als
Abgeordneten der CDU/CSU) überzeugter Sozialdemokrat, als leidenschaftlicher Par-
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie haben mich eben lamentarier und zuletzt als ein über Parteigrenzen hinweg
in dieses Amt gewählt. Was für eine Ehre! Ich danke geachteter Vizepräsident.
Ihnen herzlich für das Vertrauen. Das ist ein großes Ver- Gestern vor einem Jahr ist Thomas Oppermann von
trauen, das Sie mir gegeben haben, und mir ist auch völlig uns gegangen. Ich habe viel von ihm gelernt. Er
bewusst, dass mit diesem Amt hohe Erwartungen ver- beherrschte das parlamentarische Handwerk wie kaum
bunden sind. ein anderer. Und ich spüre an einem Tag wie heute: Er
Ich verspreche Ihnen: Ich werde die Präsidentin aller fehlt.
Abgeordneten sein. Ich werde all meine Kraft daranset- Meine Damen und Herren, dieses Parlament ist beson-
zen, den Bundestag nach innen überparteilich zu leiten ders jung, und es tut unserem Land gut, dass sich gerade
und nach außen selbstbewusst zu repräsentieren. jüngere Menschen für Veränderung und Innovation stark-
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem machen. Außerdem ist dieses Parlament besonders viel-
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der fältig. Das war bei der Verlesung der Namen unserer
LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD) Schriftführer vorhin deutlich zu hören. Auch das tut unse-
rem Land gut.
Darin werde ich übrigens allen meinen Vorgängerinnen
und Vorgängern folgen. Die Zusammensetzung des 20. Deutschen Bundestages
zeigt, dass seine Mitglieder in ganz verschiedenen Teilen
Sehr geehrter Herr Schäuble, ich danke Ihnen für die der Gesellschaft verwurzelt sind. Sie bringen unter-
(B) nachdenklichen Worte zu Beginn der Sitzung. Vor allem schiedliche Berufserfahrungen und Herkunftsgeschich- (D)
danke ich Ihnen für Ihre außergewöhnlichen Leistungen ten mit. Ihre Lebensläufe und Lebenswege werden unsere
in den vergangenen vier Jahren. Sie haben das Amt des Debatten bereichern. Die Vielfalt ist eine Chance für uns
Bundestagspräsidenten in einer herausfordernden Zeit alle – in diesem Haus, aber auch außerhalb.
übernommen. Das Parteiengefüge hatte sich verschoben.
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
Unser Land durchlebte heftige, zornige Debatten, was
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der
sich übrigens auch hier im Hause widerspiegelt. Als Bun-
LINKEN)
destagspräsident haben Sie die Kontroverse ermöglicht
und zum Streit ermutigt. Aber Sie haben auch Grenzen Duisburg, wo ich geboren bin, hat übrigens auch noch
gezogen, wo es nötig war. Sie haben stets darüber nicht erlebt, dass ein Kind der Stadt in ein so hohes
gewacht, dass die Würde des Parlaments gewahrt blieb. Staatsamt gewählt wird.
Ich denke, ich darf das im Namen aller Mitglieder dieses (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
Hauses sagen: Sie haben sich um unsere parlamentari- der CDU/CSU und der FDP)
sche Demokratie verdient gemacht. Herzlichen Dank!
Das musste ich jetzt einmal zwischendurch loswerden.
(Anhaltender Beifall bei der SPD, der CDU/ Ich verspreche, meine Stadt nicht aus dem Blick zu ver-
CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der lieren. Dafür stehe ich: dass wir in dieser Legislaturpe-
FDP und der LINKEN – Beifall bei riode eine neue Bürgernähe entwickeln – nicht nur, weil
Abgeordneten der AfD) dieser Bundestag beachtlich bunt zusammengesetzt ist.
Danken möchte ich auch dem scheidenden Vizeprä- Lassen Sie uns viele Menschen ansprechen, auf die
sidenten Hans-Peter Friedrich und der ehemaligen Vize- Bürgerinnen und Bürger in unserem Land zugehen, vor
präsidentin Dagmar Ziegler, die nicht mehr kandidiert allem auf jene, die sich von der Politik seit Langem nicht
hat, ebenso allen Kolleginnen und Kollegen, die das Par- mehr angesprochen fühlen, Menschen, denen „die Poli-
lament heute verlassen. Viele sind aus eigenem Ent- tik“ fremd geworden ist. Ein vielfältiges, junges, frisch
schluss gegangen, andere haben kein neues Mandat erhal- gewähltes Parlament kann leichter Brücken bauen. Es
ten. Sie alle haben in den zurückliegenden Jahren hart für kann Vorurteile, Abwehrreaktionen und Misstrauen über-
unser Land gearbeitet. Dafür gebührt Ihnen unser großer winden helfen.
Respekt.
Doch Politik ist nur dann gut, wenn sie auch verständ-
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem lich ist. Das ist auch ein großes Versprechen der Demo-
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der kratie. Und das hat viel mit unserer Sprache zu tun. Ver-
LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD) stecken wir uns nicht hinter einem komplizierten
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 17
Präsidentin Bärbel Bas
(A) Fachjargon, hinter Meinungen von Expertinnen und ven zu engagieren, die mit ihrem Alltag zu kämpfen (C)
Experten! Ich wünsche mir, dass wir schwierige juristi- haben, die vollauf damit beschäftigt sind, ihre Kinder
sche Fragen, mit denen wir es zu tun haben, in die Spra- und ihre alternden Eltern zu versorgen, die gestrandet
che übersetzen, die in unserem Land gesprochen und ver- sind oder die unsere Sprache nicht sprechen, denen die
standen wird. Mittel fehlen, auf eigenen Beinen zu stehen. Sie alle
haben auch Interessen – berechtigte Interessen –,
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der
LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD)
Es liegt an uns: Wir können zeigen, dass wir Abge-
ordnete sind, die zuhören, und ein Parlament, dem und sie haben wenig Gelegenheit, sich Gehör zu ver-
zugehört wird. Wir brauchen dazu Worte, bei denen schaffen. Ich wünsche mir, dass wir auch diesen Men-
Zuhören Freude macht, weil sich aus unseren Debatten schen zuhören und ihnen eine barrierefreie Teilhabe
erschließt, dass wir uns hier im Bundestag mit den Fragen ermöglichen. Daran müssen wir arbeiten. Denn für alle
beschäftigen, die für die Zukunft aller Menschen in die- diese Menschen sind wir da. Sie sollen sich in ihrem
sem Lande wichtig sind. Wir können über unsere Sprache Parlament vertreten sehen; sie sollen sich in unserem
zeigen, dass wir das Wohl aller im Blick haben. Bundestag wiederfinden – alle, nicht nur eigene Anhän-
ger. Das ist eine Verantwortung, die wir hier im Hause
Wer mit Gewinn zuhört, wer versteht, worum es hier in
gemeinsam tragen.
diesem Hause geht, wird auch das Gespräch suchen, den
Austausch mit uns, den gewählten Abgeordneten. Wer Ich wünsche mir für diese Legislaturperiode gegensei-
merkt, dass wir diesen Austausch ernsthaft wollen, wird tigen Respekt. Das ist keine Einbahnstraße: Ich erwarte
sich auf uns einlassen, wird mitdenken, über politische Respekt für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch Res-
Entscheidungen mit uns streiten wollen und nicht gleich pekt von ihnen und einen respektvollen Umgang mit-
losschreien, dagegenhalten oder andere niedermachen. einander hier im Haus. Wir haben eine Vorbildfunktion.
Jede und jeder Einzelne von uns steht für „die Politik“
Was wir brauchen, ist eine Einladung an möglichst
und damit in der Pflicht, den Deutschen Bundestag wür-
viele Menschen, mitzumachen. Wir haben dafür neue
dig zu vertreten.
Beteiligungsformen. Die Bürgerräte sind ein Format,
das Teilhabe ermöglicht. So wünsche ich mir die kom- (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
mende Legislatur im Deutschen Bundestag: offen und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der
lebendig. LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD)
(B) Dann sind wir natürlich noch lange nicht alle einer Das ist nicht nur eine Frage des Stils; es ist auch eine (D)
Meinung – natürlich nicht. Aber dann haben wir die Frage der demokratischen Kultur. Schlagen wir einen
Chance, Politik wieder als gemeinsames Ringen um angemessenen Ton an! Schrille Laute hört niemand gern,
Wege in die Zukunft zu begreifen. Dafür stehe ich, für leise Töne übrigens auch nicht. Wir können schon hörbar
ein respektvolles Miteinander, für eine verständliche und vernehmlich Position beziehen, deutlich erklären,
Politik, für ein Parlament, das die Politik hinausträgt in wohin wir wollen und welche Wege uns als die besten
die Gesellschaft. erscheinen. Widerspruch ist erlaubt. Darum tagen wir
Bringen wir die Debatten, die wir hier unter dieser hier im Parlament: um Argumente auszutauschen, um
Kuppel führen, in unsere Wahlkreise, zu mir nach Duis- den Streit in der Sache auszutragen.
burg genauso wie nach Greifswald oder nach Passau oder Wir werden viele unterschiedliche Stimmen und Mei-
an viele andere schöne Orte in unserem Land nungen hören, gegensätzliche Argumente. Die Schärfe
der Argumentation darf dabei den politischen Gegner
(Zuruf: Köln!)
nicht herabwürdigen, ihn nicht beschädigen. Wir sind
– „Köln“ höre ich gerade –, nicht hier, einander persönlich zu bekriegen.
(Heiterkeit – Gitta Connemann [CDU/CSU]: (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
Ostfriesland!) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der
auch zu denen, die sich von der Politik abgewandt haben, LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD)
die das Gefühl haben, nicht wahrgenommen zu werden! Lassen Sie mich aber eins auch deutlich sagen: Hass
Sie müssen wie alle anderen auch eine Chance haben, und Hetze sind keine Meinung.
sich in dieser Politik wiederzufinden. Das ist ihr gutes
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
Recht. Denn sie alle sind gleichberechtigter Teil unserer
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der
Gesellschaft, genauso wie jene, die wir in Talkshows
LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD)
erleben, wie die, deren Tweets oder Facebook-Einträge
Aufregung auslösen, wie die Vertreterinnen und Vertreter Als Präsidentin werde ich dieses Parlament vor Angriffen
der kleinen und großen Interessenverbände und Organi- schützen und die Demokratie gegen ihre Feinde verteidi-
sationen. Sie alle sind wichtig. gen.
Aber kümmern wir uns auch ganz bewusst um die Liebe Kolleginnen und Kollegen, viele große, strittige
Mitte der Gesellschaft! Es sind Menschen, die an Themen liegen vor uns: der Klimawandel, besonders der
Demonstrationen vorbeigehen, aber selbst nie demons- Umbau der Wirtschaft mit dem Ziel, Klimaneutralität zu
trieren würden, die zu erschöpft sind, um sich in Initiati- erreichen. Nachhaltige Entscheidungen erwarten gerade
18 Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

Präsidentin Bärbel Bas


(A) die jungen Menschen in unserem Land von uns, und das Dann wollen wir mal in die Tagesordnung weiter ein- (C)
Bundesverfassungsgericht hat ihnen recht gegeben. Wir steigen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 5 auf:
entscheiden eben gerade nicht nur für unsere Generation, Festlegung der Zahl der Stellvertreterinnen und
sondern auch für die kommenden Generationen. Stellvertreter der Präsidentin/des Präsidenten
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE Drucksache 20/5
GRÜNEN, der FDP und der LINKEN sowie bei Hierzu liegt ein Antrag der Fraktionen der SPD, Bünd-
Abgeordneten der CDU/CSU) nis 90/Die Grünen, FDP und Die Linke auf Drucksache
20/5 vor. Die Fraktion der CDU/CSU hat beantragt, über
Das gilt auch für alle anderen drängenden Fragen, die
den Antrag getrennt abzustimmen, und zwar zum einen
wir zu beantworten haben: für Asyl und Migration, die
über Satz 1 – Zahl der Stellvertreterinnen und Stellver-
Digitalisierung von Staat und Verwaltung, den Aufbruch
treter – und zum anderen über Satz 2 – Vorschlagsrecht.
in eine inklusive Gesellschaft. Diese konstituierende Sit-
zung zeigt im Übrigen: Auch die Pandemie und ihre Ich rufe zunächst Satz 1 des Antrages auf. Wer stimmt
Folgen werden uns noch weiter beschäftigen. dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Satz 1
des Antrages ist angenommen mit den Stimmen der
Und noch ein großes Thema ist uns allen erhalten Linken, der Fraktionen der SPD, der Grünen, der FDP
geblieben: Ich fordere schon jetzt die Fraktionen auf – und der AfD-Fraktion gegen die Stimmen der CDU/
Sie sehen mich leicht schmunzeln, weil ich das schon CSU-Fraktion.
ein bisschen von Herrn Schäuble vorhin gehört habe –,
Schließlich rufe ich jetzt Satz 2 des Antrages auf. Wer
das Wahlrecht auf die Tagesordnung zu setzen.
stimmt für Satz 2?
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE (Abg. Fabian Jacobi [AfD] meldet sich von der
GRÜNEN, der FDP und der LINKEN sowie bei Tribüne zu Wort)
Abgeordneten der CDU/CSU und der AfD) – Ich bin mitten in der Abstimmung. Entschuldigung,
Ich wünsche mir eine Reform, die den Namen verdient. aber in der Abstimmung kann man sich nicht zu Wort
Das erwarten die Bürgerinnen und Bürger von uns. In melden.
Richtung der Fraktionen sage ich mal so locker: Jetzt (Beifall bei der SPD und der FDP)
aber wirklich! Ich wiederhole die Abstimmung. Wir stimmen über
Satz 2 ab.
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE
(B) GRÜNEN und der FDP) (Fabian Jacobi [AfD]: Entschuldigung! – (D)
Gegenruf des Abg. Dr. Rolf Mützenich [SPD]:
Das Parlament wird diese und andere wichtige Geset- Machen Sie sich doch nicht zum Hampel-
zesvorhaben diskutieren und verabschieden. Ich lade Sie mann!)
ein: Lassen Sie uns gemeinsam Politik machen zum Woh-
Ich wiederhole: Wer stimmt für Satz 2? – Wer stimmt
le der Menschen in unserem Land, in der Europäischen
dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist dieser Satz 2
Union und weltweit. Ich erwarte dabei einen respektvol-
angenommen gegen die Stimmen der AfD-Fraktion.
len Umgang miteinander in diesem Bundestag, integre
Damit ist der Antrag insgesamt angenommen und die
Abgeordnete, die bei aller Unterschiedlichkeit in der
Zahl der Stellvertreterinnen und Stellvertreter der Prä-
Sache „wir“ sagen, die wieder Begeisterung am Mit-
sidentin auf sechs festgelegt.
machen wecken und die verantwortlich handeln.
(Abg. Fabian Jacobi [AfD] meldet sich erneut
In dieser Wahlperiode werden wir den 75. Geburtstag zu Wort)
des Grundgesetzes feiern – ein besonderes Datum, auf
das wir uns, glaube ich, alle gemeinsam freuen können. – Jetzt ist die Abstimmung abgeschlossen, und ich erteile
Bei allem Streit, bei allen Konflikten und Krisen können Ihnen das Wort.
wir froh und stolz darauf sein, dass wir in einer stabilen (Das Mikrofon des Abg. Fabian Jacobi [AfD]
und lebendigen Demokratie leben. schaltet sich nicht ein – Unruhe – Carsten
Schneider [Erfurt] [SPD], an den Abg. Fabian
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem Jacobi [AfD] gewandt: Einfach testen lassen,
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der dann kann man hier runtergehen!)
LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD) – Ich warte noch. Das kriegen wir technisch bestimmt
Ich freue mich auf die parlamentarische Arbeit mit gleich hin.
Ihnen hier im Haus, und ich lade die Bürgerinnen und (Mike Moncsek [AfD]: Kein Strom!)
Bürger dazu ein, gemeinsam mit uns weiter an unserer
– Das ist keine Absicht. Die Technik ist auf dem Weg.
Demokratie zu arbeiten.
Wir warten.
Herzlichen Dank.
Fabian Jacobi (AfD):
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem Ah! Faszinierend. Wunderbar. – Frau Präsidentin, vie-
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der len Dank. Ich hatte zumindest versucht, mich vor der
LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD) Abstimmung über Satz 2 zu Wort zu melden, der sich,
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 19
Fabian Jacobi
(A) wie Sie richtig erwähnt haben, auf das Vorschlagsrecht ausweis gelb. Ihren Wahlausweis können Sie, soweit (C)
bei der Wahl der Stellvertreter der Präsidentin bezieht. noch nicht geschehen, den Stimmkartenfächern in der
Ich wollte nur fürs Protokoll anmerken, dass – auch im Westlobby entnehmen. Die Abgeordneten auf der Tribü-
Hinblick auf den beim Bundesverfassungsgericht anhän- ne haben ihren Wahlausweis vom Plenarsitzungsdienst
gigen Organstreit – ich davon ausgehe, dass dieser Satz 2 erhalten. Diese Wahl erfolgt wieder in der Abgeordneten-
mein Vorschlagsrecht als Abgeordneter nicht tangiert. – lobby. Die auf der Tribüne sitzenden Kolleginnen und
Fürs Protokoll. Vielen Dank. Kollegen wählen wieder oben auf der Tribüne. An den
Das hätte ich gerne vor der Abstimmung gesagt. Das Ausgabetischen erhalten Sie Ihre gelbe Stimmkarte und
habe ich hiermit nachgeholt. Ich glaube nicht, dass es am den amtlichen Wahlumschlag. Auf der Stimmkarte sind
Abstimmungsergebnis irgendwas geändert hätte. Aber es alle vorgeschlagenen Kandidatinnen und Kandidaten auf-
wäre korrekt gewesen, mich das vor der Abstimmung geführt.
sagen zu lassen. Sie können zu jedem Kandidatenvorschlag „Ja“,
Vielen Dank. „Nein“ oder „Enthaltung“ ankreuzen. Sie haben also ins-
gesamt sechs Stimmen. Wenn Sie bei einem Namen mehr
(Beifall bei Abgeordneten der AfD – Zuruf von als ein Kreuz oder gar kein Kreuz machen oder andere
der SPD: Lächerlich!) Namen oder Zusätze eintragen, ist diese Stimme ungül-
tig. Sie dürfen Ihre Stimmkarte nur in der Wahlkabine
Präsidentin Bärbel Bas: ankreuzen und müssen die Stimmkarte ebenfalls noch
Vielen Dank. in der Wahlkabine in den Umschlag legen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 6 auf: Bevor Sie den Wahlumschlag in die Wahlurne werfen,
müssen Sie Ihren Wahlausweis einer der Schriftführerin-
Wahl der Stellvertreterinnen und Stellvertreter nen oder einem der Schriftführer an der Wahlurne über-
der Präsidentin/des Präsidenten geben.
Nach unserer Geschäftsordnung erfolgt die Wahl der
Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten geheim. Inter- Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
fraktionell ist vereinbart worden, die Wahlen der sechs vorgesehenen Plätze einzunehmen. Dieser Wahlgang
Stellvertreterinnen und Stellvertreter der Präsidentin mit erfolgt ohne Namensaufruf. Gehen Sie gleichwohl bitte
Wahlausweis und einer Stimmkarte, auf der alle vor- nicht alle sofort; Sie haben ausreichend Zeit. Ich schließe
geschlagenen Kandidatinnen und Kandidaten aufgeführt die Wahl erst, wenn alle anwesenden Abgeordneten ihre
sind, durchzuführen. – Ich sehe, Sie sind damit einver- Stimme abgegeben haben. Ich eröffne die Wahl.
(B) standen. Dann verfahren wir so. Liebe Kolleginnen und Kollegen, haben alle Mitglie- (D)
Mir liegen folgende Vorschläge von den Fraktionen der des Hauses, auch die Schriftführerinnen und Schrift-
vor: von der Fraktion der SPD Aydan Özoğuz, von der führer, ihren Wahlumschlag abgegeben? – Noch nicht,
Fraktion der CDU/CSU Yvonne Magwas, von der Frak- ein Kopfschütteln. Dann warte ich noch.
tion Bündnis 90/Die Grünen Claudia Roth, von der Frak- Liebe Kolleginnen und Kollegen, haben jetzt alle ihre
tion der AfD Dr. Michael Kaufmann und von der Fraktion Stimme abgegeben? – Das sieht gut aus; i ch sehe einen
Die Linke Petra Pau. erhobenen Daumen und ein Kopfnicken. Das ist dann
(Alexander Graf Lambsdorff [FDP]: Wolfgang offensichtlich der Fall. Ich schließe die Wahl und bitte
Kubicki!) die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh-
lung zu beginnen.
– Man könnte fast meinen, das wäre Absicht; aber das ist
nicht so. Herr Kubicki, Entschuldigung. Bis zur Bekanntgabe des Ergebnisses der Wahl unter-
breche ich die Sitzung für voraussichtlich 80 Minuten.
(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Heiterkeit
Aber vielleicht geht es auch schneller. Achten Sie auf
bei der SPD – Wolfgang Kubicki [FDP]: Das
das Klingelzeichen; das wird Sie auf jeden Fall wieder
geht ja gut los, Frau Präsidentin!)
hierhinlocken. Der Wiederbeginn wird rechtzeitig durch
Sie haben gerade festgestellt: Sie sind wahrscheinlich der Klingelsignal bekannt gegeben.
einzige Mann, wenn das Ergebnis so kommt. – Ich bitte
vielmals um Entschuldigung. Selbstverständlich hat auch (Unterbrechung von 14.39 bis 15.44 Uhr)
die Fraktion der FDP einen Vorschlag mit Wolfgang
Kubicki. Präsidentin Bärbel Bas:
(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Dr. Marco Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene
Buschmann [FDP]: Sehr gut! Guter Mann!) Sitzung ist wieder eröffnet. Ich würde Sie bitten, nach
Möglichkeit wieder Platz zu nehmen. – Dann kann ich
Guter Mann, sagt zumindest die Fraktion. das Ergebnis der Wahl der Stellvertreterinnen und Stell-
Ich bitte aber dennoch noch mal um Ihre Aufmerksam- vertreter der Präsidentin bekannt geben. Ich würde Sie
keit für weitere Hinweise zum Ablauf der Wahl. bitten, mit den Glückwünschen zu warten, bis ich alle
Ergebnisse verkündet habe und alle Gewählten die
Die Wahl findet mit verdeckten Stimmkarten, also Annahme der Wahl erklärt haben.
geheim, statt. Gewählt ist, wer die Stimmen der Mehrheit
der Mitglieder des Bundestages erhält; das sind 369 Stim- Abgegebene Stimmen 727. Von den abgegebenen
men. Für diesen Wahlgang sind Stimmkarte und Wahl- Stimmen entfielen auf Aydan Özoğuz 544 Jastimmen,
20 Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

Präsidentin Bärbel Bas


(A) (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem Präsidentin Bärbel Bas: (C)
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der Ich frage Sie, Frau Kollegin Magwas: Nehmen Sie die
LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD) Wahl an?
127 Neinstimmen, 55 Enthaltungen, 1 ungültige Stimme.
Auf Yvonne Magwas entfielen 600 Jastimmen, Yvonne Magwas (CDU/CSU):
Ich nehme die Wahl an, bedanke mich auf das Herz-
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem lichste für das Vertrauen und freue mich auf die Zusam-
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der menarbeit. – Vielen Dank.
LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD)
(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem
62 Neinstimmen, 60 Enthaltungen, 5 ungültige Stimmen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der
Auf Claudia Roth entfielen 565 Jastimmen, LINKEN)

(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem Präsidentin Bärbel Bas:
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der
LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD) Vielen Dank. – Frau Kollegin Roth, nehmen Sie die
Wahl an?
111 Neinstimmen, 50 Enthaltungen, 1 ungültige Stimme.
Auf Wolfgang Kubicki entfielen 564 Jastimmen, Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
Ja, ich nehme sie mit großer Freude an, bedanke mich
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der
von ganzem Herzen für das Vertrauen und werde mich
LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD)
bemühen, es nicht zu enttäuschen.
91 Neinstimmen, 69 Enthaltungen, 3 ungültige Stimmen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,
Auf Dr. Michael Kaufmann entfielen 118 Jastimmen, bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und der
553 Neinstimmen, 29 Enthaltungen und 27 ungültige LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD)
Stimmen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Präsidentin Bärbel Bas:
AfD) Herr Kollege Kubicki, nehmen Sie die Wahl an?
(B) Auf Petra Pau entfielen 484 Jastimmen, (D)
Wolfgang Kubicki (FDP):
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem Frau Präsidentin, ich nehme die Wahl sehr gerne an.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der Beim nächsten Mal werde ich mich auch selbst wählen. –
LINKEN) Vielen Dank.
163 Neinstimmen, 76 Enthaltungen und 4 ungültige
Stimmen. (Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU/CSU,
dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der
Die Abgeordneten Aydan Özoğuz, Yvonne Magwas, LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD)
Claudia Roth, Wolfgang Kubicki und Petra Pau haben
die erforderliche Mehrheit erreicht und sind zu Stellver-
Präsidentin Bärbel Bas:
treterinnen und Stellvertretern der Präsidentin gewählt.
Frau Kollegin Pau, nehmen Sie die Wahl an?
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der
LINKEN) Petra Pau (DIE LINKE):
Frau Präsidentin, ich nehme die Wahl an und freue
Der Abgeordnete Dr. Michael Kaufmann hat die erfor- mich auf die Zusammenarbeit für die Demokratie.
derliche Mehrheit nicht erreicht.1)
(Beifall bei der LINKEN, der SPD, der CDU/
Ich frage Sie, Frau Kollegin Aydan Özoğuz: Nehmen CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und
Sie die Wahl an? der FDP)

Aydan Özoğuz (SPD): Präsidentin Bärbel Bas:


Frau Präsidentin, ich nehme die Wahl sehr gerne an Im Namen des Hauses und auch ganz persönlich wün-
und freue mich auf die Zusammenarbeit. – Vielen Dank. sche ich Ihnen Glück und Erfolg für das verantwortungs-
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem volle Amt, und ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der im Präsidium.
LINKEN) Jetzt hatte sich Herr Baumann gemeldet.
1)
Namensverzeichnis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Wahl (Gabriele Katzmarek [SPD]: Jetzt gratulieren
siehe Anlage 3 wir erst!)
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 21
Präsidentin Bärbel Bas
(A) Entschuldigung – wenn Sie noch zwei Sekunden warten, (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (C)
Herr Baumann. Die Kolleginnen und Kollegen möchten
eben gratulieren, und dann komme ich noch einmal auf Für heute herzlichen Dank dafür.
Sie zurück. Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor ich Sie bitte,
(Abgeordnete aller Fraktionen gratulieren den sich zur Nationalhymne zu erheben, gestatten Sie mir
Vizepräsidentinnen und dem Vizepräsidenten – noch einen Hinweis, auch an die Zuschauerinnen und
Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem Zuschauer: Pandemiebedingt und zum Schutz unserer
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der Gesundheit verzichten wir ausnahmsweise auf das Mit-
LINKEN) singen der Hymne. Das haben wir den Fraktionen auch so
mitgeteilt. Ich würde mir wünschen, dass Sie das einhal-
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn ich den ersten ten, für uns alle. Deshalb wird die Nationalhymne instru-
PGF richtig verstanden habe, mental vorgetragen. – Da kommen sie.
(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wel-
chen?) (Beifall)
dann beantragt die AfD-Fraktion eine Sitzungsunterbre- Ich bitte Sie, sich jetzt zu erheben.
chung. Ich würde die Sitzung jetzt bis circa 16.30 Uhr –
eine halbe Stunde? – unterbrechen. Wir werden durch (Nationalhymne – Beifall)
Klingelzeichen Bescheid geben, wenn es weitergeht. Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tagesord-
Vielen Dank. nung. Über den Zeitpunkt der nächsten Sitzung des Deut-
schen Bundestages werde ich Sie rechtzeitig informieren.
(Unterbrechung von 15.55 bis 16.30 Uhr)
Bevor ich die Sitzung schließe, darf ich Sie herzlich zu
Präsidentin Bärbel Bas: einem kleinen Empfang in die Halle des Paul-Löbe-Hau-
ses einladen. Bitte beachten Sie, dass auch dort die 3-G-
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene
Regel gilt.
Sitzung ist wieder eröffnet. Ich bitte alle, Platz zu neh-
men. (Beifall)
Herr Dr. Baumann von der AfD-Fraktion hat mir gera- Die Sitzung ist geschlossen.
de mitgeteilt, dass die AfD heute keinen weiteren Wahl-
gang wünscht. (Schluss: 16.33 Uhr)

(B) (D)
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 23

(A) Anlagen zum Stenografischen Bericht (C)

Anlage 1
Entschuldigte Abgeordnete

Abgeordnete(r) Abgeordnete(r)

Chrupalla, Tino AfD Ortleb, Josephine * SPD


Dieren, Jan SPD Pohl, Jürgen AfD
Jensen, Gyde* FDP Witt, Uwe AfD
Kluckert, Daniela FDP
* aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes
Lehmann, Sylvia SPD
Nestle, Dr. Ingrid BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Anlage 2

Ergebnis und Namensverzeichnis


der Mitglieder des Deutschen Bundestages, die an der Wahl der Präsidentin des Deutschen Bundestages
teilgenommen haben
(Tagesordnungspunkt 3)

Abgegebene Stimmkarten: 724


Abgeordnete/r Ja-Stimmen* Nein-Stimmen Enthaltungen Ungültige Stimmen
(B) (D)
Bärbel Bas 576 90 58 –

* Zur Wahl sind mindestens 369 Ja-Stimmen erforderlich.

SPD Hakan Demir Kerstin Griese Anna Kassautzki


Dr. Karamba Diaby Uli Grötsch Gabriele Katzmarek
Sanae Abdi
Adis Ahmetovic Martin Diedenhofen Bettina Hagedorn Rainer Johannes Keller
Reem Alabali-Radovan Esther Dilcher Rita Hagl-Kehl Dr. Franziska Kersten
Dagmar Andres Sabine Dittmar Metin Hakverdi Cansel Kiziltepe
Niels Annen Felix Döring Sebastian Hartmann Helmut Kleebank
Johannes Arlt Falko Droßmann Dirk Heidenblut Dr. Kristian Klinck
Heike Baehrens Axel Echeverria Hubertus Heil (Peine) Lars Klingbeil
Ulrike Bahr Sonja Eichwede Frauke Heiligenstadt Annika Klose
Daniel Baldy Heike Engelhardt Gabriela Heinrich Tim Klüssendorf
Nezahat Baradari Dr. Wiebke Esdar Wolfgang Hellmich Dr. Bärbel Kofler
Sören Bartol Saskia Esken Anke Hennig Simona Koß
Bärbel Bas Yasmin Fahimi Nadine Heselhaus Anette Kramme
Dr. Holger Becker Ariane Fäscher Thomas Hitschler Dunja Kreiser
Jürgen Berghahn Dr. Johannes Fechner Jasmina Hostert Martin Kröber
Bengt Bergt Sebastian Fiedler Verena Hubertz Kevin Kühnert
Jakob Blankenburg Dr. Edgar Franke Markus Hümpfer Sarah Lahrkamp
Leni Breymaier Fabian Funke Frank Junge Andreas Larem
Katrin Budde Manuel Gava Josip Juratovic Dr. Karl Lauterbach
Isabel Cademartori Dujisin Michael Gerdes Oliver Kaczmarek Kevin Leiser
Dr. Lars Castellucci Martin Gerster Elisabeth Kaiser Luiza Licina-Bode
Jürgen Coße Angelika Glöckner Macit Karaahmetoglu Esra-Leon Limbacher
Bernhard Daldrup Timon Gremmels Carlos Kasper Helge Lindh
24 Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

(A) Bettina Lugk Peggy Schierenbeck Michael Brand (Fulda) Anja Karliczek (C)
Heiko Maas Timo Schisanowski Dr. Reinhard Brandl Ronja Kemmer
Dr. Tanja Machalet Christoph Schmid Dr. Helge Braun Roderich Kiesewetter
Isabel Mackensen-Geis Dr. Nils Schmid Silvia Breher Michael Kießling
Erik von Malottki Uwe Schmidt Sebastian Brehm Dr. Georg Kippels
Holger Mann Dagmar Schmidt (Wetzlar) Heike Brehmer Dr. Ottilie Klein
Kaweh Mansoori Daniel Schneider Michael Breilmann Volkmar Klein
Zanda Martens Carsten Schneider (Erfurt) Ralph Brinkhaus Julia Klöckner
Dorothee Martin Olaf Scholz Dr. Carsten Brodesser Axel Knoerig
Parsa Marvi Johannes Schraps Dr. Marlon Bröhr Jens Koeppen
Franziska Mascheck Christian Schreider Yannick Bury Anne König
Katja Mast Michael Schrodi Gitta Connemann Markus Koob
Andreas Mehltretter Svenja Schulze Mario Czaja Carsten Körber
Takis Mehmet Ali Frank Schwabe Astrid Damerow Gunther Krichbaum
Robin Mesarosch Stefan Schwartze Alexander Dobrindt Dr. Günter Krings
Kathrin Michel Andreas Schwarz Michael Donth Tilman Moritz Kuban
Dr. Matthias Miersch Rita Schwarzelühr-Sutter Hansjörg Durz Ulrich Lange
Matthias David Mieves Dr. Lina Seitzl Ralph Edelhäußer Dr. Silke Launert
Susanne Mittag Svenja Stadler Alexander Engelhard Jens Lehmann
Falko Mohrs Martina Stamm-Fibich Martina Englhardt-Kopf Paul Lehrieder
Claudia Moll Dr. Ralf Stegner Thomas Erndl Dr. Katja Leikert
Siemtje Möller Mathias Stein Hermann Färber Dr. Andreas Lenz
Bettina Müller Nadja Sthamer Uwe Feiler Andrea Lindholz
Michael Müller Ruppert Stüwe Enak Ferlemann Dr. Carsten Linnemann
Detlef Müller (Chemnitz) Claudia Tausend Thorsten Frei Patricia Lips
Michelle Müntefering Michael Thews Dr. Hans-Peter Friedrich Bernhard Loos
Dr. Rolf Mützenich Markus Töns (Hof) Dr. Jan-Marco Luczak
Rasha Nasr Carsten Träger Michael Frieser Daniela Ludwig
Brian Nickholz Anja Troff-Schaffarzyk Ingo Gädechens Klaus Mack
Dietmar Nietan Derya Türk-Nachbaur Dr. Thomas Gebhart Yvonne Magwas
Jörg Nürnberger Frank Ullrich Dr. Jonas Geissler Andreas Mattfeldt
Lennard Oehl Marja-Liisa Völlers Fabian Gramling Stephan Mayer (Altötting)
(B) Mahmut Özdemir (Duisburg) Dirk Vöpel Dr. Ingeborg Gräßle Volker Mayer-Lay (D)
Aydan Özoğuz Dr. Carolin Wagner Hermann Gröhe Dr. Michael Meister
Dr. Christos Pantazis Maja Wallstein Michael Grosse-Brömer Friedrich Merz
Wiebke Papenbrock Hannes Walter Markus Grübel Jan Metzler
Mathias Papendieck Carmen Wegge Manfred Grund Dr. Mathias Middelberg
Natalie Pawlik Melanie Wegling Oliver Grundmann Dietrich Monstadt
Jens Peick Dr. Joe Weingarten Monika Grütters Maximilian Mörseburg
Christian Petry Lena Werner Serap Güler Axel Müller
Dr. Andreas Philippi Bernd Westphal Fritz Güntzler Florian Müller
Jan Plobner Dirk Wiese Olav Gutting Sepp Müller
Sabine Poschmann Dr. Herbert Wollmann Christian Haase Carsten Müller
Achim Post (Minden) Gülistan Yüksel Florian Hahn (Braunschweig)
Ye-One Rhie Stefan Zierke Jürgen Hardt Stefan Müller (Erlangen)
Andreas Rimkus Dr. Jens Zimmermann Matthias Hauer Dr. Stefan Nacke
Sönke Rix Armand Zorn Dr. Stefan Heck Petra Nicolaisen
Dennis Rohde Katrin Zschau Mechthild Heil Wilfried Oellers
Sebastian Roloff Thomas Heilmann Moritz Oppelt
Dr. Martin Rosemann Mark Helfrich Florian Oßner
CDU/CSU Michael Hennrich Josef Oster
Jessica Rosenthal
Michael Roth (Heringen) Knut Abraham Marc Henrichmann Henning Otte
Dr. Thorsten Rudolph Stephan Albani Ansgar Heveling Stephan Pilsinger
Tina Rudolph Norbert Maria Altenkamp Susanne Hierl Dr. Christoph Ploß
Bernd Rützel Philipp Amthor Christian Hirte Dr. Martin Plum
Sarah Ryglewski Artur Auernhammer Alexander Hoffmann Thomas Rachel
Johann Saathoff Peter Aumer Dr. Hendrik Hoppenstedt Kerstin Radomski
Ingo Schäfer Dorothee Bär Franziska Hoppermann Alexander Radwan
Axel Schäfer (Bochum) Thomas Bareiß Hubert Hüppe Alois Rainer
Rebecca Schamber Dr. André Berghegger Erich Irlstorfer Dr. Peter Ramsauer
Johannes Schätzl Peter Beyer Anne Janssen Henning Rehbaum
Dr. Nina Scheer Marc Biadacz Thomas Jarzombek Dr. Markus Reichel
Marianne Schieder Steffen Bilger Andreas Jung Josef Rief
Udo Schiefner Simone Borchardt Ingmar Jung Lars Rohwer
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 25

(A) Dr. Norbert Röttgen Maik Außendorf Zoe Mayer Sandra Bubendorfer-Licht (C)
Stefan Rouenhoff Tobias Bacherle Susanne Menge Dr. Marco Buschmann
Thomas Röwekamp Lisa Badum Swantje Henrike Michaelsen Karlheinz Busen
Erwin Rüddel Annalena Baerbock Dr. Irene Mihalic Carl-Julius Cronenberg
Albert Rupprecht Felix Banaszak Boris Mijatovic Bijan Djir-Sarai
Catarina dos Santos Firnhaber Karl Bär Claudia Müller Christian Dürr
Dr. Wolfgang Schäuble Canan Bayram Sascha Müller Dr. Marcus Faber
Dr. Christiane Schenderlein Katharina Beck Beate Müller-Gemmeke Daniel Föst
Andreas Scheuer Lukas Benner Sara Nanni Otto Fricke
Jana Schimke Dr. Franziska Brantner Dr. Ophelia Nick Maximilian Funke-Kaiser
Patrick Schnieder Agnieszka Brugger Dr. Konstantin von Notz Martin Gaßner-Herz
Nadine Schön Frank Bsirske Omid Nouripour Knut Gerschau
Felix Schreiner Dr. Anna Christmann Karoline Otte Thomas Hacker
Armin Schwarz Dr. Janosch Dahmen Cem Özdemir Reginald Hanke
Detlef Seif Ekin Deligöz Julian Pahlke Philipp Hartewig
Thomas Silberhorn Dr. Sandra Detzer Lisa Paus Ulrike Harzer
Björn Simon Katharina Dröge Dr. Paula Piechotta Peter Heidt
Tino Sorge Deborah Düring Filiz Polat Katrin Helling-Plahr
Jens Spahn Harald Ebner Dr. Anja Reinalter Markus Herbrand
Katrin Staffler Leon Eckert Tabea Rößner Torsten Herbst
Dr. Wolfgang Stefinger Marcel Emmerich Claudia Roth (Augsburg) Katja Hessel
Albert Stegemann Emilia Fester Dr. Manuela Rottmann Dr. Gero Clemens Hocker
Johannes Steiniger Schahina Gambir Corinna Rüffer Manuel Höferlin
Christian Frhr. von Stetten Tessa Ganserer Kassem Taher Saleh Dr. Christoph Hoffmann
Dieter Stier Matthias Gastel Jamila Schäfer Reinhard Houben
Diana Stöcker Kai Gehring Dr. Sebastian Schäfer Olaf In der Beek
Gero Storjohann Stefan Gelbhaar Stefan Schmidt Dr. Ann-Veruschka Jurisch
Stephan Stracke Dr. Jan-Niclas Gesenhues Marlene Schönberger Karsten Klein
Max Straubinger Katrin Göring-Eckardt Christina-Johanne Schröder Daniela Kluckert
Christina Stumpp Dr. Armin Grau Kordula Schulz-Asche Pascal Kober
Dr. Hermann-Josef Tebroke Erhard Grundl Melis Sekmen Dr. Lukas Köhler
Hans-Jürgen Thies Sabine Grützmacher Nyke Slawik Carina Konrad
(B) Alexander Throm Robert Habeck Dr. Anne Monika Spallek Michael Kruse (D)
Antje Tillmann Britta Haßelmann Merle Spellerberg Wolfgang Kubicki
Astrid Timmermann-Fechter Linda Heitmann Nina Stahr Konstantin Kuhle
Markus Uhl Kathrin Henneberger Dr. Till Steffen Alexander Graf Lambsdorff
Dr. Volker Ullrich Bernhard Herrmann Hanna Steinmüller Ulrich Lechte
Kerstin Vieregge Dr. Bettina Hoffmann Dr. Wolfgang Jürgen Lenders
Dr. Anton Hofreiter Strengmann-Kuhn
Dr. Oliver Vogt Dr. Thorsten Lieb
Bruno Hönel Awet Tesfaiesus
Christoph de Vries Lars Lindemann
Dieter Janecek Jürgen Trittin
Dr. Johann David Wadephul Christian Lindner
Lamya Kaddor Katrin Uhlig
Marco Wanderwitz Michael Georg Link
Dr. Kirsten Kappert-Gonther Dr. Julia Verlinden
Nina Warken (Heilbronn)
Michael Kellner Niklas Wagener
Dr. Anja Weisgerber Oliver Luksic
Katja Keul Robin Wagener
Maria-Lena Weiss Kristine Lütke
Misbah Khan Johannes Wagner
Sabine Weiss (Wesel I) Till Mansmann
Sven-Christian Kindler Beate Walter-Rosenheimer
Kai Whittaker Anikó Merten
Saskia Weishaupt
Annette Widmann-Mauz Maria Klein-Schmeink Christoph Meyer
Stefan Wenzel
Dr. Klaus Wiener Chantal Kopf Maximilian Mordhorst
Tina Winklmann
Klaus-Peter Willsch Laura Kraft Alexander Müller
Elisabeth Winkelmeier-Becker Philip Krämer Frank Müller-Rosentritt
Tobias Winkler Oliver Krischer FDP Claudia Raffelhüschen
Mechthilde Wittmann Christian Kühn (Tübingen) Valentin Abel Dr. Volker Redder
Mareike Lotte Wulf Renate Künast Katja Adler Hagen Reinhold
Emmi Zeulner Markus Kurth Renata Alt Bernd Reuther
Paul Ziemiak Ricarda Lang Christine Aschenberg-Dugnus Dr. h. c. Thomas
Nicolas Zippelius Sven Lehmann Nicole Bauer Sattelberger
Steffi Lemke Jens Beeck Christian Sauter
Anja Liebert Ingo Bodtke Frank Schäffler
BÜNDNIS 90/ Helge Limburg Ria Schröder
DIE GRÜNEN Friedhelm Boginski
Dr. Tobias Lindner Dr. Jens Brandenburg Anja Schulz
Stephanie Aeffner Denise Loop (Rhein-Neckar) Matthias Seestern-Pauly
Luise Amtsberg Max Lucks Mario Brandenburg Dr. Stephan Seiter
Andreas Audretsch Dr. Anna Lührmann (Südpfalz) Rainer Semet
26 Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

(A) Judith Skudelny Thomas Ehrhorn Jan Ralf Nolte Christian Görke (C)
Bettina Stark-Watzinger Dr. Michael Espendiller Gerold Otten Ates Gürpinar
Konrad Stockmeier Robert Farle Tobias Matthias Peterka Dr. Gregor Gysi
Dr. Marie-Agnes Strack- Peter Felser Stephan Protschka Dr. André Hahn
Zimmermann Dietmar Friedhoff Martin Reichardt Susanne Hennig-Wellsow
Benjamin Strasser Markus Frohnmaier Martin Erwin Renner Andrej Hunko
Linda Teuteberg Dr. Götz Frömming Frank Rinck Katja Kipping
Jens Teutrine Dr. Alexander Gauland Bernd Schattner Jan Korte
Michael Theurer Albrecht Glaser Ulrike Schielke-Ziesing Ina Latendorf
Stephan Thomae Hannes Gnauck Eugen Schmidt Caren Lay
Nico Tippelt Kay Gottschalk Jan Wenzel Schmidt
Manfred Todtenhausen Ralph Lenkert
Mariana Iris Harder-Kühnel Jörg Schneider Christian Leye
Dr. Florian Toncar Jochen Haug Uwe Schulz
Dr. Andrew Ullmann Dr. Gesine Lötzsch
Martin Hess Thomas Seitz Thomas Lutze
Gerald Ullrich Karsten Hilse Martin Sichert Pascal Meiser
Johannes Vogel (Olpe) Nicole Höchst Dr. Dirk Spaniel Amira Mohamed Ali
Sandra Weeser Leif-Erik Holm René Springer Cornelia Möhring
Nicole Westig
Johannes Huber Klaus Stöber
Dr. Volker Wissing Zaklin Nastic
Gerrit Huy Beatrix von Storch Petra Pau
Fabian Jacobi Dr. Alice Weidel
AfD Sören Pellmann
Steffen Janich Dr. Harald Weyel Victor Perli
Carolin Bachmann Dr. Marc Jongen Wolfgang Wiehle Heidi Reichinnek
Dr. Christina Baum Dr. Malte Kaufmann Dr. Christian Wirth
Dr. Michael Kaufmann Martina Renner
Dr. Bernd Baumann Joachim Wundrak
Stefan Keuter Bernd Riexinger
Roger Beckamp Kay-Uwe Ziegler
Norbert Kleinwächter Dr. Petra Sitte
Marc Bernhard
Enrico Komning Jessica Tatti
Andreas Bleck DIE LINKE
Jörn König Alexander Ulrich
René Bochmann
Steffen Kotré Gökay Akbulut Kathrin Vogler
Peter Boehringer
Gereon Bollmann Dr. Rainer Kraft Ali Al-Dailami Dr. Sahra Wagenknecht
Dirk Brandes Barbara Lenk Dr. Dietmar Bartsch Janine Wissler
(B) Stephan Brandner Rüdiger Lucassen Matthias W. Birkwald (D)
Jürgen Braun Corinna Miazga Sevim Dağdelen Fraktionslos
Marcus Bühl Mike Moncsek Anke Domscheit-Berg
Matthias Moosdorf Klaus Ernst Matthias Helferich
Joana Cotar
Dr. Gottfried Curio Sebastian Münzenmaier Susanne Ferschl Stefan Seidler
Thomas Dietz Edgar Naujok Nicole Gohlke

Abgeordnete, die sich wegen gesetzlichen Mutterschutzes für ihre Abwesenheit entschuldigt haben, sind in der
Liste der entschuldigten Abgeordneten (Anlage 1) aufgeführt.
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 27

(A) Anlage 3 (C)

Ergebnisse und Namensverzeichnis


der Mitglieder des Deutschen Bundestages, die an der Wahl der Stellvertreterinnen und Stellvertreter der
Präsidentin des Deutschen Bundestages teilgenommen haben
(Tagesordnungspunkt 6)

Abgegebene Stimmkarten: 727


Abgeordnete/r Ja-Stimmen* Nein-Stimmen Enthaltungen Ungültige Stimmen
Aydan Özoğuz 544 127 55 1
Yvonne Magwas 600 62 60 5
Claudia Roth 565 111 50 1
Wolfgang Kubicki 564 91 69 3
Dr. Michael Kaufmann 118 553 29 27
Petra Pau 484 163 76 4

* Zur Wahl sind mindestens 369 Ja-Stimmen erforderlich.

SPD Ariane Fäscher Cansel Kiziltepe Susanne Mittag


Dr. Johannes Fechner Helmut Kleebank Falko Mohrs
Sanae Abdi
Sebastian Fiedler Dr. Kristian Klinck Claudia Moll
Adis Ahmetovic
Dr. Edgar Franke Lars Klingbeil Siemtje Möller
Reem Alabali-Radovan
Fabian Funke Annika Klose Bettina Müller
(B) Dagmar Andres Manuel Gava Tim Klüssendorf Michael Müller (D)
Niels Annen
Michael Gerdes Dr. Bärbel Kofler Detlef Müller (Chemnitz)
Johannes Arlt Simona Koß
Martin Gerster Michelle Müntefering
Heike Baehrens Angelika Glöckner Anette Kramme Dr. Rolf Mützenich
Ulrike Bahr Timon Gremmels Dunja Kreiser Rasha Nasr
Daniel Baldy Kerstin Griese Martin Kröber Brian Nickholz
Nezahat Baradari Uli Grötsch Kevin Kühnert Dietmar Nietan
Sören Bartol Bettina Hagedorn Sarah Lahrkamp Jörg Nürnberger
Bärbel Bas Rita Hagl-Kehl Andreas Larem Lennard Oehl
Dr. Holger Becker Metin Hakverdi Dr. Karl Lauterbach Mahmut Özdemir (Duisburg)
Jürgen Berghahn Sebastian Hartmann Kevin Leiser Aydan Özoğuz
Bengt Bergt Dirk Heidenblut Luiza Licina-Bode Dr. Christos Pantazis
Jakob Blankenburg Hubertus Heil (Peine) Esra-Leon Limbacher Wiebke Papenbrock
Leni Breymaier Frauke Heiligenstadt Helge Lindh Mathias Papendieck
Katrin Budde Gabriela Heinrich Bettina Lugk Natalie Pawlik
Isabel Cademartori Dujisin Wolfgang Hellmich Heiko Maas Jens Peick
Dr. Lars Castellucci Anke Hennig Dr. Tanja Machalet Christian Petry
Jürgen Coße Nadine Heselhaus Isabel Mackensen-Geis Dr. Andreas Philippi
Bernhard Daldrup Thomas Hitschler Erik von Malottki Jan Plobner
Hakan Demir Jasmina Hostert Holger Mann Sabine Poschmann
Dr. Karamba Diaby Verena Hubertz Kaweh Mansoori Achim Post (Minden)
Martin Diedenhofen Markus Hümpfer Zanda Martens Ye-One Rhie
Esther Dilcher Frank Junge Dorothee Martin Andreas Rimkus
Sabine Dittmar Josip Juratovic Parsa Marvi Sönke Rix
Felix Döring Oliver Kaczmarek Franziska Mascheck Dennis Rohde
Falko Droßmann Elisabeth Kaiser Katja Mast Sebastian Roloff
Axel Echeverria Macit Karaahmetoglu Andreas Mehltretter Dr. Martin Rosemann
Sonja Eichwede Carlos Kasper Takis Mehmet Ali Jessica Rosenthal
Heike Engelhardt Anna Kassautzki Robin Mesarosch Michael Roth (Heringen)
Dr. Wiebke Esdar Gabriele Katzmarek Kathrin Michel Dr. Thorsten Rudolph
Saskia Esken Rainer Johannes Keller Dr. Matthias Miersch Tina Rudolph
Yasmin Fahimi Dr. Franziska Kersten Matthias David Mieves Bernd Rützel
28 Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

(A) Sarah Ryglewski Artur Auernhammer Alexander Hoffmann Dr. Martin Plum (C)
Johann Saathoff Peter Aumer Dr. Hendrik Hoppenstedt Thomas Rachel
Ingo Schäfer Dorothee Bär Franziska Hoppermann Kerstin Radomski
Axel Schäfer (Bochum) Thomas Bareiß Hubert Hüppe Alexander Radwan
Rebecca Schamber Dr. André Berghegger Erich Irlstorfer Alois Rainer
Johannes Schätzl Peter Beyer Anne Janssen Dr. Peter Ramsauer
Dr. Nina Scheer Marc Biadacz Thomas Jarzombek Henning Rehbaum
Marianne Schieder Steffen Bilger Andreas Jung Dr. Markus Reichel
Udo Schiefner Simone Borchardt Ingmar Jung Josef Rief
Peggy Schierenbeck Michael Brand (Fulda) Anja Karliczek Lars Rohwer
Timo Schisanowski Dr. Reinhard Brandl Ronja Kemmer Dr. Norbert Röttgen
Christoph Schmid Dr. Helge Braun Roderich Kiesewetter Stefan Rouenhoff
Dr. Nils Schmid Silvia Breher Michael Kießling Thomas Röwekamp
Uwe Schmidt Sebastian Brehm Dr. Georg Kippels Erwin Rüddel
Dagmar Schmidt (Wetzlar) Heike Brehmer Dr. Ottilie Klein Albert Rupprecht
Daniel Schneider Michael Breilmann Volkmar Klein Catarina dos Santos
Carsten Schneider (Erfurt) Ralph Brinkhaus Julia Klöckner Firnhaber
Olaf Scholz Dr. Carsten Brodesser Axel Knoerig Dr. Wolfgang Schäuble
Johannes Schraps Dr. Marlon Bröhr Jens Koeppen Dr. Christiane Schenderlein
Christian Schreider Yannick Bury Anne König Andreas Scheuer
Michael Schrodi Gitta Connemann Markus Koob Jana Schimke
Svenja Schulze Mario Czaja Carsten Körber Patrick Schnieder
Frank Schwabe Astrid Damerow Gunther Krichbaum Nadine Schön
Stefan Schwartze Alexander Dobrindt Dr. Günter Krings Felix Schreiner
Andreas Schwarz Michael Donth Tilman Moritz Kuban Armin Schwarz
Rita Schwarzelühr-Sutter Hansjörg Durz Ulrich Lange Detlef Seif
Dr. Lina Seitzl Ralph Edelhäußer Armin Laschet Thomas Silberhorn
Svenja Stadler Alexander Engelhard Dr. Silke Launert Björn Simon
Martina Stamm-Fibich Martina Englhardt-Kopf Jens Lehmann Tino Sorge
Dr. Ralf Stegner Thomas Erndl Paul Lehrieder Jens Spahn
Mathias Stein Hermann Färber Dr. Katja Leikert Katrin Staffler
Nadja Sthamer Uwe Feiler Dr. Andreas Lenz Dr. Wolfgang Stefinger
(B) Ruppert Stüwe Enak Ferlemann Andrea Lindholz Albert Stegemann (D)
Claudia Tausend Thorsten Frei Dr. Carsten Linnemann Johannes Steiniger
Michael Thews Dr. Hans-Peter Friedrich Patricia Lips Christian Frhr. von Stetten
Markus Töns (Hof) Bernhard Loos Dieter Stier
Carsten Träger Michael Frieser Dr. Jan-Marco Luczak Diana Stöcker
Anja Troff-Schaffarzyk Ingo Gädechens Daniela Ludwig Gero Storjohann
Derya Türk-Nachbaur Dr. Thomas Gebhart Klaus Mack Stephan Stracke
Frank Ullrich Dr. Jonas Geissler Yvonne Magwas Max Straubinger
Marja-Liisa Völlers Fabian Gramling Andreas Mattfeldt Christina Stumpp
Dirk Vöpel Dr. Ingeborg Gräßle Stephan Mayer (Altötting) Dr. Hermann-Josef Tebroke
Dr. Carolin Wagner Hermann Gröhe Volker Mayer-Lay Hans-Jürgen Thies
Maja Wallstein Michael Grosse-Brömer Dr. Michael Meister Alexander Throm
Hannes Walter Markus Grübel Friedrich Merz Antje Tillmann
Carmen Wegge Manfred Grund Jan Metzler Astrid Timmermann-Fechter
Melanie Wegling Oliver Grundmann Dr. Mathias Middelberg Markus Uhl
Dr. Joe Weingarten Monika Grütters Dietrich Monstadt Dr. Volker Ullrich
Lena Werner Serap Güler Maximilian Mörseburg Kerstin Vieregge
Bernd Westphal Fritz Güntzler Axel Müller Dr. Oliver Vogt
Dirk Wiese Olav Gutting Florian Müller Christoph de Vries
Dr. Herbert Wollmann Christian Haase Sepp Müller Dr. Johann David Wadephul
Gülistan Yüksel Florian Hahn Carsten Müller Marco Wanderwitz
Stefan Zierke Jürgen Hardt (Braunschweig) Nina Warken
Dr. Jens Zimmermann Matthias Hauer Stefan Müller (Erlangen) Dr. Anja Weisgerber
Armand Zorn Dr. Stefan Heck Dr. Stefan Nacke Maria-Lena Weiss
Katrin Zschau Mechthild Heil Petra Nicolaisen Sabine Weiss (Wesel I)
Thomas Heilmann Wilfried Oellers Kai Whittaker
Mark Helfrich Moritz Oppelt Annette Widmann-Mauz
CDU/CSU Michael Hennrich Florian Oßner Dr. Klaus Wiener
Knut Abraham Marc Henrichmann Josef Oster Klaus-Peter Willsch
Stephan Albani Ansgar Heveling Henning Otte Elisabeth Winkelmeier-
Norbert Maria Altenkamp Susanne Hierl Stephan Pilsinger Becker
Philipp Amthor Christian Hirte Dr. Christoph Ploß Tobias Winkler
Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021 29

(A) Mechthilde Wittmann Christian Kühn (Tübingen) FDP Alexander Müller (C)
Mareike Lotte Wulf Renate Künast Frank Müller-Rosentritt
Valentin Abel
Emmi Zeulner Markus Kurth Claudia Raffelhüschen
Katja Adler
Paul Ziemiak Sven Lehmann Dr. Volker Redder
Muhanad Al-Halak
Nicolas Zippelius Steffi Lemke Hagen Reinhold
Renata Alt
Anja Liebert Christine Aschenberg-Dugnus Bernd Reuther
BÜNDNIS 90/ Helge Limburg Nicole Bauer Dr. h. c. Thomas
Dr. Tobias Lindner Sattelberger
DIE GRÜNEN Jens Beeck
Denise Loop Christian Sauter
Stephanie Aeffner Ingo Bodtke
Max Lucks Frank Schäffler
Luise Amtsberg Friedhelm Boginski
Dr. Anna Lührmann Ria Schröder
Andreas Audretsch Dr. Jens Brandenburg
Zoe Mayer (Rhein-Neckar) Anja Schulz
Maik Außendorf Matthias Seestern-Pauly
Susanne Menge Mario Brandenburg
Tobias Bacherle (Südpfalz) Dr. Stephan Seiter
Lisa Badum Swantje Henrike Michaelsen
Sandra Bubendorfer-Licht Rainer Semet
Annalena Baerbock Dr. Irene Mihalic
Dr. Marco Buschmann Judith Skudelny
Felix Banaszak Boris Mijatovic
Karlheinz Busen Bettina Stark-Watzinger
Karl Bär Claudia Müller Konrad Stockmeier
Sascha Müller Carl-Julius Cronenberg
Canan Bayram Bijan Djir-Sarai Dr. Marie-Agnes Strack-
Katharina Beck Beate Müller-Gemmeke Zimmermann
Christian Dürr
Lukas Benner Sara Nanni Benjamin Strasser
Dr. Marcus Faber
Dr. Franziska Brantner Dr. Ophelia Nick Linda Teuteberg
Daniel Föst
Agnieszka Brugger Dr. Konstantin von Notz Jens Teutrine
Otto Fricke
Frank Bsirske Omid Nouripour Maximilian Funke-Kaiser Michael Theurer
Dr. Anna Christmann Karoline Otte Martin Gaßner-Herz Stephan Thomae
Dr. Janosch Dahmen Cem Özdemir Knut Gerschau Nico Tippelt
Ekin Deligöz Julian Pahlke Thomas Hacker Manfred Todtenhausen
Dr. Sandra Detzer Lisa Paus Reginald Hanke Dr. Florian Toncar
Katharina Dröge Dr. Paula Piechotta Philipp Hartewig Dr. Andrew Ullmann
Deborah Düring Filiz Polat Ulrike Harzer Gerald Ullrich
Harald Ebner Dr. Anja Reinalter Peter Heidt Johannes Vogel (Olpe)
Leon Eckert Tabea Rößner Katrin Helling-Plahr Sandra Weeser
(B) Marcel Emmerich Claudia Roth (Augsburg) Markus Herbrand Nicole Westig (D)
Emilia Fester Dr. Manuela Rottmann Torsten Herbst Dr. Volker Wissing
Schahina Gambir Corinna Rüffer Katja Hessel
Tessa Ganserer Kassem Taher Saleh Dr. Gero Clemens Hocker AfD
Matthias Gastel Jamila Schäfer Manuel Höferlin
Kai Gehring Dr. Christoph Hoffmann Carolin Bachmann
Dr. Sebastian Schäfer
Stefan Gelbhaar Reinhard Houben Dr. Christina Baum
Ulle Schauws
Dr. Jan-Niclas Gesenhues Olaf In der Beek Dr. Bernd Baumann
Stefan Schmidt
Katrin Göring-Eckardt Gyde Jensen Roger Beckamp
Marlene Schönberger
Dr. Armin Grau Dr. Ann-Veruschka Jurisch Marc Bernhard
Christina-Johanne Schröder Andreas Bleck
Erhard Grundl Karsten Klein
Kordula Schulz-Asche René Bochmann
Sabine Grützmacher Daniela Kluckert
Melis Sekmen Peter Boehringer
Robert Habeck Pascal Kober
Britta Haßelmann Nyke Slawik Gereon Bollmann
Dr. Anne Monika Spallek Dr. Lukas Köhler
Linda Heitmann Carina Konrad Dirk Brandes
Kathrin Henneberger Merle Spellerberg Stephan Brandner
Michael Kruse
Bernhard Herrmann Nina Stahr Jürgen Braun
Wolfgang Kubicki
Dr. Bettina Hoffmann Dr. Till Steffen Marcus Bühl
Konstantin Kuhle
Hanna Steinmüller
Dr. Anton Hofreiter Alexander Graf Lambsdorff Joana Cotar
Bruno Hönel Dr. Wolfgang Strengmann- Ulrich Lechte Dr. Gottfried Curio
Dieter Janecek Kuhn Thomas Dietz
Jürgen Lenders
Lamya Kaddor Awet Tesfaiesus Thomas Ehrhorn
Dr. Thorsten Lieb
Dr. Kirsten Kappert-Gonther Jürgen Trittin Dr. Michael Espendiller
Lars Lindemann
Michael Kellner Katrin Uhlig Christian Lindner Robert Farle
Katja Keul Dr. Julia Verlinden Michael Georg Link Peter Felser
Misbah Khan Niklas Wagener (Heilbronn) Dietmar Friedhoff
Sven-Christian Kindler Robin Wagener Oliver Luksic Markus Frohnmaier
Maria Klein-Schmeink Johannes Wagner Kristine Lütke Dr. Götz Frömming
Chantal Kopf Beate Walter-Rosenheimer Till Mansmann Dr. Alexander Gauland
Laura Kraft Saskia Weishaupt Anikó Merten Albrecht Glaser
Philip Krämer Stefan Wenzel Christoph Meyer Hannes Gnauck
Oliver Krischer Tina Winklmann Maximilian Mordhorst Kay Gottschalk
30 Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 26. Oktober 2021

(A) Mariana Iris Harder-Kühnel Edgar Naujok Kay-Uwe Ziegler Thomas Lutze (C)
Jochen Haug Jan Ralf Nolte Pascal Meiser
Martin Hess Gerold Otten DIE LINKE Amira Mohamed Ali
Karsten Hilse Tobias Matthias Peterka Cornelia Möhring
Nicole Höchst Stephan Protschka Gökay Akbulut
Zaklin Nastic
Leif-Erik Holm Martin Reichardt Ali Al-Dailami
Dr. Dietmar Bartsch Petra Pau
Johannes Huber Martin Erwin Renner
Matthias W. Birkwald Sören Pellmann
Gerrit Huy Frank Rinck
Fabian Jacobi Bernd Schattner Sevim Dağdelen Victor Perli
Steffen Janich Ulrike Schielke-Ziesing Anke Domscheit-Berg Heidi Reichinnek
Dr. Marc Jongen Eugen Schmidt Klaus Ernst Martina Renner
Dr. Malte Kaufmann Jan Wenzel Schmidt Susanne Ferschl Bernd Riexinger
Dr. Michael Kaufmann Jörg Schneider Nicole Gohlke Dr. Petra Sitte
Stefan Keuter Uwe Schulz Christian Görke Jessica Tatti
Norbert Kleinwächter Thomas Seitz Ates Gürpinar Alexander Ulrich
Enrico Komning Martin Sichert Dr. Gregor Gysi Kathrin Vogler
Jörn König Dr. Dirk Spaniel Dr. André Hahn
Dr. Sahra Wagenknecht
Steffen Kotré René Springer Susanne Hennig-Wellsow
Janine Wissler
Dr. Rainer Kraft Klaus Stöber Katja Kipping
Barbara Lenk Beatrix von Storch Jan Korte
Rüdiger Lucassen Dr. Alice Weidel Ina Latendorf Fraktionslos
Corinna Miazga Dr. Harald Weyel Caren Lay
Matthias Helferich
Mike Moncsek Wolfgang Wiehle Ralph Lenkert
Stefan Seidler
Matthias Moosdorf Dr. Christian Wirth Christian Leye
Sebastian Münzenmaier Joachim Wundrak Dr. Gesine Lötzsch

Abgeordnete, die sich wegen gesetzlichen Mutterschutzes für ihre Abwesenheit entschuldigt haben, sind in der
Liste der entschuldigten Abgeordneten (Anlage 1) aufgeführt.

(B) (D)

Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co. KG, Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin, www.heenemann-druck.de
Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de
ISSN 0722-8333

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